Es klingt vielleicht erstmal unmöglich: Sekundäres Ertrinken beschreibt, wie man ertrinken kann, wenn man gar nicht (mehr) im Wasser ist. Wir erklären die Symptome und wie du dich und andere schützen kannst.

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Sekundäres Ertrinken heisst so, weil es eine verzögerte Reaktion auf einen Badeunfall ist. Jemand kommt also vermeintlich nur mit einem Schrecken davon. Doch was folgt, kann ebenso verheerend sein. Hier erfährst du alles, was du über das Risiko des sekundären Ertrinkens wissen musst, sowie über die Symptome und die Dauer der Gefahr.

Wichtig: Laut Prof. Dr. Peter Radke, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie, ist der Begriff "sekundäres Ertrinken" irreführend und wird heutzutage in der Medizin nicht mehr verwendet. Er weist darauf hin, dass das klassische Ertrinken ein viel grösseres Risiko darstellt. Natürlich solle sich, wer einen Badeunfall hatte und/oder besorgniserregende Symptome hat, ärztliche Hilfe einholen. An einem Tag am See gibt es dem Arzt zufolge jedoch auch andere Risiken zu beachten, beispielsweise die Gefahr eines Sonnenbrands oder Hitzschlags.

Was ist sekundäres Ertrinken?

Sekundäres Ertrinken ist eine sehr seltene, aber lebensbedrohliche Komplikation, die nach einem Wasserunfall auftreten kann. Anders als beim akuten Ertrinken gelangt keine grosse Menge Wasser in die Lunge. Stattdessen atmet der oder die Betroffene kleine Mengen Wasser ein, die später in den Lungenbläschen zu Entzündungen führen können.

Kinder sind besonders gefährdet, weil sie oft nicht schwimmen können und im oder am Wasser schnell unbeabsichtigt unter die Oberfläche gelangen. Auch können sie das Erlebnis, sollte es unbemerkt vorübergehen, möglicherweise nicht klar kommunizieren, sobald Symptome bemerkt werden. Wegen ihrer kleinen Körpergrösse reicht eine kleine Menge Wasser aus, um sekundäres Ertrinken auszulösen. Bei einem fünfjährigen Kind mit knapp 20 Kilogramm Gewicht reichen schon 40 Milliliter eingeatmetes Wasser. Das sind wenig mehr als fünf Esslöffel Wasser.

Wichtig jedoch: Meist wird ein Hustenreiz ausgelöst, der die Lunge schützt. Daher kommt sekundäres Ertrinken sehr selten vor und kündigt sich durch typische Symptome an.

Das geschieht beim sekundären Ertrinken

Andreas Paatz, Bundesleiter der DRK-Wasserwacht, erklärt den Vorgang so:

"Beim sekundären Ertrinken sind die Lungen mit Wasser geflutet worden und aufgrund von physikalischen Eigenschaften in der Lunge wird das Wasser in die Blutbahn abgegeben. Im Laufe von zwölf bis 24 Stunden kommt es innerhalb des Blutkreislaufes dann wieder zum Ausgleich. Das heisst: Die überschüssige Flüssigkeit (das Wasser) gelangt über den Lungenkreislauf auch wieder in die Lunge."

Tritt die Flüssigkeit aus dem Blut in die Lunge über, kann das Kind an einem Mangel an Sauerstoff ersticken.

Dies kann Stunden bis Tage nach dem Vorfall geschehen. Das führt dazu, dass Betroffene die Symptome oft nicht sofort mit dem Wasserunfall in Verbindung bringen.

Übrigens: Auch primäres Ertrinken (ein klassischer Ertrinkungsunfall) ist nicht immer leicht zu bemerken oder erkennen. Mehr dazu:

Symptome von sekundärem Ertrinken

Die Symptome variieren je nach Alter und Gesundheitszustand des oder der Betroffenen.

Typisch sind:

  • Atembeschwerden
  • Kurzatmigkeit
  • Müdigkeit
  • Verwirrtheit
  • starker Husten
  • blasse Haut
  • blaue Lippen

Bei Kindern können die Symptome denen von Atemwegsinfektionen ähneln. Es ist wichtig, diese Anzeichen frühzeitig zu erkennen und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Empfohlen wird dies, wenn die Symptome schwerwiegender sind als beim Verschlucken eines Getränks.

Sekundäres Ertrinken vermeiden: 4 Tipps

Um sekundäres Ertrinken zu verhindern, ist Prävention wichtig. Viele Eltern sind besonders aufmerksam, wenn ihre Kinder gerade im Wasser planschen. Das ist der erste unentbehrliche Schritt. Doch auch die Stunden und Tage danach ist besondere Aufmerksamkeit gefragt, um mögliche erste Symptome von sekundärem Ertrinken zu entdecken.

Weitere Tipps für die Praxis:

  1. Kinder sollten schwimmen lernen. Dazu gehört auch das richtige Atmen, damit kein Wasser verschluckt wird.
  2. Ein zusätzliches Sicherheitstraining hilft Kindern wie Erwachsenen, Risiken zu vermeiden.
  3. Plane regelmässige Pausen, für dich und andere.
  4. Hole bei typischen Symptomen ärztlichen Rat ein.

Laut dem Mediziner Radke könnten sich schätzungsweise 85 Prozent aller Ertrinkungsfälle durch Bildungsmassnahmen wie Schwimm- und Tauchtrainings vermeiden lassen.

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