Minimalismus mit Kindern? Das lohnt sich für die Umwelt, den Geldbeutel und das mentale Wohlbefinden von Eltern und Kindern. Hier erfährst du, wie du Minimalismus im Kinderzimmer und weiteren Bereichen umsetzen kannst.
Zu jeder Gelegenheit ein neues Spielzeug, überquellende Bücherregale, volle Kleiderschränke und im Kinderzimmer kaum noch eine freie Ecke: Diesen Überfluss kennen viele Eltern. Doch Kinder ständig mit neuen Spielzeugen zu überhäufen, verschwendet nicht nur Ressourcen und kostet Geld – es lässt auch häufig Chaos im Haushalt entstehen, macht ständiges Hinterherräumen notwendig und kann sogar die Entwicklung des Kindes negativ beeinträchtigen.
Als Abgrenzung dazu ist es möglich, Minimalismus mit Kindern frühzeitig im gemeinsamen Alltag zu etablieren. Minimalismus beschreibt einen Lebensstil, der darauf abzielt, auch mit weniger Dingen glücklich und zufrieden zu sein und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Davon profitieren nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder.
Minimalismus mit Kindern: Warum eigentlich?
Verwandte beschenken die kleinsten Familienmitglieder besonders gern mit neuem Spielzeug. Auch wenn Kinder darauf in der Regel kurzfristig gut anspringen, kann sich dies langfristig negativ auswirken. Zu viele Spielsachen können Kinder überfordern. Sie sind dann nicht in der Lage, ihr Spielzeug zu ordnen und zu selektieren und verlernen, selbstversunken zu spielen.
Zu viele Objekte können im Familienhaushalt zudem zu Chaos führen. Eine Studie fand heraus, dass ein unordentlicher Haushalt die geistige Entwicklung eines Kindes negativ beeinträchtigen kann. Eine andere Studie kommt ausserdem zu dem Schluss, dass Chaos im Haushalt die Erziehung von Kindern mit ADHS erschwert.
Minimalismus mit Kindern ist also auch aus psychologischer Sicht sinnvoll. Darüber hinaus sparst du Geld, wenn du nicht ständig das neuste Spielzeug kaufst – Geld, das du vielleicht besser in den nächsten Urlaub oder ein anderes schönes gemeinsames Familienerlebnis investieren kannst. Permanent neue Dinge zu kaufen, die nach ein paar Tagen nur noch in der Ecke liegen und vielleicht sogar weggeworfen werden, schadet zudem auch dem Planeten. Schliesslich fällt dabei in der Regel viel Verpackungs- und Plastikmüll an. Für viele Spielzeuge sind darüber hinaus wertvolle Ressourcen nötig, die auf diese Weise achtlos verschwendet werden. Es wird also Zeit für Minimalismus im Kinderzimmer.
So geht ein minimalistisches Kinderzimmer
Um konkret im Kinderzimmer Chaos zu vermeiden, können bereits bei der Einrichtung des Zimmers einige Hinweise helfen:
- Organisiere das Spielzeug sinnvoll: So vermeidest du Überforderung beim Kind. Sortiert beispielsweise gemeinsam Spielobjekte je nach Thema, Art oder Zweck in unterschiedliche Kisten ein. Themenbereiche könnten zum Beispiel Bausteine, Puppen, Tiere und Figuren, Autos, Musikinstrumente und Bastelsachen sein.
- Bringe die Kisten im Zimmer so an, dass dein Kind besonders leicht an das Lieblingsspielzeug herankommt. Spielsachen, die nicht so häufig genutzt werden, kannst du weiter hinten oder weiter oben aufbewahren.
- Geh mit deinem Kind in regelmässigen Abständen die Spielsachen aus den nicht so häufig genutzten Kisten durch. Dinge, an die sich das Kind kaum noch erinnern kann oder für die es nur wenig Interesse zeigt, kannst du weiterverschenken, verkaufen oder spenden.
- Kinder malen und basteln gerne. Daher ist es kaum möglich, jedes Kunstwerk aufzuheben. Vereinbart stattdessen am besten gemeinsam einen bestimmten Ort oder einen Platz an der Wand, an dem das aktuelle Lieblingskunstwerk hängen oder stehen kann. Gibt es ein neues Kunstwerk, wird das alte ausgetauscht. Zusätzlich könntet ihr eine Mappe anlegen, in der ihr zum Beispiel einmal im Monat ein Kunstwerk archiviert. Ausrangierte Bilder könnt ihr abfotografieren und digital archivieren, damit sie nicht komplett weg sind.
Wie du Minimalismus mit Kindern auch bei der Einrichtung umsetzen kannst, erfährst du hier: Kinderzimmer einrichten: Das braucht dein Kind wirklich.
Setze dich nicht unter Druck, sofort ein minimalistisches Kinderzimmer zu haben. Es braucht Zeit, Dinge loszulassen und neue Prozesse zu etablieren. Setze dir allerdings klare Ziele, um Schritt für Schritt mehr Minimalismus in den Familienalltag zu bringen. Und etwas weniger Chaos ist schonmal besser als die Lage davor.
Minimalismus mit Kindern: Spielsachen, Kleidung, Bücher
Damit sich erst gar nicht so viele Gegenstände im Kinderzimmer ansammeln, kannst du folgende Tipps berücksichtigen:
- Es muss nicht immer neu produziertes, buntes Spielzeug sein. Kinder sind kreativ und nutzen auch Alltagsgegenstände oder Naturmaterialien zum Spielen und Entdecken. Ihr könnt zum Beispiel je nach Jahreszeit gemeinsam rausgehen und Kastanien, Blätter, Stöcke, Steine und andere Dinge sammeln und daraus Figuren oder andere Objekte basteln. Verliert das Kind das Interesse, können die Naturmaterialien wieder nach draussen und in der Zwischenzeit ist vielleicht schon eine neue Jahreszeit angebrochen und es gibt bereits ganz neue Dinge zu erkunden.
- Achte beim Kauf auf faires und gesundes Kinderspielzeug, das unter Einhaltung von Menschenrechten produziert wurde und keine gefährlichen Schadstoffe enthält.
- Um möglichst wenig Spielzeug anzuhäufen, eignen sich multifunktionale Spielsachen, die Kinder auf ganz unterschiedliche Weisen nutzen können. Aus Bau- und Stapelsteinen können sie beispielsweise immer wieder aufs Neue verschiedene Dinge bauen und neue Spielwelten erschaffen.
- Spielsachen musst du nicht immer unbedingt kaufen, sondern kannst sie auch leihen. Mehr dazu hier: Spielzeug leihen statt kaufen: die besten Anbieter
- Auch Kinderbücher nehmen viel Platz im Kinderzimmer ein, obwohl nur zwei oder drei Exemplare tatsächlich regelmässig gelesen werden. Deshalb macht es auch in diesem Fall mehr Sinn, den Grossteil der Bücher zu leihen statt zu kaufen. Du kannst auch einen regelmässigen Büchertausch mit befreundeten Familien organisieren.
Wie geht man nun aber mit Verwandten und Freund:innen um, die deinem Kind immer wieder etwas Neues mitbringen? Das Wichtigste ist hier die Kommunikation. Erkläre, dass du die positive Intention der Schenkenden verstehst, aber ihr bereits mit ausreichend Spielzeug versorgt seid. Für Geburtstage und andere Feiertage hilft es, sich etwas Spezifisches zu wünschen, das ihr wirklich gerade braucht. Hier kann dir das Prinzip der gewaltfreien Kommunikation helfen.
Und ist doch mal wieder Spielzeug im Kinderzimmer gelandet, das nach ein paar Tagen in der Ecke liegt, kannst du dieses spenden. Mehr dazu erfährst du hier: Spielzeug spenden: Gutes tun statt wegwerfen
Freizeit-Minimalismus mit Kindern
Minimalismus mit Kindern bezieht sich nicht nur auf Objekte, sondern auch auf die Freizeitgestaltung. Schliesslich kann ein Wochenkalender voller Sportveranstaltungen, Musikstunden und anderer Termine für Kinder und Eltern ebenso überfordernd werden wie ein zu volles Kinderzimmer.
Gerade für Kinder ist es wichtig, nicht schon im jungen Alter eine Vielzahl an Pflichtveranstaltungen besuchen zu müssen. Das heisst natürlich nicht, dass du mit deinem Kind nicht gezielt nach Kursen suchen kannst oder dein Kind nicht für Aktivitäten anmelden solltest, für die es sich interessiert. Achte jedoch darauf, dass es nicht zu viel wird. Und möchte dein Kind keiner festgelegten Aktivität nachgehen, sollte dies auch in Ordnung sein.
Auch beim Minimalismus mit Kindern geht es darum, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Dazu eignen sich gemeinsame Ausflüge am Wochenende, um Wälder, Wiesen, Parks und Seen zu erkunden. Dies ist in der Regel sowohl für Kinder als auch Erwachsene erholsamer als reizüberflutende Vergnügungsparks oder Shoppingcenter.
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