Genügsamkeit bedeutet, dass du nicht immer nach mehr streben musst. Wir erklären dir, wie du genügsamer leben kannst und warum dieser Lebensstil glücklich macht.

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Genügsamkeit bedeutet zum einen, dass du mit dem, was du hast, zufrieden bist und nicht immer nach mehr strebst. Es kann aber auch bedeuten, mit wenig glücklich zu sein.

Der Dalai Lama sagt folgendes zur Genügsamkeit: "Die Ironie will es so, dass wir dann, wenn wir das Objekt unserer Wünsche erlangt haben, immer noch nicht zufrieden sind. Auf diese Weise nimmt die Begierde nie ein Ende und ist eine ständige Quelle der Schwierigkeiten. Das einzige Gegenmittel ist die Genügsamkeit."

Synonyme zur Genügsamkeit sind laut Duden unter anderem Dankbarkeit und Einfachheit. Diese Begriffe sind ein wichtiger Teil eines genügsamen Lebens:

  • Dankbarkeit solltest du für die Dinge empfinden, die du hast. Statt nach mehr zu streben, solltest du dir bewusst machen, wie wertvoll deine bestehenden Dinge sind.
  • Einfachheit geht einher mit dem Minimalismus: ein einfaches Leben mit wenig Besitz, das dich aber erfüllt und glücklich macht.

Wenn du diese beiden Eigenschaften verinnerlichst, machst du dir bewusster, was du hast. Auch deine Wertschätzung ist grösser.

Moderne Konsumgesellschaft, die immer mehr will

Der grösste Gegner der Genügsamkeit – auch Suffizienz genannt – ist laut Forschern die Gier.

Wir leben in einer Konsumgesellschaft, die uns ständig dazu verleitet, neue Dinge zu kaufen – oft, ohne dass wir sie wirklich brauchen. Doch die Freude über neue Anschaffungen hält meist nicht lange an. Das liegt daran, dass Konsum nur kurzfristig glücklich macht: Beim Kauf wird Dopamin im Gehirn ausgeschüttet, was ein Belohnungsgefühl auslöst. Doch dieses verblasst schnell, und das Verlangen nach dem nächsten Kauf entsteht.

Ein weiterer Faktor ist der soziale Vergleich, insbesondere durch Social Media. Dort sieht man alte Schulfreund:innen, mit denen man längst keinen Kontakt mehr hat, im Traumurlaub auf Bali, beim Erfolg im Job oder mit einer scheinbar perfekten Figur. Auch Stars mit makellosem Aussehen setzen unrealistische Massstäbe. Solche Eindrücke wecken neue Bedürfnisse und verstärken das Gefühl, nicht genug zu haben. Studien zeigen, dass sozialer Vergleich und Neid eng miteinander verknüpft sind und Unzufriedenheit sowie geringeres Selbstwertgefühl fördern können – je nachdem, wie es einer Person ohnehin geht.

Trotzdem zeigt eine Umfrage des Allensbach-Instituts aus dem Jahr 2023, dass nur etwas mehr als ein Drittel der Befragten "hohes Einkommen und Wohlstand" als besonders erstrebenswert im Leben betrachtet. Viel wichtiger sind für rund 80 Prozent "Freundschaften, enge Beziehungen und Familie", während für über die Hälfte "Gerechtigkeit" eine zentrale Rolle spielt. Zudem belegen Studien, dass der Kontakt zur Natur und zu Tieren das Wohlbefinden deutlich steigern kann.

Welche Rolle spielen soziale Beziehungen?

Ein erfülltes Leben basiert vor allem auf sozialen Beziehungen. Der Mensch ist ein soziales Wesen, das Familie, Freund:innen und ein unterstützendes Umfeld braucht. Wie der Politikwissenschaftler Jochem Dallmer gegenüber Deutschlandfunk erklärt, bestätigt die Forschung immer wieder, dass enge soziale Kontakte essenziell für das Wohlbefinden sind.

Doch während gierige Menschen genauso viele soziale Kontakte haben wie weniger gierige, unterscheidet sich die Qualität dieser Beziehungen erheblich. Der Persönlichkeitspsychologe Patrick Mussel betont bei Deutschlandfunk, dass ihre Bindungen oft weniger nah und vertrauensvoll sind. Stattdessen haben sie häufig einen instrumentellen Charakter: Die Kontakte werden gepflegt, solange sie einen persönlichen Vorteil bringen.

Kein Wunder also, dass Gier oft mit Unzufriedenheit und Einsamkeit einhergeht. Studien zeigen, dass wahre Zufriedenheit nicht durch materiellen Besitz entsteht, sondern durch die Investition in enge, wertvolle Beziehungen.

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So kannst du Genügsamkeit lernen

Um ein genügsames Leben zu führen, ist es wichtig, seine Werte, Bedürfnisse und Grenzen zu verstehen, bewusste Entscheidungen zu treffen und sich von äusseren Erwartungen zu lösen:

  • Frage dich zuerst, was du wirklich brauchst, um glücklich zu sein.
  • Suche nach Sinn in deinem Leben, denn Menschen möchten verstehen, warum sie etwas tun. Eine sinnvolle Tätigkeit – sei es im Beruf, Ehrenamt oder im persönlichen Umfeld – kann das Gefühl vermitteln, etwas Gutes zu bewirken. Wenn du merkst, dass dein Handeln einen positiven Einfluss auf andere hat oder Teil eines grösseren Ganzen ist, stärkt das dein inneres Wohlbefinden und gibt dir Erfüllung.
  • Selbstwirksamkeit, auch als "Agency" bezeichnet, beschreibt das Gefühl, etwas aus eigener Kraft geschafft zu haben. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, welche Herausforderungen man gemeistert hat, und sich dafür auch selbst zu loben. Dieses positive Feedback an sich selbst stärkt das Selbstvertrauen und motiviert, neue Aufgaben anzugehen.

Selbstbewusstsein stärken: 5 Tipps für mehr Selbstvertrauen

  • Richte deinen Blick bewusst auf das, was du bereits hast, und schätze es wert. Dies macht dich zufriedener, als ständig nach Grösserem und Teurerem zu streben. Wer mit positiven Glaubenssätzen und Dankbarkeit auf seine Besitztümer blickt, findet leichter zu innerem Glück.
  • Der Verzicht auf immer neue und teure Konsumgüter, die für dich eigentlich unnötig zum Leben sind, ist ein grosser Schritt zu einem entspannteren und glücklicheren Leben.

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Überarbeitet von Melanie Grünauer  © UTOPIA

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