Du möchtest Fahrrad fahren lernen – oder es deinen Kindern beibringen? Wir erklären, worauf kleine und grosse Fahrradanfänger:innen achten sollten.

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Die meisten Kinder mögen Schnelligkeit und wollen alles selbst erkunden. Dafür eignet sich Fahrradfahren ausgezeichnet. Viele Erwachsene sind hingegen vielleicht während ihrer Kindheit und Jugend ohne Rad zurechtgekommen, möchten jetzt aber das Fahrradfahren lernen – sei es für einen umweltfreundlicheren Arbeitsweg oder um Sport zu machen.

Vor allem bei sehr jungen Kindern ist wichtig: Im Strassenverkehr ist höchste Achtsamkeit geboten. Daher ist es nötig, die Stärken und Schwächen seiner Kinder zu kennen, denn sie nehmen die Umwelt anders wahr als Erwachsene. Das kann gefährlich werden.

Du solltest ein paar Dinge im Blick behalten. Kinder haben:

  • ein eingeschränktes Seh- und Richtungsvermögen
  • einen unausgeprägten Gleichgewichtssinn
  • die Eigenschaft, Entfernungen schlechter einzuschätzen
  • einen hohen Körperschwerpunkt
  • das Gefühl, im Zentrum des Geschehens zu stehen

Erwachsene haben ein besseres Gefühl für ihre Umgebung und können Risiken besser beurteilen. Dennoch sollten sie das Fahrradfahren auf keinen Fall unterschätzen, nur weil es die meisten Menschen können.

Fahrrad fahren lernen: 9 Schritte, bevor du das erste Mal aufs Rad steigst

Alle Fahrrad-Anfänger:innen sollten zuerst auf Sicherheit achten. Bei Kindern sind natürlich die Erziehungsberechtigten dafür verantwortlich, das sicherzustellen. Gutes Gleichgewicht beim Fahren zu entwickeln, macht dabei einen grossen Teil der Sicherheit aus. Aber auch durch die richtige Vorbereitung kannst du Stürze und Verletzungen verhindern. Darüber hinaus gehört etwas Mut dazu.

Folgendes solltest du bedenken, wenn du das Fahrradfahren lernen willst:

1. Fahre immer mit Helm! Handschoner können ausserdem Abschürfungen verhindern, wenn du dich einmal mit den Händen abfangen musst.

2. Stelle die richtige Sattelhöhe ein. Du solltest darauf sitzen und mit den Füssen den Boden erreichen können.

3. Stelle die richtige Lenkerhöhe ein. Du solltest eine aufrechte Haltung haben, die Bremsen erreichen und angenehm lenken können.

4. Taste dich in deinem eigenen Tempo ans Fahren heran und lasse dich nicht unter Druck setzen. Falls du das Fahrradfahren einem Kind beibringst: Rede gelassen mit ihm, ohne grosse Erwartungen aufzubauen.

5. Das Fahrrad vor dem Aufsteigen erst einmal durch die Gegend zu schieben, kann helfen, ein Gefühl für sein Gewicht und seine Bewegung aufzubauen. Gehe dabei am besten auch um Kurven, durch Slaloms, und so weiter.

6. Beim Schieben solltest du auch das Bremsen üben: Wie schnell reagieren die Bremsen? Wie wirken sich Vorder- und Rückradbremse auf das Bewegungsmuster aus?

7. Bei Kindern: Stelle sicher, dass sie wissen, wie die Pedale funktionieren. Gibt es beispielsweise eine Rücktrittsbremse? Willst du ohnehin ein neues Rad kaufen, ist es gut zu wissen, dass Rücktrittsbremsen für Anfänger:innen jedes Alters eher ungeeignet sind: Sie können bei Schreckreaktion zu unbeabsichtigten Vollbremsungen und zu Stürzen führen. Bei Kindern kann die Rücktrittbremse zusätzlich dazu führen, dass sie sich nicht angewöhnen, die Handbremsen zu nutzen. Dann kann das Fahren mit anderen Fahrrädern später gefährlich werden.

8. Mache dich oder das Kind auch über Bremsen und Pedale hinaus mit dem Fahrrad bekannt. Wer Rad fährt, sollte für seine Unabhängigkeit zum Beispiel folgende Dinge wissen:

9. Wenn du Fahrrad fahren lernst, kannst du die Gelegenheit auch nutzen, um dir Wissen anzueignen, das viele erfahrene Radler:innen nicht haben. Zum Beispiel, welche Fahrradständer dein Rad kaputtmachen können, ob man das Fahrrad in Bus oder Bahn mitnehmen darf und ob das Tempolimit auch fürs Fahrrad gilt.

Wie Kinder und Erwachsene sicher Fahrrad fahren lernen

Einmal aufs Rad aufgestiegen, musst du nicht sofort in die Pedale treten. Schiebe dich vielleicht erst einmal mit den Füssen voran. Mache dabei am besten ähnliche Übungen wie zuvor beim Schieben: Gehe durch Slaloms oder um Kurven, probiere die Bremsen aus und stelle sicher, dass du sicher vom Sattel kommst.

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Einem Kind wirst du bei den ersten Versuchen natürlich Hilfestellung geben müssen. Und auch als Erwachsene:r solltest du dich keinesfalls schämen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Viele Städte oder Gemeinden bieten Kurse speziell für Erwachsene an, die das Fahrradfahren lernen. Beim ADFC gibt es zum Beispiel solche Angebote. Traust du dich also jetzt noch nicht, ohne Stütze in die Pedale zu treten, nimm vor dem nächsten Schritt diese Hilfe in Anspruch.

Tipp: Weite Hosenbeine können sich in der Kette verfangen. Vermeide diese also bei denen ersten Fahrversuchen.

Wenn du bereit bist, kann du den ersten Tritt machen. Der Pressedienst Fahrrad rät:

  1. Suche dir eine ebene und grosse Fläche in einem verkehrsberuhigten Bereich, zum Beispiel einem nicht viel befahrenen Parkplatz.
  2. Helm auf und gegebenenfalls Handschuhe an? Setze dich auf den Sattel. Erfahrene Fahrradfahrer:innen siehst du bestimmt oft anfahren, während sie in den Pedalen stehen. Das bedarf aber etwas mehr Übung.
  3. Stelle einen Fuss auf das obere Pedal, das in der oberen Hälfte seines Umkreises stehen sollte, aber vor der vertikalen Mitte – sozusagen auf 11 Uhr, wie der linke Fuss des Radlers ganz rechts im Bild. So kannst du direkt nach unten treten und etwas Beschleunigung erzeugen.
  4. Tritt mit dem oberen Bein (ob rechts oder links bleibt natürlich dir überlassen) ins Pedal und stosse dich mit dem anderen Bein vorsichtig vom Boden ab. Denk daran: Sobald du etwas Geschwindigkeit gesammelt hast, ist es viel leichter, die Balance zu halten, als kurz nach dem Anfahren.
  5. Tritt so lange weiter, wie du es schaffst und wiederhole das Anfahren einige Male.
  6. Sei dir bewusst, dass Fahrrad fahren schwierig ist und du viel Übung brauchen wirst, bis du einmal sicher im Strassenverkehr unterwegs bist. Denn Kurven zu fahren, sicher zu bremsen und Engstellen zu passieren, sind noch einmal eine ganz andere Schwierigkeitsstufe. Fahre deshalb lieber erst einmal nur in Tempo-30-Zonen oder auf Radwegen. Für kleinere Kinder gelten diese Vorsichtsmassnahmen natürlich ganz besonders, und sie sollten nur in Begleitung Fahrrad fahren lernen.

Wichtige Tipps für dich als Mentor:in von Kindern

Je nach Alter können Kinder das Fahrradfahren schnell lernen. Hier sind die wichtigsten Schritte zum Erfolg kurz zusammengefasst:

  1. Je früher, desto besser: Gewöhne dein Kind daran, aktiv zu sein. Dies gelingt dir zum Beispiel mit einem Roller als erstes Transportmittel.
  2. Keine Stützräder: Was nach Sicherheit aussieht, verlangsamt nur das Finden des Gleichgewichtssinns. Lieber selbst Hand anlegen und das Kind während der ersten Fahrstunden kurz halten.
  3. Eine sichere Umgebung: Achte darauf, dass das Kind nicht im Verkehr fährt, sondern an einem sicheren und ruhigen Ort üben kann.
  4. Stärken und Schwächen: Kinder haben unterschiedliche Fähigkeiten. Sei geduldig und versuche das Kind zu ermutigen, falls es sich leicht ablenken lässt oder seine Motorik noch nicht beherrscht.
  5. Ins Rollen bringen: Motiviere das Kind mit kurzem Anschubsen, selbst in die Pedale zu treten, statt es den ganzen Weg zu begleiten. Nur so stabilisiert sich die Motorik des Kindes.
  6. Verletzungsgefahr: Dein Kind vor Rückschlägen beschützen zu wollen, ist normal. Es sollte jedoch auch die möglichen Gefahren beim Fahrradfahren verstehen.
  7. Stürzen, kurzer Schmerz und wieder in die Pedale. Aus Fehlern kann man lernen und auf die nächsten vorbereitet sein.
  8. Blick nach vorn: Wenn dein Kind schon das Gleichgewicht halten kann, solltest du nicht von hinten anschubsen, sondern neben ihm oder vor ihm zu laufen, damit es stets geradeaus schaut.
  9. Immer wieder versuchen: Wenn das Kind erst einmal Spass am Fahren gefunden hat, solltest du das Fahrrad bei jeder Gelegenheit nutzen, um mit ihm zu üben, damit es die Lust daran nicht wieder verliert.
  10. Vorbildfunktion: Die Eltern sind und bleiben die Vorbilder der Kinder. Lebe einen positiven Umgang mit der Handhabung des Fahrrades vor. Das beginnt schon, wenn die Kleinen im Kinderanhänger am Fahrrad transportiert werden. Dort fühlen sie zum Beispiel die Geschwindigkeit, sehen die Natur und erleben unterbewusst das Miteinander im Strassenverkehr.

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Überarbeitet von Denise Schmucker  © UTOPIA

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