Kieselerde verspricht, ein wahres Wundermittel für Schönheit und Gesundheit zu sein. Doch was steckt wirklich in dem verheissungsvollen Pulver?

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Die frei verkäufliche Kieselerde (silicia terra) wird aus dem Panzer fossiler Algen gewonnen. Ihr Hauptbestandteil ist Silizium. So gut wie jede Zelle des menschlichen Körpers beinhaltet dieses Halbmetall. Eine besondere Bedeutung hat das Element für Knochen und Bindegewebe.

Silizium kann der Körper nicht selbst herstellen, weshalb die Vermutung nahe liegt, dass eine Zugabe von aussen sinnvoll ist. Hersteller von Kieselerde-Pulver versprechen, dass die Einnahme verschiedenen Problemen entgegenwirkt:

  • brüchigen Nägeln
  • splissigen Haaren
  • schlaffem Bindegewebe

Die Einnahme von Kapseln oder Pulver mit Kieselerde soll demnach direkt in den Aufbau von Haut, Knochen und Knorpel fliessen.

Ist eine Zugabe von Silizium wirklich notwenig?

Doch auch wenn die Annahme plausibel erscheint: In wissenschaftlichen Studien konnte die positive Wirkung der Kieselerde bis heute nicht nachgewiesen werden. Weder für den Knochenaufbau noch für eine mögliche kosmetische Wirkung liefern Studien Belege. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft die Wirkversprechen gängiger Kieselerde-Präparate daher als "nicht hinreichend gesichert" ein.

Von der EFSA wurde Silizium als nicht-essentielles Element eingestuft. Als essentielle Nährstoffe gelten nur jene, die bei einem Mangel körperliche Auswirkungen nach sich ziehen und für deinen Körper also dringend notwendig sind. Eine Zugabe von Kieselerde-Pulver scheint daher schlichtweg unnötig zu sein. Zudem wird der Körper im Normalfall durch Nahrung und Getränke ohnehin ausreichend mit Silizium versorgt.

Eine Einnahme von Silizium in geringem Masse dürfte allerdings auch keine schädlichen Auswirkungen haben. Dennoch empfiehlt das Bundesinstitut für Risikoforschung eine maximale Menge pro Tag nicht zu überschreiten. Die Grenze liegt bei 100 Milligramm Kieselsäure pro Tag. Auch die EFSA hat bedenken an der Einnahme von Kieselsäure. Ihr zufolge fehlen entsprechende Studien.

Was steckt wirklich in Kieselerde-Produkten?

Auch wenn Kieselerde in kleinen Dosen weder zu schaden noch zu nutzen scheint – das grosse Problem frei verkäuflicher Kieselerde-Produkte ist ein anderes: In zahlreichen Präparaten wurden neben Silizium ganz andere Stoffe gefunden.

Laut der Verbraucherzentrale konnten in einigen Kieselerde-Präparat giftige Schwermetalle nachgewiesen werden – darunter Blei. Demnach wurde im August 2019 ein Produkt wegen einem zu hohen Bleigehalt vom Markt genommen. Auch Quecksilber und Aluminium befanden sich laut dem europäischen Schnellwarnsystem in eigen Kieselerde-Produkten.

Im Jahr 2007 kamen das ARD-Magazin Plusminus und NDR Info in ihren Recherchen zu dem Ergebnis, dass in neun von zehn Proben anstelle des erwähnten Algen-Siliziums kristalline Stoffe wie Quarz oder Cristobalit nachgewiesen werden. Beide sind kristalline Formen des Siliziumdioxids und giftig für deinen Organismus.

Quarz und Cristobalit gelten gemeinhin als Gefahrenstoffe und können durch Einatmen deinen Körper schädigen. Sie sind weit günstiger als fossiles Silizium und der Verdacht liegt nahe, dass die Hersteller mit ihrer Verarbeitung schlichtweg Geld sparen wollen. Vom körpereigenen Silizium fand sich in den untersuchten Produkten hingegen keine Spur.

Präparate mit "falscher" Kieselerde durch Zugabe von Quarz und Cristobalit ziehen weitere Folgen nach sich. Zu Pulver gemahlen können diese Stoffe beim Einatmen Lungentumore begünstigen. Welche Auswirkungen sie bei einer Einnahme haben, ist noch nicht ausreichend erforscht. Fest steht jedoch: Beide Stoffe gehören nicht in deinen Körper.

Wirksamere und günstigere Alternativen zu Kieselerde

Möchtest du etwas für straffe Haut, stabile Nägel und kräftige Haare tun, gibt es eine gute Nachricht: Du brauchst dafür in der Regel keine sinnlosen und überteuerten Nahrungsergänzungsmittel wie Kieselerde. Denn allein mit der richtigen Ernährung kannst du schon einen Grossteil für einen gesunden Körper tun.

Achte immer auf eine ballaststoffreiche und ausgewogene Ernährung. Für ein kräftiges Bindegewebe und starke Knochen sind ganz besonders Biotin, Zink, Calcium und Folsäure essentiell. Nimm also viele Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und eiweisshaltige Nahrungsmittel zu dir. Und wenn du ganz gezielt Silizium zu dir nehmen möchtest, packe auch folgende Nahrungsmittel regelmässig auf deinen Speiseplan:

  • Kartoffeln
  • Blumenkohl
  • Hirse
  • Petersilie
  • Beeren, Trauben und Birnen
  • Spinat
  • Erbsen
  • Paprika

Versuche, möglichst Bio-Qualität zu kaufen. Nur so stellst du sicher, dass du durch chemisch-synthetische Pestizide und Konservierungsstoffe nicht gleich wieder auf anderer Seite Giftstoffe zu dir nimmst. Und auch, wenn du das mit Sicherheit nicht zum ersten Mal liest: für ein straffes Bindegewebe und einen widerstandsfähigen Körper kann regelmässiger Sport helfen.

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Überarbeitet von Nora Braatz

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