Gesünder zu leben, kann eine Herausforderung sein. Ein Blick in andere Länder kann aber helfen. Denn überall auf der Welt gibt es länderspezifische Traditionen und Verhaltensweisen, die Menschen glücklich und gesund machen.

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Obwohl die meisten der 2.800 befragten Personen in einem aktuellen Report der Deutschen Krankenversicherung und der Deutschen Sporthochschule Köln ihren eigenen Gesundheitszustand als gut oder sehr gut einschätzen, zeigt eine genauere Analyse ihres Lebensstils, dass die Realität oft anders aussieht. Tatsächlich erfüllen nur elf Prozent der befragten Deutschen die Anforderungen für ein gesundes Leben in den fünf abgefragten Bereichen körperliche Aktivität, Ernährung, Rauchen, Alkohol und Stressempfinden. Dies ist der niedrigste Wert seit Beginn der Befragungsreihe im Jahr 2010; im Jahr 2018 waren es noch 16 Prozent.

Auch im Ländervergleich schneidet Deutschland nicht besonders gut ab. Das geht aus dem Bloomberg Healthiest Country Index hervor. In der Studie analysierten die Wissenschaftler:innen Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Vereinten Nationen sowie der Weltbank. Zudem berücksichtigten sie verschiedene Faktoren im Lebensstil der Menschen wie Tabakkonsum oder Adipositas (Fettleibigkeit) und Umweltfaktoren wie Hygiene und der Zugang zu sauberem Wasser.

Demnach leben in Spanien die gesündesten Menschen. Unter den Top fünf sind auch Japan und Schweden vertreten. Deutschland hat es noch nicht einmal unter die Top zwanzig geschafft und rutschte mit sieben Minuspunkten im Vergleich zu 2017 auf Platz 23. Andere Länder haben uns in Sachen Gesundheit also einiges voraus. Was können wir uns von ihnen abschauen, um gesünder zu leben?

Gesünder leben mit Tipps aus Spanien und Griechenland

Fett macht fett? Das ist ein Mythos. Denn die Ernährung mit viel Olivenöl, Fisch und Gemüse hält die Menschen gesund und sorgt für ein langes Leben. Das wissen vor allem die Spanier:innen und Griech:innen. Beinahe jede Mahlzeit wird mit Olivenöl zubereitet, was jede Griechin und jeden Spanier zwischen 11 und 15 Liter Öl im Jahr verbrauchen lässt. Was Olivenöl so gesund macht, ist unter anderem die reichlich enthaltene Ölsäure. Diese einfach ungesättigte Fettsäure soll zahlreiche positive Eigenschaften haben. Mehr dazu kannst du hier nachlesen: Olivenöl: So gesund ist es für unseren Körper

Um von den gesundheitlichen Vorteilen des Öls ähnlich profitieren zu können wie die Südeuropäer:innen, müssen die Deutschen mit einem Liter pro Kopf kräftig zulegen.

Olivenöl ist seit Tausenden von Jahren im Leben der Griech:innen allgegenwärtig: Seit der Antike landet es nicht nur auf den Tellern, die Menschen cremen sich teilweise nach dem Baden mit Olivenöl ein und machen auch ihre Haare damit geschmeidig. Doch das Öl dient nicht nur der Schönheit, es unterstützt auch unsere Zellen mit wertvollen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren.

Mit über 1.300 Tausend Tonnen im Jahr ist Spanien mit Abstand der grösste Hersteller von Olivenöl. Obwohl der Verbrauch in Griechenland so hoch ist, wird dort vor allem besonders gutes und extrem schonend gepresstes Öl hergestellt. Übrigens: am 1. Juni ist der Internationale Tag des Olivenöls. Worauf du beim Kauf von Olivenöl achten solltest, kannst du hier nachlesen: 10 Tipps: Gutes Olivenöl erkennen und kaufen

Obwohl Olivenöl so viele Vorteile bietet, konsumieren wir es deutlich weniger als Palmöl, das oft in Verbindung zu Umweltzerstörung steht. Palmöl ist so weit verbreitet, da es billig ist und vielen hoch verarbeiteten Produkten wie etwa Nussnougatcremes die perfekte Konsistenz verleiht. Knapp 80 Millionen Tonnen Palmöl wurden allein 2022 hergestellt. Was Palmöl problematisch macht, erfährst du hier: Die tägliche Regenwald-Zerstörung beim Einkauf

Gesünder leben: So geht es in Japan

Beim Bloomberg Index belegen die USA den 35. Platz. In der amerikanischen Küche sind sehr grosse Essensportionen üblich, sodass viele Amerikaner:innen an Übergewicht leiden, was zu Herzkreislaufproblemen und Diabetes führen kann.

In Japan sieht es anders aus. Dort ist ein Prinzip verbreitet, das den Magen schont und der Schlüssel zu einem langen Leben sein soll: Hara Hachi Bu. Wörtlich übersetzt bedeutet das "acht Teile von zehn voll". Hara Hachi Bu legt nahe, unseren Magen nur zu 80 Prozent zu füllen. In Japan essen die Menschen nicht bis sie voll sind – sondern bis sie satt sind.

Ob Menschen, die nach dem Prinzip Hara Hachi Bu essen, tatsächlich länger und gesünder leben, ist bisher wenig erforscht. Eine aktuelle Studie gibt erste Hinweise darauf, dass eine kalorienreduzierte Ernährung Alterungsprozesse verlangsamen kann. Durch Blutanalysen konnten die Wissenschaftler:innen feststellen, dass die Gruppe an Proband:innen, die über zwei Jahre 25 Prozent weniger assen, weder an Unterernährung litt noch Mangelerscheinungen gezeigt hat. Ihr Alterungsprozess hat sich allerdings um zwei bis drei Prozent verlangsamt, was eine Verringerung des Sterberisikos um zehn bis 15 Prozent ausmacht.

Gesünder leben nach türkischer Art

Bei Tee denken wir an Japan oder China. Die Weltmeister:innen im Teetrinken leben jedoch in der Türkei. Durchschnittlich verbraucht jeder Mensch in der Türkei 2,7 Kilogramm Tee, in Deutschland kommen wir laut Statista auf gerade einmal 0,3 Kilogramm. Das darf ruhig mehr werden, denn wer gesünder leben möchte, sollte sich die gesundheitlichen Vorzüge bestimmter Teesorte zunutze machen:

  • Grüner Tee soll die Durchblutung fördern, den Cholesterinspiegel senken und wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge Herzerkrankungen vorbeugen können.
  • Und was für das Herz gut ist, das gefällt meist auch unserem Gehirn: Grüner Tee soll bei der Vorbeugung von Krankheiten wie Demenz und Alzheimer unterstützend wirken.
  • Mehr zu den Vorteilen von Grünem Tee: Grüner Tee: Wirkung der beliebten Teesorte
  • Rooibostee wiederum soll das Krebsrisiko senken können und ist kaum mit Schadstoffen belastet.

Tipp: Wenn du mehr Tee trinken möchtest, solltest du unbedingt auf Tee aus fairem Handel zurückgreifen, um problematischen Arbeitsbedingungen auf den Teeplantagen entgegenzuwirken.

Gesund leben wie die Niederländer:innen

Schon in den 1970er Jahren legte Amsterdam den Grundstein für eine Stadt der Zukunft – und in der fährt man Fahrrad statt Auto. Allein in den letzten 20 Jahren ist der Anteil der Radfahrer:innen in der Stadt um 40 Prozent gestiegen, fast 60 Prozent der Bewohner:innen radeln täglich. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die Gesundheit.

Laut der Deutschen Herzstiftung kann Fahrradfahren das Fortschreiten von koronaren Herzkrankheiten verlangsamen und zum Teil sogar stoppen. Das sanfte Ausdauertraining verringert laut einer Studie zudem die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu sterben um 40 Prozent. Die Herzstiftung empfiehlt ein moderates Ausdauertraining von mindestens 30 Minuten, fünfmal pro Woche.

Eine Studie im Journal of the American Heart Association zeigt sogar, dass Menschen, die sogar über 40 Jahre nicht mehr geradelt sind, ihren Cholesterinspiegel und ihren Blutdruck schnell wieder in den Griff bekommen, sobald sie wieder regelmässig Fahrrad fahren.

Wir verraten dir noch mehr gute Gründe für das Fahrradfahren: 5 gute Gründe, Fahrrad statt Auto zu fahren

Tipps aus Uganda

Uganda ist das fitteste Land der Welt: Nirgends sonst sind die Menschen so körperlich aktiv wie in dem ostafrikanischen Land, fand ein Report der WHO heraus. Dabei konnte sich Uganda gegen 167 andere Länder durchsetzen: Sie lieben Sport und bauen Bewegung ganz selbstverständlich in ihren Alltag ein. Das liegt allerdings auch daran, dass viele Ugander:innen keine andere Wahl haben, als sich zu bewegen. Sie laufen aus Mangel an Transportmitteln und verrichten harte Feldarbeit. Dass körperliche Aktivität nicht allein ausschlaggebend ist für ein gesundes Leben, zeigt die Tatsache, dass Uganda im Bloomberg Index noch nicht mal die Top 50 erreicht.

Dennoch: Sport begeistert alle Gesellschaftsschichten in Uganda – vor allem Fussball, Cricket und Rugby. Aber auch Boxen ist mehr und mehr im Kommen. Andere gehen regelmässig joggen, stemmen Gewichte und ernähren sich gesund zusätzlich gesund. Auch der Staat sorgt für Schwung: Mit niedrigschwelligen Programmen und grossen Kampanien will die Regierung vor allem Kinder und Jugendliche zum Sport motivieren.

Dass regelmässiger Sport dazu gehört, wenn du gesünder leben möchtest, ist kein Geheimnis. So bestätigen wissenschaftliche Erkenntnisse, dass Sport verschiedenen Krankheiten und Beschwerden vorbeugen kann. Dazu gehören zum Beispiel:

Gesünder leben auf finnische Art

In Finnland sieht der Arbeitsalltag oft etwas anders aus: Dort gibt es statt Besprechungen mit Keksen und Filterkaffee auch mal einen Sauna-Aufguss. Wichtige Entscheidungen fallen nicht immer an Konferenztischen oder bei Geschäftsessen, sondern oft auch beim gemeinsamen Schwitzen in einer Sauna. Sogar im finnischen Parlamentsgebäude gibt es einen Raum, in dem bereits Nikita Chruschtschow und Helmut Kohl ordentlich ins Schwitzen kamen.

Nicht jede:r fühlt sich sofort wohl, mit anderen Menschen auf engem Raum zusammenzusitzen, zu schweigen und zu schwitzen – und das völlig nackt. Doch wer einmal die Hemmung überwunden hat und beim Saunieren einige Dinge beachtet, fühlt sich nach einigen Saunagängen wie nach einem Kurzurlaub: erholt, regeneriert und tiefenentspannt.

Doch nicht nur unsere Psyche kommt in der Hitze zur Ruhe, auch unser Körper geniesst den Wechsel zwischen den heissen Aufgüssen und den eiskalten Abkühlungen danach. So können Saunagänge beispielsweise den Blutdruck dauerhaft um durchschnittlich 10 bis 15 Millimeter-Quecksilbersäule (mmHg) senken. Das liegt unter anderem daran, dass unser Herz in der Hitze schneller und kräftiger schlägt. Ausserdem erweitern sich die kleinen, verzweigten Blutgefässe und ziehen sich erst bei der Abkühlung wieder zusammen. Das macht die Gefässe dauerhaft flexibler. Saunieren ist also ein bisschen wie Muskeltraining für unser Herzkreislaufsystem.

Wieso sich Saunieren noch dazu eignet, um gesünder zu leben, erfährst du hier: Finnische Sauna: Das macht sie so gesund.

Schweden: So gesund lebt es sich dort

Im Land von "Fika", der schwedische Kaffeepause, hat man die klassische 40-Stunden-Woche in Rente geschickt. Das schützt nicht nur vor Burnout, sondern macht auch glücklich: In Befragungen zeigen sich die Schwed:innen überdurchschnittlich zufrieden. Fast sieben von zehn Befragten (69 Prozent) sind glücklich mit ihrer Work-Life-Balance, und mehr als drei Viertel (77 Prozent) sind mit den Aufgaben in ihrem Job zufrieden.

In einer Vollzeitstelle arbeiten sie durchschnittlich, alle Überstunden eingerechnet, 42,3 Stunden pro Woche. Verglichen mit einer Vollzeitstelle im weltweiten Durchschnitt, bei der die Arbeitszeit bei 44,3 liegt, arbeiten die Schwed:innen also weniger und sind mit ihrer Arbeit zufriedener. Die Arbeitszufriedenheit der Schwed:innen wurzelt also eher in der Arbeit selbst – denn wenig arbeiten sie ja nicht gerade. Am Schlüsselbund der schwedischen Arbeitszufriedenheit hängen der Optimismus von 56 Prozent, wenn es um ihre Karrierechancen geht, und die subjektive Sicherheit des Arbeitsplatzes, die 65 Prozent erleben.

Es macht Sinn, weniger zu arbeiten, um gesünder zu leben. Denn wer Burnout erleidet, erlebt Symptome wie Herzrasen, Schlaflosigkeit, chronischen Stress und kann sogar in eine Depression abrutschen. Mehr dazu hier: Burnout-Symptome: Diese Anzeichen solltest du ernst nehmen

Gesünder leben wie die glücklichen Dän:innen

Trotz sauberer Luft, moderater Lebensmittelpreise (verglichen mit anderen EU-Ländern) und kostenloser, qualitativ hochwertiger Bildung hakt es bei den Deutschen, wenn es ums Glücksgefühl geht. Im aktuellen Glücksranking von Statista schafft es Deutschland nur auf Platz 16. Dabei kann Glück dazu beitragen, dass wir gesünder leben.

Unsere nördlichen Nachbarn führen die verschiedenen Glücks-Rankings und -Tabellen hingegen seit Jahren an. Im World Happiness Report 2020 belegt Dänemark Platz zwei unter allen untersuchten Ländern, direkt hinter Finnland und vor Island.

Aber warum sind die Dän:innen sie viel glücklicher als wir? Der World Happiness Report legt nahe, dass die Empfindung von Glück eng mit dem Gefühl sozialer Gleichheit und Gemeinschaftssinn verbunden ist – und Dänemark schneidet bei beidem gut ab. Denn die Dän:innen halten gerne zusammen. So zahlen die Menschen in Dänemark zwar mit bis zu 50 Prozent einen der höchsten Steuersätze weltweit. Aber statt sich darüber zu beklagen, sagen die meisten Dän:innen, dass sie gerne Steuern zahlen – weil sie wissen, was sie und die Gemeinschaft davon haben. So ist beispielsweise der grösste Teil des Gesundheitssystems für die Patient:innen kostenlos, es gibt keine Studiengebühren, Kinderbetreuung wird subventioniert und auch die Rente reicht für ein gutes Leben. Das Glück der Dän:innen liegt also vor allem in den guten Lebensbedingungen in ihrem Land und einem starken Gerechtigkeitssinn.

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