Seit einer Weile hast du einfach überhaupt keine Lust, die Nachrichten zu sehen oder zu hören? Damit bist du nicht allein. Was es mit dem Phänomen der "News Avoidance" auf sich hat.

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Neuigkeiten aus aller Welt sind für uns alle nur einen Klick entfernt. Oft sehen oder hören wir Nachrichten, auch ohne aktiv etwas dafür zu tun, zum Beispiel im Vorbeigehen auf Zeitungsaufstellern. Das führt bei vielen zu einer "News Avoidance" oder auch "Nachrichtenvermeidung".

Doch es gibt Wege, diesem Phänomen zu begegnen und einen ausgewogenen Umgang mit Informationen zu finden. Erfahre hier, was News Avoidance bedeutet, wie verbreitet es ist und welche Schritte du unternehmen kannst, um eine gesunde Balance zwischen Informationsaufnahme und mentaler Ruhe zu finden.

Was ist News Avoidance?

News Avoidance bezieht sich auf die bewusste Entscheidung, Nachrichten zu vermeiden oder ihren Konsum zu reduzieren. Menschen, die von Nachrichtenmüdigkeit betroffen sind, fühlen sich oft überwältigt von der Informationsflut und suchen Wege, um ihre mentale Belastung zu reduzieren.

Dr. Kirsten Eddy, Journalismusforscherin am Reuters Institut erklärt gegenüber der Pennstate University: "Wenn wir die Menschen fragen, warum sie Nachrichten aktiv meiden, nennen sie einige wichtige Dinge: Sie fühlen sich von der sich wiederholenden Nachrichtenagenda abgeschreckt, sie fühlen sich ausgelaugt, und sie haben das Gefühl, dass die Nachrichten schlecht für ihre psychische Gesundheit sind."

Wie verbreitet ist News Avoidance?

News Avoidance nimmt zu. Um zu verstehen, warum, sammeln Forscher:innen auch weitere Zahlen zum Nachrichtenkonsum insgesamt. Der 2023 Reuters Institute Digital News Report hat einige interessante solcher Erkenntnisse zusammengetragen:

  • Laut dem Report steigen die Phänomene der News Avoidance sowie der News Fatigue (Nachrichten-Erschöpfung) weltweit an. Der Unterschied: News Fatigue ist ein innerer Zustand, der zu einem Verhalten führt, der News Avoidance.
  • Auch das Vertrauen in die Nachrichten fällt.
  • Videobasierte Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube gewinnen an Einfluss im Bereich der News, während ältere Formate wie Facebook an Relevanz verlieren. Über die Hälfte aller News-Videos werden auf sozialen Medien gesehen, statt auf den Websites der Nachrichtenorganisationen.
  • Weltweit hat jede:r Vierte von den gestiegenen Lebenshaltungskosten Betroffene sein Budget für News überdacht oder gestrichen.
  • Weltweit ist Deutschland eines der Länder, in dem etwas mehr Menschen für Online-News bezahlen, statt nur zu lesen, sehen oder hören, was kostenlos verfügbar ist.
  • Verständnis ist ein weiterer Faktor bei News Avoidance. In Deutschland geben zehn Prozent der unter 35-Jährigen an, sich schwer zu tun, die News zu verstehen. Bei älteren Generationen sind es nur vier Prozent.
  • Konkret geben in Deutschland 32 Prozent der Menschen an, manchmal oder oft bewusst die Nachrichten zu vermeiden, Frauen dabei öfter als Männer. Die Generation über 55 ist weniger von News Avoidance betroffen als jüngere Generationen.

Selective News Avoidance

Der Reuters-Report von 2022 beschäftigt sich genauer mit dem Phänomen der selektiven Nachrichtenvermeidung. Dabei werden Nachrichten nur aktiv umgangen, wenn sie bestimmten Kriterien entsprechen. Deutschland ist jedoch eines der Länder, das davon weniger betroffen ist.

Als Gründe für selektive Nachrichtenvermeidung nennen die Teilnehmer:innen:

  • inhaltliche Wiederholungen, vor allem im Bereich der Politik und von COVID-19,
  • ein Gefühl von Abnutzung oder Erschöpfung,
  • fehlendes Vertrauen,
  • das Auslösen von schlechter Laune sowie
  • ungewollten Streits mit anderen,
  • ein Gefühl von Machtlosigkeit,
  • fehlende Zeit sowie
  • Schwierigkeiten, die Inhalte der News zu verstehen.

News Avoidance: Kein Grund zur Scham

Dr. Eddy vom Reuters-Institut erklärt, dass man nicht gleich ein:e schlechte:r Bürger:in ist, nur weil man die Nachrichten vermeidet. Einerseits bekämen viele von uns die News auch passiv mit, zum Beispiel über Gespräche mit anderen oder die sozialen Medien.

Wir würden uns dann auch gut informiert fühlen, erklärt sie, jedoch müsse man dabei im Kopf behalten, dass die Informationen so unvollständig, verzerrt oder im falschen Kontext bei uns ankommen könnten.

Es ist wichtig, gut informiert zu sein, um Entscheidungen zu treffen, hinter denen du stehen kannst. Das gilt für den politischen Stimmzettel wie auch die Entscheidung, wie und wo wir unser Geld ausgeben.

Informiert und gesund bleiben: 4 Tipps

Die Pennstate University hat deshalb Ratschläge, wie du gut informiert bleiben kannst, ohne dein Wohlergehen zu gefährden.

  1. Moderiere: Moderiere deinen Nachrichtenkonsum, damit du nicht überwältigt oder ausgebrannt wirst. Checke die Nachrichten zum Beispiel nur für höchstens 5 Minuten oder nur zu bestimmten Uhrzeiten am Tag.
  2. Kuratiere: Du kannst auswählen, von wem du welche Nachrichten empfangen möchtest. Kuratiere deinen persönlichen Newsfeed, indem du Newsletter oder Podcasts abonnierst, denen du vertraust.
  3. Diversifiziere: Du kannst dafür sorgen, dass du nicht immer wieder dieselben Geschichten und Perspektiven hörst, indem du nach diverseren Quellen suchst.
  4. Stelle infrage: Stelle Überschriften infrage, die stark auf (vor allem negative) Emotionen abzielen. Wenn ein Titel dich offensichtlich wütend oder ängstlich machen soll, denke darüber nach, ob du dieser Nachrichtenquelle weiterhin folgen möchtest. Denn immer wieder Nachrichten zu lesen, die starken Stress auslösen, kann zu vollständiger News Avoidance führen.

Der Reuters-Report spricht ausserdem an verschiedenen Stellen an, dass viele Menschen sich mehr positive und zuversichtliche Nachrichten wünschen. Journalist:innen sollten ihnen zufolge öfter über Lösungen berichten als nur über Probleme. Es gibt mehrere Portale, die sich genau darauf spezialisieren, auf Deutsch zu Beispiel goodnews.eu.

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