Hangxiety beschreibt das Gefühl von Angst, Verwirrtheit und Überforderung, das am Tag nach übermässigem Alkoholkonsum auftreten kann. Hier erfährst du, wie dieses Gefühl entsteht und wie du ihm vorbeugen kannst.
Der Begriff "Hangxiety" setzt sich zusammen aus den beiden englischen Wörtern "hangover" und "anxiety". Er beschreibt also Angstzustände, die aufgrund eines Katers entstehen. Über diese psychischen Folgen von Alkoholkonsum, die uns noch lange nach dem grossen Trinken beschäftigen können, sind wir deutlich weniger aufgeklärt als über die kurzfristigen körperlichen Auswirkungen.
So reden wir unter Freund:innen vielleicht eher mal über Kopfschmerzen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit am Tag nach einer Party. Dass wir danach lange in Gedankenspiralen versunken sind, die ein Gefühl von Verwirrtheit und Ängstlichkeit ausgelöst haben, behalten wir meist eher für uns. Tatsächlich ist Hangxiety aber kein Einzelfall, sondern tritt aufgrund von Prozessen in unserem Gehirn regelmässig nach Alkoholkonsum auf.
Wie entsteht Hangxiety?
Wenn wir Alkohol trinken, spüren wir oft schnell den beruhigenden und lösenden Effekt. Das liegt daran, dass Alkohol die sogenannten GABA-Rezeptorenim Gehirn aktiviert. Sie sind zuständig für Angstlösung, Beruhigung und Dämpfung. Der Körper will diese übermässige Aktivierung ausgleichen und reagiert entsprechend: Im Gehirn werden dann aufputschende Stoffe ausgeschüttet. Diese bewirken unter anderem, dass wir trotz der dämpfenden Wirkung des Alkohols weiterhin gehen und sprechen können.
Die Gegenreaktion des Körpers klingt jedoch langsamer ab als die Alkoholwirkung. Demzufolge fühlen wir uns aufgrund der aufputschenden Stoffe, die auch am Tag nach der Party noch aktiv sind, eventuell nervös oder unruhig. Diese Unruhe kann auch in einem Gefühl von Angst münden.
Ein weiteres Problem: Durch regelmässigen Alkoholkonsum verliert unser Körper schnell Flüssigkeit und Mineralstoffe und kann dadurch dehydrieren. Diese Dehydration kann wiederum dazu führen, dass wir verstärkt Angst und depressive Gefühle wahrnehmen.
Hangxiety: Besonders schüchterne Menschen sind betroffen
Ob und wie stark wir Hangxiety am Katertag tatsächlich wahrnehmen, hängt stark von unseren individuellen Voraussetzungen ab. Dazu gehört zum Beispiel, wie wir generell mit Ängsten umgehen. Aber auch unser Persönlichkeitstyp spielt dabei eine Rolle: Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 leiden eher schüchterne Menschen an Hangxiety.
Dies kann laut den Forschenden fatale Folgen haben: Schüchterne Menschen könnten eher dazu neigen, Alkohol zu nutzen, um sich sicherer zu fühlen und zum Beispiel lauter zu reden und eher auf andere zuzugehen. Am nächsten Tag kehrt sich das lösende Gefühl jedoch ins Gegenteil um: Die Unsicherheit ist aufgrund des Alkoholkonsums noch verstärkt.
Dies kann einen Teufelskreis fördern. Um diese Unsicherheit oder Ängstlichkeit zu bekämpfen, liegt der nächste Griff zur Flasche nahe. Es ist deshalb wichtig, diese Mechanismen frühzeitig zu stoppen und sich selbst als schüchterne Person zu akzeptieren. Dabei helfen etwa Achtsamkeitsübungen (wie Meditation und Yoga) und ein soziales Umfeld, das dich so wertschätzt, wie du bist. Auch eine Psychotherapie kann dir dabei helfen, dich selbst besser zu verstehen und zu akzeptieren.
Zudem steigt das Risiko für Hangxiety mit dem Alter, so Expert:innen gegenüber der HuffPost. Denn je älter wir werden, desto schlechter kann unser Körper mit Alkoholkonsum umgehen. Das liegt unter anderem daran, dass wir mit dem Alter Muskelmasse verlieren und sich unser Stoffwechsel verlangsamt. Der Körper kann die Effekte von Alkoholkonsum dann deutlich schlechter abmildern.
Wie wirkt sich Hangxiety aus?
Hangxiety kann verschiedene negative Gefühle auslösen. Eine Studie aus dem Jahr 2012 befragte etwa 1.410 Studierende aus den Niederlanden nach typischen Symptomen ihres Hangovers:
- 74 Prozent schilderten dabei ein Gefühl von Apathie im Sinne von Desinteresse,
- 27,1 Prozent empfanden Reue,
- 25,8 Prozent fühlten sich verwirrt und irritiert
- und 25,2 Prozent hatten Schuldgefühle.
- Fast 19 Prozent berichteten von depressiven Gefühlen.
- Etwas mehr als sieben Prozent empfanden Angst.
Oft nehmen wir uns in einer solchen Situation vor, erstmal eine Weile gar keinen Alkohol mehr zu trinken. Problematisch wird es, wenn wir diesen Vorsatz immer wieder brechen und uns weiterhin regelmässig betrinken, um Ängste und Unsicherheiten zu überspielen. Wenn du diesbezüglich Probleme hast, kannst du dich zum Beispiel an die nächste Suchtberatungsstelle in deiner Nähe wenden.
Die Alkohol-Angst vermeiden: Das kannst du tun
Der einfachste Weg, Hangxiety zu meiden, liegt auf der Hand: Wenn du keinen Alkohol trinkst, musst du dich auch nicht mit den Folgen eines Katers herumschlagen. Wenn du doch hin und wieder gern etwas trinkst, kannst du dich an einigen Tipps gegen Hangxiety orientieren und Alkohol auf verantwortungsbewusste und achtsame Weise konsumieren:
- Frage dich kurz, warum du jetzt gerade Alkohol trinken möchtest. Aus Genussgründen oder im Rahmen eines geselligen Beisammenseins? Oder weil du unsicher bist und durch den Alkohol lockerer werden willst? Ist Letzteres der Fall, ist die Wahrscheinlichkeit von Hangxiety am nächsten Morgen gross. Trinke deshalb nur, wenn du dich wohlfühlst und zum Beispiel von vertrauten Menschen umgeben bist.
- Trinke langsam. Wenn du nach jedem alkoholischen Getränk ein Glas Wasser trinkst, beugst du übrigens nicht nur Hangxiety, sondern auch Kopfschmerzen und anderen körperlichen Auswirkungen vor.
- Du hast nun mal etwas zu viel getrunken und die Hangxiety ist schon da? Auch dann gilt: Viel Wasser trinken! Alkohol hat eine austrocknende Wirkung und beeinträchtigt so die Funktionsweise unseres Gehirns. Deshalb ist es wichtig, die Wasserspeicher am nächsten Tag wieder aufzufüllen.
- Neben dem Wasser gibt es leider wenige Mechanismen gegen die Kater-Angst. Um nicht zu sehr ins Grübeln zu verfallen, kann es dir jedoch vielleicht helfen, dich mit engen Freund:innen zu treffen oder zu telefonieren. Auch ein gutes Buch, ein Film oder ein erfüllendes Hobby können dich von den negativen Gefühlen ablenken. Und vielleicht hilft dir auch der Gedanke, dass das Gefühl bald vorbeigeht und dann wieder mehr Platz für positive Gedanken da ist.
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