Die EU hat ihre Abfallrahmenrichtlinie geändert – mit Konsequenzen für den Alltag. Ab 2025 dürfen Klamotten und Textilien nicht mehr in den Restmüll. Wie du sie stattdessen entsorgst – und welcher Punkt noch unklar ist.
Nichts ist für die Ewigkeit – schon gar nicht Fast-Fashion-Textilien. Aber wohin damit, wenn Bluse, Socken oder Betttuch einmal kaputtgehen?
Bisher konnte man diese in Deutschland unter anderem im Restmüll entsorgen. Doch ab Januar 2025 soll sich das ändern. Kaputte Textilien dürfen dann nicht mehr in der grauen Tonne landen – sonst drohen Konsequenzen. Das erklärt Philip Heldt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gegenüber der Frankfurter Rundschau (FR).
Kleidung nicht mehr in den Restmüll: Was sich 2025 ändert
Die Änderung geht auf die EU-Abfallrahmenrichtlinie (Art. 11 Abs. 1) zurück, welche bereits 2023 geändert wurde. Sie verpflichtet EU-Mitgliedstaaten unter anderem dazu, Textilien getrennt von anderen Müllarten zu sammeln.
In Deutschland gibt es dafür zum Beispiel Altkleidercontainer. Die Kleidung darin wird hierzulande teils an Sozialkaufhäuser und Co. gespendet, überwiegend aber an Textilsortierbetriebe verkauft, die sie oft in osteuropäische und afrikanische Länder exportieren. (Dort wird die Kleidung teils weiterverkauft, kann aber auch als problematischer Müll enden.)
Kaputte Textilien werden entweder verbrannt oder etwa zu Vliesstoffen oder Putzlappen recycelt. Landet Kleidung im Hausmüll, kann sie nicht wiederverwendet werden – und wird oft verbrannt.
Die geänderte Richtlinie hängt mit der EU-Textilstrategie zusammen. Diese sieht unter anderem die Entwicklung innovativer Technologien für hochwertiges Recycling vor. Ziel ist ein geschlossener Materialkreislauf, um Textilabfälle in der EU zu reduzieren und recycelte Materialien verstärkt in der Textilproduktion einzusetzen. Dafür muss eine neue Infrastruktur für die getrennte Sammlung, Sortierung, Wiederverwendung und Recycling von Altkleidern in der EU geschaffen werden.
Container, Paketspende oder direkt abgeben? Wie du Kleidung sinnvoll spendest
Statt Restmüll: Wohin mit kaputter Kleidung?
Aber was heisst das konkret – in Bezug auf löchrige oder aufgetrennte Kleidung? Diese darf wie gesagt nicht mehr im Abfall entsorgt werden. Tut man es doch, kann das Probleme nach sich ziehen.
Philip Heldt erklärt gegenüber FR, dass in Deutschland schon heute eine Pflicht zur Trennung von Abfällen bestehe. "Landet in der Bio-Tonne zum Beispiel Plastikmüll, kann es sein, dass die Müllabfuhr die Tonne stehen lässt. Mehr droht bisher nicht. Das wird bei alten Klamotten genauso werden", so der Experte. T-Shirts. Bettbezüge und andere Textilien gehören demnach in den Altkleidercontainer, selbst wenn sie kaputt sind.
Und was ist mit verschmutzten Textilien?
Utopia wollte es genauer wissen, und hat bei Heldt nachgefragt, wie man stark verschmutzte Textilien künftig entsorgen soll. Stoffe, die zum Beispiel mit Öl oder Farbe verschmutzt sind, sind schliesslich kaum fürs Recycling geeignet und könnten die Qualität von Recyclingtextilien sogar beeinträchtigen.
Der Experte bestätigte, dass hier ein Problem besteht. "Je nachdem, wie man die Richtlinie auslegt, müssten rein theoretisch alle Textilien erfasst werden, also auch die defekten und verschmutzen. Da dies aber dem Ziel des guten Recyclings entgegensteht, das in der Textilstrategie gewünscht ist, muss man das abwägen", so Heldt.
Der deutsche Gesetzgeber habe sich dazu noch nicht geäussert, in Österreich hingegen sollten defekte und verschmutze Textilien weiterhin in den Restmüll, um das Recycling nicht zu gefährden. Heldt rechne damit, dass auch in Deutschland bald eine Klarstellung folgt. Er selbst sieht den Restmüll aber nach wie vor als sinnvollere Entsorgungsmöglichkeit für verschmutzte oder ganz verschlissene Textilien.
Utopia meint: Warum wir bei Mode umdenken müssen
Die Textilindustrie ist für bis zu 10 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich. Das ist mehr als die Emissionen des internationalen Flug- und Schiffsverkehrs zusammen. Zudem verursacht die Branche laut Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 20 Prozent der Frischwasserverschmutzung, hauptsächlich durch die Verwendung von Chemikalien in der Produktion. Darüber hinaus trägt die Textilproduktion erheblich zur Mikroplastikverschmutzung der Meere bei, da synthetische Fasern beim Waschen freigesetzt werden.
All diese Folgen haben eine Hauptursache: Wir konsumieren zu viel Mode, und das zu schnell. Um Klima, Umwelt und Ressourcen zu schonen, reicht es deshalb nicht, Textilien anders zu entsorgen. Vor allem braucht es eine ambitionierte Gesetzgebung – die Änderungen der EU sind ein erster Schritt in diese Richtung. Wer heute schon bewusster mit Mode umgehen will, kann Klamotten länger tragen, sie erst austauschen, wenn sie kaputt sind – und das auch nur mit qualitativ hochwertigen, langlebigen Teilen oder Secondhand-Mode. Mehr Tipps:
Second Hand kaufen: Alt ist das neue Neu! © UTOPIA
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.