Für synthetisches Moschus müssen keine Tiere getötet werden. Doch dafür ist der Duftstoff aus gesundheitlicher Sicht nicht unproblematisch. Hier findest du Tipps, wie du Moschus erkennen und meiden kannst.
Moschus ist ein warmer, leicht süsslicher Duft. Du findest ihn nicht nur in Parfums, sondern auch in Körperpflegeprodukten und Reinigungsmitteln. Ursprünglich wurde Moschus aus dem Sekret von männlichen Moschustieren gewonnen, die dabei getötet wurden. Doch inzwischen ersetzt hauptsächlich synthetischer Moschus das duftende Sekret der Tiere.
Die synthetische Alternative zum echten Moschus schützt die vom Aussterben bedrohten Moschustiere. Allerdings sind einige der künstlichen Moschusdüfte bedenklich für die Gesundheit und die Umwelt. Einige dieser Moschusverbindungen sind bereits in kosmetischen Produkten verboten worden.
Moschus: Der Duft gefährdet eine Tierart
Moschus ist ein Duftstoff, der vom Moschustier stammt. Es lebt in den Bergregionen in Mittel- und Ostasien. Das Moschustier ist entfernt mit den Hirschen verwandt, doch anstatt eines Geweihes haben sie verlängerte Eckzähne. Die männlichen Tiere besitzen am Bauch eine Drüse, die ein stark duftende Sekret absondert. Dieses Sekret ist der Rohstoff für das echte Moschus.
Um an den begehrten Rohstoff zu gelangen, wurden die Tiere jahrzehntelang gejagt und stehen nun auf der Roten Liste ICUN der bedrohten Tierarten. Sowohl das Kaschmir- als auch das Himalaya-Moschustier sind inzwischen vom Aussterben bedroht.
GEO berichtet, dass in vielen Ländern die Jagd auf die bedrohten Tiere verboten ist. Allerdings ist vor allem in asiatischen Ländern echter Moschus nach wie vor begehrt. Dem tierischen Sekret schreiben Überlieferungen stimulierende Eigenschaften zu. Auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin findet echter Moschus vielfältige Anwendungen. Moschus gilt als anregendes Mittel für Nerven und Herz. Die zu erzielenden Höchstpreise auf dem Schwarzmarkt fördern die Wilderei.
Der WWF schätzt den Bestand weltweit inzwischen auf nur noch auf etwa 400.000 bis 800.000 Tiere. Zudem ist auch zunehmend der Lebensraum der Moschustiere bedroht. Landwirtschaft und Siedlungen dringen immer weiter in die Bergwälder vor, die den Tieren Nahrung geben.
Es gibt zwar Versuche, die Moschustiere in Farmen zu halten, um so den lebenden Tieren das Sekret zu entnehmen. Der WWF weist jedoch darauf hin, dass solche Farmen die Nachfrage aus den asiatischen Ländern nicht decken können. Allein der chinesische Markt verbraucht im Jahr rund 2.000 Kilogramm echten Moschus. Zum Vergleich: im Durchschnitt wiegt eine Moschusdrüse voller Sekret etwa 25 Gramm. Der WWF setzt deshalb mehr auf Aufklärung unter den Mediziner:innen der Traditionellen Chinesischen Medizin, damit diese alternative Heilmittel einsetzen.
Synthetischer Moschus und seine Gesundheitsrisiken
Die Parfumindustrie nutzt daher schon länger synthetische Düfte statt echten Moschus. Der künstliche Duftstoff erfüllt den gleichen Zweck wie das echte Moschus. Bei der Komposition eines Duftes verleiht Moschus dem Parfum eine tiefe warme Basisnote, die leichtere Düfte im Parfum in ihrer Wirkung betont. Daher ist Moschus als sogenannter Fixateur beliebt und in sehr vielen Parfums und Duftstoffen enthalten.
Der Parfumindustrie stehen heute verschiedene synthetische Varianten des Moschusduftes zur Verfügung. Doch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit berichtet von möglichen Schäden für die Gesundheit und die Umwelt. Die Moschusverbindungen liessen sich sogar schon in der Muttermilch nachweisen.
Die Organisation "Campaign for Safe Cosmetics" weist auf mögliche Gefährdungen hin durch:
- Moschus Ketone
- Moschus Xylol
- AHTN Tonalide
- HHCB Galaxolide
Eine Neubewertung des Risikos findet derzeit bei der European Chemicals Agency (ECHA) statt.
Diese Stoffe gelangen über die Haut, die Atemwege oder auch die Nahrung in den Körper. Dort können sie sich ablagern und vielfältige Schäden verursachen:
- Hormonsystem: Die Stoffe können im menschlichen Körper die Hormone beeinflussen. Studien lassen vermuten, dass die genannten Moschus Verbindungen als endokrine Disruptoren im Körper wirken. Sie könnten unter anderem die Bildung von Brustkrebs begünstigen.
- Gefährdung der Fortpflanzung: Studien stellen einen Zusammenhang zwischen Moschus und Unfruchtbarkeit sowie Fehlgeburten her. Bei vielen der untersuchten Frauen liessen sich im Blut die Moschus Ketone sowie Xylol nachweisen.
- Schäden an den Organen: Weitere Forschungen weisen in die Richtung, dass diese synthetischen Moschusverbindungen die Zellen im Gehirn, der Lunge sowie der Leber schädigen können.
Greenpeace warnt zusätzlich auch vor dem allergieauslösenden Potenzial vieler der Moschusverbindungen. Vor allem durch den Einfluss von Sonnenlicht können Hautreizungen entstehen (phototoxisch).
Ökologische Probleme des Duftstoffs
Belastend für die Umwelt sind alle synthetischen Moschusverbindungen. Greenpeace erläutert, dass ihre Struktur so stabil ist, dass sie sich nicht abbauen. Die Verbindungen lösen sich nicht in Wasser auf und gelangen so in den Wasserkreislauf, wenn du zu Beispiel duschst oder Waschmittel benutzt. Die herkömmlichen Filtermethoden in Kläranlagen sind meistens nicht in der Lage, diese synthetischen Verbindungen aus dem Abwasser zu filtern.
Für Algen und Kleinstlebewesen im Wasser sind die künstlichen Moschusverbindungen giftig. Aus diesem Grund sind sie in Deutschland oder auch teilweise in der EU als wassergefährdend eingestuft.
Moschus: Auf diese Stoffe solltest du achten
Noch nicht alle Moschusverbindungen sind ausreichend untersucht. Teilweise laufen noch Langzeitstudien, um eine endgültige Risikobewertung vorzunehmen. Einige der gesundheitlichen Bedenken stützen sich daher auf Versuche im Labor.
Laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sind diese Moschusverbindungen in der Kosmetikverordnung verboten:
- Moschus Ambrette
- Moschus Tibeten
- Moschus Mosken
Laut Greenpeace gibt es für weitere Verbindungen des synthetischen Moschus kaum Daten oder noch keine abgeschlossenen Untersuchungen:
- ADBI Celestolide
- AHMI Phantolide
- AITI Traseolide
- Makrozyklische Moschusverbindungen
Moschus: So erkennst du die synthetischen Düfte und kannst sie vermeiden
An der Liste der Inhaltsstoffe auf dem Produkt kannst du die Verbindungen nur bedingt erkennen. Auf der Liste der Inhaltsstoffe müssen Duftstoffe in geringen Mengen nicht einzeln ausgewiesen sein. Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass häufig nur ein Sammelbegriff wie "Parfum" oder englisch "Fragrance" aufgeführt ist. Deshalb findest du bei vielen Produkten, die Moschus verwenden, diesen nicht extra aufgelistet.
Ziemlich sicher kannst du jedoch von synthetischen Moschusduftstoffen ausgehen, wenn im Name schon Moschus oder der englische Name "Musk" auftaucht. Auch Beschreibungen wie "süsslich", "warm" und "blumig" oder "orientalisch" deuten auf synthetisches Moschus hin. Es ist aber kein sicheres Kennzeichen, denn es gibt viele andere natürliche Düfte, die sich so beschreiben lassen, wie zum Beispiel den Duft der Moschus-Malve.
So kannst du synthetischen Duftstoffen aus dem Weg gehen:
- Bei Reinigungs- und Waschmitteln kannst du auf Bio-Marken zurückgreifen, die keine zusätzlichen Duftstoffe verwenden.
- Naturkosmetik oder Natur-Parfum, zum Beispiel mit den Siegeln BDIH oder Nature, dürfen keine synthetischen Stoffe enthalten.
- Du kannst auch selbst deinen eigenen Duft herstellen. Kreiere ein Parfum aus natürlichen Duftölen oder stelle eine blumige Rosenessence her. Solche natürlichen Duftwasser eignen sich auch für einen Wäscheduft oder als Raumparfum.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Duftmarketing: Wie uns die Industrie mit Düften zu mehr Konsum verleiten will – Utopia.de
- Naturkosmetik: 7 inspirierende Blogs – Utopia.de
- Öko-Test Make-up: 10 Produkte fallen durch, Naturkosmetik überzeugt
© UTOPIA
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.