Schnee ist feucht und beim Lüften will man Feuchtigkeit aus der Wohnung loswerden. Ist es also falsch, zu lüften, wenn es schneit? Nein! Denn ganz so einfach ist die Rechnung nicht.
Beim Lüften geht es nicht nur darum, frische Luft mit hohem Sauerstoffgehalt ins Innere deiner Wohnung zu holen, damit du befreit durchatmen kannst. Der Vorgang ist auch essenziell wichtig, um Feuchtigkeit nach draussen zu befördern und somit Schimmelbildung zu vermeiden.
Doch solltest du auch lüften, wenn es draussen schneit? Schliesslich besteht Schnee doch aus Wasser. Ist die Luftfeuchtigkeit draussen dann nicht viel höher als innen und ist das nicht ein Grund, die Fenster lieber geschlossen zu halten? Nein, im Gegenteil!
Warum du auch bei Schnee lüften solltest
Lüften ist auch bei Schneefall sinnvoll. Das liegt an einer bestimmten physikalischen Eigenschaft der Luft und daran, was das Mass der Luftfeuchtigkeit tatsächlich bedeutet:
"Je wärmer [Luft] ist, desto mehr kann sie aufnehmen", erklärt etwa Martin Brandis von der Energieberatung der Verbraucherzentrale. Viele seien deshalb zögerlich, bei Regen, Nebel oder Schnee zu lüften.
Experte mahnt: 7 typische Fehler beim Lüften fördern Schimmel & Luftfeuchtigkeit
Doch wenn die kalte, feuchte Luft in die Wohnung kommt, wird sie durchs Erwärmen auch automatisch trockener, obwohl sich am absoluten Feuchtigkeitsgehalt der Luft nichts ändert. Die relative Luftfeuchtigkeit, die im Alltag als Richtwert fürs Raumklima dient, beschreibt nämlich nicht, wie viel Wasser insgesamt in der Luft ist, sondern wie gesättigt sie ist. Die Luftfeuchtigkeit ist also nicht nur von der Wassermenge in der Luft, sondern auch von der Temperatur abhängig.
Ein Beispiel: Selbst im absoluten Extremfall mit einer Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent (die Luft ist vollständig gesättigt und kann kein Wasser mehr aufnehmen) und einer Aussentemperatur von zwei Grad (bei höheren Temperaturen ist Schneefall so gut wie ausgeschlossen), lohnt es sich zu lüften. Denn diese Luft enthält dann gerade mal 5,5 Gramm Wasser pro Kubikmeter. Bei einer Raumtemperatur von 18 Grad ergibt dieselbe Menge Wasser aber gerade mal 36 Prozent Luftfeuchtigkeit.
Nicht nur bei Schnee, sondern auch bei Regen und Nebel lüften
Lüften bei Schnee ist aufgrund niedriger Aussentemperatur deshalb oft sogar effektiver als Lüften an trockenen, aber dafür sehr heissen Sommertagen. Aus demselben Grund ist es auch bei Regen und Nebel fast immer sinnvoll zu lüften. Es sei denn, es handelt sich um einen warmen Sommerregen, bei dem nicht nur die Luftfeuchtigkeit, sondern auch die Aussentemperatur ähnlich hoch oder höher ist als in der Wohnung.
Bei Schnee lüften: Das solltest du beachten
- Generell solltest du im Winter zwei bis viermal am Tag für je etwa fünf Minuten die Fenster öffnen. Wer tagsüber ausser Haus ist, sollte jeweils morgens und abends gründlich lüften.
- Kurz stosslüften ist viel besser, als ein Fenster dauerhaft zu kippen. Gerade im Winter kann die Bausubstanz ums gekippte Fenster herum auskühlen und anfällig für Schimmel werden.
- Ein Hygrometer, das die relative Luftfeuchtigkeit anzeigt, hilft dir herauszufinden, wann es Zeit zum Lüften ist. Die Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen sollte stets zwischen 40 und 60 Prozent betragen. Niedrigere Werte schaden der Gesundheit, höhere fördern die Entstehung von Schimmel.
- Gerade im Winter ist es wichtig, auch immer gut zu heizen, um ein optimales Raumklima zu gewährleisten. Während des Lüftens wird die Heizung abgedreht. Doch anschliessend sollte die Raumtemperatur wieder auf mindestens 18 Grad hochgeregelt werden, empfiehlt Martin Brandis.
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