Manganknollen sind wichtige Rohstoffquellen, die sich auf dem Grund der Tiefsee befinden. Wofür sie verwendet werden und warum ihr Abbau problematisch ist, erfährst du hier.
Manganknollen sind metallische Klumpen, die auf dem Boden der Ozeane teilweise über tausende Quadratkilometer dicht beieinander liegen. Die mineralischen Gebilde enthalten Metalle wie Mangan, Eisen, Nickel, Kupfer, Titan und Kobalt – allesamt wertvolle Metalle für die Industrie. Nimmt der Abbau von Manganknollen zu, könnten daraus jedoch grosse ökologische Probleme für maritime Ökosysteme resultieren.
Wie entstehen Manganknollen?
Manganknollen kommen in einer Tiefe von 3000 bis 6000 Metern weltweit in unseren Meeren vor, so das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung. Sie entstehen nur an Stellen, an denen über sehr lange Zeit konstante Umweltbedingungen herrschen. Dabei gelangen Metalle über Erosion oder aktive Vulkane in die Ozeane. Diese Metalle lagern sich ab und umschliessen dabei einen Kern aus anderen Stoffen, wie etwa aus Gestein, Schalenresten oder Haifischzähnen.
Auf diese Weise bilden sich verschiedene metallische Schichten. Diese Schichten beziehungsweise die Manganknollen wachsen äusserst langsam. So brauchen sie laut dem Helmholtz-Zentrum Millionen von Jahren, um nur wenige Millimeter zu wachsen.
Die Idee, Manganknollen als Rohstoffquellen für industrielle Zwecke zu nutzen, kam zuerst in den 1960er und 70er Jahren auf. Damals wurde jedoch schnell klar, dass die zeitgenössischen technologischen Mittel nicht ausreichten, um in der Tiefsee Metalle abzubauen.
Manganknollen: Begehrte Rohstofflieferanten
Die Metalle, die sich in Manganknollen, befinden, werden in erster Linie für die Herstellung von Batterien benötigt. Auch für die Stahl- und Elektroindustrie sind einige der Metalle von Bedeutung. Sie finden in vielen alltäglichen Gegenständen wie Smartphones, Laptops oder Tablets Verwendung. Dementsprechend gross ist die Nachfrage nach diesen Metallen.
Manganknollen könnten eine Lösung sein, um dieser stetig steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Zwar finden sich Mangan, Kobalt, Nickel und andere Metalle auch an Land in der Erdkruste. Allerdings kommen sie dort seltener vor und werden zudem eines Tages ausgeschöpft sein. Schliesslich handelt es sich um endliche Ressourcen. Dieses Problem würde jedoch auch bei den Manganknollen bestehen bleiben, so der RND. Zwar gäbe es dann erst einmal wieder ein grösseres Angebot der begehrten Metalle. Doch auch diese maritimen Rohstoffe sind endlich und es braucht mehrere Millionen Jahre, bis sich wieder neue Knollen bilden.
Zudem wird immer wieder angebracht, dass der Abbau von Manganknollen ein wichtiger Schritt für die Energiewende sein könnte. Eine Studie des Öko-Instituts e.V. kommt jedoch zu dem Schluss, dass die metallischen Klumpen der Tiefsee dafür nicht notwendig sind. So kommen Kobalt und Nickel etwa häufig für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien zum Einsatz und gelten aktuell als versorgungskritisch. Laut der Studie gibt es jedoch bereits eine hohe Anzahl von Lithium-Ionen-Batterien, die ohne Kobalt und Nickel hergestellt werden können. Dieser Trend wird sich voraussichtlich weiter fortsetzen.
Tiefseeabbau: Dramatische ökologische Folgen
Um Manganknollen abzubauen, braucht es laut Spektrum 35 Tonnen schwere Roboter, die sich über den Meeresgrund bewegen und die Manganknollen über Schläuche nach oben pumpen. Die metallischen Knollen sind jedoch ein Lebensraum für viele unterschiedliche Tierarten. So würden auch Schwämme, Korallen oder Seeanemonen mit eingesaugt werden. Zudem verlieren die Tiere auf diese Weise ihre Lebensräume.
Ein weiteres Problem: Der Tiefseeabbau sorgt dafür, dass der Boden stark aufgewühlt wird. Dabei entstehen grosse Sedimentwolken, die grosse Flächen der Tiefsee zerstören würden. So ersticken die Wolken laut Spektrum "wie ein Leichentuch das Leben darunter".
Werden Manganknollen abgebaut, setzen sie zudem Strahlen frei. Dies wäre ein hohes Sicherheitsrisiko für die menschliche Gesundheit und die Gesundheit der maritimen Ökosysteme.
Manganknollen: Aktuelle Regelungen
Im Juli 2023 traf sich der Rat der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA), um gemeinsam über ein eventuelles Regelwerk zum Tiefseeabbau zu verhandeln. Die gesetzte Frist, um den Tiefseeabbau zu regulieren, liess der Rat dabei verstreichen. So vereinbarten die Mitglieder keine konkrete Lösung, entschieden jedoch, dass es bis zum Jahr 2025 ein Regelwerk geben soll.
Bis dato entscheidet die Internationale Meeresbodenbehörde, inwieweit Manganknollen in der Tiefsee abgebaut werden dürfen. Die Behörde soll garantieren, dass ein eventueller Abbau umweltverträglich und gerecht abläuft. Bislang vergab sie nur Lizenzen für Erkundungen. Dies gilt jedoch nur für internationale Gewässer.
Liegt ein Teil des Ozeans in den Hoheitsgebieten eines Staates, so kann der Staat selbst darüber entscheiden, ob und wie er in diesem Gebiet Manganknollen abbaut. Norwegen hat etwa bereits den Abbau vor der eigenen Küste genehmigt.
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