Ein Backofen mit Pyrolyse-Funktion ist äusserst praktisch: Das Selbstreinigungsprogramm entfernt sogar hartnäckigen Schmutz von den Wänden des Backofens. Es gibt jedoch auch einige Nachteile, die du kennen solltest.
Wenn der Kuchen überläuft oder der Braten fettige Spritzer im Backofen hinterlässt, kann das zu einer grossen Sauerei im Ofen werden. Besonders bei Gerichten mit langer Garzeit können sich Speisereste am Boden und an den Wänden einbrennen. Sie sind dann nur noch schwer zu entfernen.
Viele hochwertige Backöfen setzen daher auf die Pyrolyse-Funktion. Dabei handelt es sich um einen Selbstreinigungsmodus, der Speisereste zu Asche verbrennt. Die lässt sich nach dem Reinigungsvorgang dann einfach mit einem feuchten Tuch wegwischen.
Seit einigen Jahren boomen Backöfen mit Pyrolyse: Bekannte Marken haben ihre hochpreisigen Backöfen mit Pyrolyse ausgestattet, aber selbst günstige Backöfen von Einrichtungsdiscountern verfügen mittlerweile über die praktische Funktion. Über die Nachteile denken aber nur die wenigsten nach. Denn wer Wert auf Umweltfreundlichkeit legt und Ressourcen schonen will, für den ist ein Pyrolyse-Backofen nicht geeignet.
Pyrolyse-Backofen: So funktioniert die Selbstreinigung
Der Begriff "Pyrolyse" bedeutet so viel wie Hitzespaltung und weist beim Backofen darauf hin, wie das Feature genau funktioniert: Der Backofen heizt in einem Spezialprogramm auf bis zu 500 Grad Celsius, sodass alle Speisereste zu Asche verbrennen, so Ökotest. Anschliessend muss man die Asche nur noch mit einem feuchten Tuch abwischen.
Wie viel Grad genau erreicht werden, ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Wird die Pyrolyse-Funktion nachträglich installiert, dann müssen zuvor ausserdem alle Teile ausgebaut werden, die der Pyrolyse nicht standhalten. Dazu zählen beispielsweise zusätzliche Teleskopschienen, ein nachträglich eingebauter Backwagen und was sonst noch nach dem Kauf dazukam.
Die Pyrolyse erleichtert zwar die Reinigung erheblich, ist aber zugleich mit hohen Kosten verbunden, energieintensiv und daher nicht umweltfreundlich.
Nachteile des Pyrolyse-Backofens
Die Selbstreinigungsfunktion eines Pyrolyse-Backofens hat einige Nachteile:
1. Energieverschwendung
Ökotest erklärt: Um auf eine Temperatur von 500 Grad Celsius hoch zu heizen, benötigt der Backofen je nach Modell bis zu drei Stunden. Dabei verbraucht er sehr viel Energie, mehr als zum Backen oder Garen benötigt wird. Bis zu sieben Kilowattstunden Strom können bei der Pyrolyse verbraucht werden. Diese Verschwendung von Energie ist unnötig, da du auch mit Hausmitteln deinen Backofen reinigen kannst.
2. Qualm und Gerüche
Wenn der Backofen auf 500 Grad Celsius erhitzt wird, können die verbrannten Speisereste Qualm und Gerüche verbreiten. Auch der Backofen selbst kann durch das Erhitzen Gerüche absondern. Beides hat die schwedische Verbraucherschutzorganisation Råd & Rön festgestellt und wurde von Stiftung Warentest in ihre Empfehlungen einbezogen. Der Backofen ist am Ende sauber, dafür riecht die Küche nach verbranntem Essen und Qualm.
3. Hohe Kosten
Wer einen Pyrolyse-Backofen kauft, muss in der Anschaffung einiges mehr investieren. Günstige Produkte gibt es ab etwa 300 Euro, nach oben gibt es reichlich Spielraum. Zusätzlich ist die Nutzung kostspielig. Mit aktuellen Strompreisen um 32 Cent pro Kilowattstunde, kostet dich jede Reinigung zwischen knapp einem Euro und 1,60 Euro. Wenn du also den Backofen einmal die Woche reinigen würdest, würde die Stromrechnung um zusätzliche 60 bis 150 Euro im Jahr steigen.
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4. Ungesunde Kombination: Chemiekeule + Reiniger
Bei starken Verschmutzungen empfehlen einige Hersteller, den Backofen vorher grob zu reinigen. Dabei kann der Einsatz von aggressiven Backofen-Reinigern unliebsame Folgen haben: Möglicherweise entstehen schädliche Dämpfe und der Reiniger wird bei der anschliessenden Pyrolyse-Säuberung eingebrannt. Wenn du den Backofen also selber reinigst, solltest du alle Rückstände entfernen, bevor du die Pyrolyse-Funktion nutzt und möglichst auf umweltfreundliche Reinigungsprodukte zurückgreifen, aus denen keine schädlichen Dämpfe entstehen können.
Alternativ: Perfect Clean und Katalyse statt Pyrolyse
Neben den oben genannten Nachteilen kommt hinzu, dass Pyrolyse of unnötig ist. Es gibt nämlich auch andere technische Alternative:
- Perfect Clean: Hierbei setzen die Hersteller auf eine speziell beschichtete Backofen-Oberfläche, auf der Schmutz leicht abgewischt werden kann. Die Stiftung Warentest stellte ebenfalls fest, dass sich Öfen mit "Perfect Clean" besonders einfach säubern lassen. Du findest diese Backöfen auch unter den Namen "TitanEmail", "titanGlanz" und "Longclean".
- Katalyse-Funktion. Hierbei sind die Oberflächen mit einer katalytisch beschichteten Emaille verkleidet. Das Material sorgt schon während dem Backen dafür, dass sich Fettspritzer und Essensreste zersetzen. Du erkennst die Backöfen auch an den Namen "EcoClean" sowie "selbstreinigendes Katalyseemail".
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So funktioniert’s: Die grobporige Keramikoberfläche nimmt die Fettspritzer auf und verbrennt sie zu Kohlenstoffdioxid und Wasser. Dafür ist keine hohe Temperatur nötig, schon während das Essen im Ofen gart, beginnt der Katalyse-Prozess. Am besten funktioniert dies aber ab 200 Grad Celsius. Ganz so effektiv wie die Pyrolyse-Technologie ist dieses Verfahren allerdings nicht. Es stellt lediglich eine Reinigungshilfe dar, nimmt dir die Reinigung aber nicht vollständig ab. Ausserdem nutzt sich die Beschichtung nach einiger Zeit ab und muss ausgetauscht werden. Eine energiesparende Alternative zur Pyrolyse ist es aber allemal.
Besonders nachhaltig: Backofen selber reinigen
Ob Pyrolyse, Katalyse oder Perfect Clean. Am nachhaltigsten und günstigen ist es immer noch, den Backofen selber zu reinigen. Tipps und Anleitungen findest du in folgenden Ratgebern:
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Übrigens: Nicht nur mit dem Verzicht auf die Pyrolyse-Funktion kannst du Geld und Energie im Haushalt sparen. Es gibt eine Einstellung, mit der du beim Backen bis zu 20 Prozent Energie sparen kannst.
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Überarbeitet von Lina Brammertz © UTOPIA
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