In wenigen Wochen greift eine neue Verordnung. Die Deckel von Einwegflaschen und Milchkartons müssen ab Juli fest mit der Verpackung verbunden sein. Was steckt hinter den "Tethered Caps"?

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Vielleicht sind dir die neuen Deckel, die immer mehr Getränkekartons, aber auch Einwegflaschen haben, schon aufgefallen. Die sogenannten "Tethered Caps" sind Verschlüsse, die fest mit dem Behältnis verbunden sind und sich nicht mehr abnehmen lassen. Die Lass-mich-dran-Verschlusskappen fühlen sich ungewohnt an, stören vielleicht anfangs beim Trinken – sie haben aber einen guten Grund.

Ab Juli 2024 sind die neuen Verschlüsse gemäss einer neuen EU-Richtlinie bei Einweg-Getränkeverpackungen, die ganz oder teilweise aus Plastik bestehen und unter drei Liter Volumen haben, vorgeschrieben (Einwegkunststoff-Richtlinie 2019/904). Der Hintergrund: Die losen Deckel sollen nicht in der Umwelt landen und dort für noch mehr Verschmutzung sorgen. Bei Untersuchungen an der Nordsee wurden mehr als 40 Flaschendeckel auf etwa 100 Metern Strand gefunden. Kunststoff ist problematisch, weil er sich nur langsam zersetzt und als Mikroplastik unendlich lang in der Natur verbleibt. Über die Aufnahme von Tieren landet Mikroplastik auch in unserem Nahrungskreislauf.

Viele Hersteller haben ihre Verpackungen jetzt schon an die Auflagen der Einwegkunststoff-Richtlinie angepasst.

Wie funktioniert das Recycling bei Lass-mich-dran-Deckeln?

Bislang galt der Tipp von Entsorgungs-Expert:innen, die Deckel von Getränkepackungen einzeln über den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne zu entsorgen. Hannan Farooq von der Wittmann Entsorgungswirtschaft GmbH meint im Gespräch mit Utopia: "Generell empfehlen wir, Verpackungsmaterialien vor der Entsorgung durch den Konsumenten sorgfältig zu sortieren. Eine gründliche Vorsortierung erhöht die Effizienz der Sortieranlagen erheblich."

Das ist bei den "angebundenen Deckeln" nicht mehr möglich, bzw. nicht Sinn der Sache. Hier gilt: Die verbundenen Deckel sollen nicht gewaltsam entfernt werden. Sie verbleiben an den Getränkeverpackungen und werden über den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne entsorgt.

Das Recycling wird durch die Tethered Caps etwas erschwert, sollte aber weiterhin funktionieren, wie uns Entsorgungs-Expert:innen erklären. "Da beide Teile aus unterschiedlich dichten Kunststoffen bestehen, lassen sich die Materialien dann durch das Schwimm-Sink-Verfahren trennen: Die Flaschen sinken zu Boden, während der Deckel schwimmt", erläutert Lena Langenkämper vom Recyling-Unternehmen Remondis. So können die Kunststoffteile separat weiterverarbeitet werden. Bei Materialien mit deutlich unterschiedlicher Dichte ist die Trennung weniger problematisch als bei Materialien mit fast identischer Dichte.

Langenkämper erklärt weiter: "Die Herausforderung beim Recycling von Getränkekartons liegt aber weniger bei den Verschlüssen, die so ja weitestgehend separiert werden könnten. Schwieriger ist es, den Verbund aus verschiedenen Materialien (Kunststoff, Aluminium, Papierfasern) voneinander zu trennen."

Vor Juli: Getränkekarton entsorgen – mit oder ohne Deckel?

Bis zum 3. Juli 2024 gilt: Die Deckel der Tetra Paks sollten am besten getrennt weggeworfen werden – und zwar auch in den Gelben Sack, darin sind sich die Entsorgungs-Fachleute einig. Denn: "Keine Sortieranlage kann so gut sortieren wie der Mensch", erklärt Lena Langenkämper vom Recyling-Unternehmen Remondis. "Der Sortiererfolg der Anlagen hängt ganz wesentlich von der korrekten Abfalltrennung in den Haushalten ab."

In welchen Müll gehören Getränkekartons?

Auch wenn Getränkekartons von Tetra Pak, Elopak oder SIG überwiegend aus Karton bestehen: Sie gehören nicht in die Papiertonne. Die Verpackungen, die hauptsächlich für Getränke verwendet werden, bestehen aus bis zu sieben Schichten und enthalten neben Papier auch Kunststoffe und zum Teil eine dünne Schicht Aluminium. Auch die Entsorgung im Restmüll ist nicht korrekt.

Richtig aufgehoben sind Tetra Paks & Co. nur im Gelben Sack, beziehungsweise der Gelben Tonne. Nur so können in der Recyclinganlage die verschiedenen Materialien separiert und dann recycelt werden.

Hinweis: Der Begriff Tetra Pak wird umgangssprachlich für alle Getränkekartons genutzt, es gibt allerdings verschiedene Firmen, die Getränkekartons herstellen. Hierzu gehören neben Tetra Pak auch Elopak oder SIG. Für all diese Produkte gelten dieselben Regeln bei der Entsorgung.

Fazit: Deckel und Behältnis getrennt in den Gelben Sack zu werfen, ist die beste Lösung – so hat die Sortieranlage am wenigsten Probleme bei der Trennung. Aber auch wer beides zusammen einwirft, macht nichts falsch. Wichtig ist, dass beides im Gelben Sack landet.

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Materialien trennen: gilt auch für andere Deckel

Diese Tipps gelten übrigens nicht nur für Getränkekartons, sondern auch für die Deckel von Joghurtbechern, die Deckel von Senftuben und die Folien von Käsepackungen. Remondis erklärt: "Wenn wir einmal das Beispiel mit dem Joghurtbecher nehmen: Da es sich bei dem Becher (Kunststoff) und dem Deckel (Aluminium) um verschiedene Materialien handelt, sollte der Deckel abgetrennt und beides separat in die Gelbe Tonne oder den Sack geworfen werden. So ermöglichen wir für beide Materialien eine Verwertung. Separieren wir nicht, muss sich die Sortieranlage quasi ‚entscheiden‘, welchem Material sie Vorrang gibt. Der andere Wertstoff geht so für das Recycling verloren."

Bei Konservendosen aus Weissblech hingegen müssen die Deckel nicht entfernt werden – Dose und Deckel sind aus dem gleichen Material gefertigt.

3 wichtige Tipps fürs korrekte Recycling

  • Die Gefässe sollten immer "löffelrein" sein. D. h. man sollte grössere Reste des Inhaltes auskratzen, das Gefäss jedoch nicht spülen. Denn das verbraucht unnötig Wasser, Energie und Spülmittel.
  • Joghurt- und Sahnebecher immer einzeln entsorgen und nicht ineinander stapeln. Denn das bereitet den Entsorgern beim Recycling Probleme, da die gestapelten Behälter nicht störungsfrei die Sortieranlage durchlaufen können.
  • Alles, was sich händisch voneinander trennen lässt, sollten wir auch separieren und einzeln wegwerfen. So trägt jede:r einzelne von uns bestmöglich zum Recyclingerfolg bei.

Mehrweg ist die beste Verpackung

Utopia meint: Besser als Getränkekartons sind Mehrwegbehältnisse, vor allem wenn sie regional befüllt werden. Daher raten wir Verbraucher:innen, beim Einkauf generell Mehrweglösungen gegenüber Einwegbehältnissen zu bevorzugen und diese zeitnah wieder in Umlauf zu bringen.  © UTOPIA

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