Neinsagen kann schwer sein. Besonders wenn man glaubt, der einladenden Person damit zu schaden. Eine Studie hat nun untersucht, wie berechtigt solche Sorgen sind, die Alltagsstress bedeuten können.
Man stelle sich vor, man wird von Bekannten zu einer Feier eingeladen, bei der man wenige andere kennt. Oder zu einer Aktivität früh am Morgen, obwohl man den Abend zuvor länger unterwegs war als geplant. In solchen Situationen fällt es vielen schwer, Nein zu sagen – obwohl sie doch eigentlich am liebsten zuhause bleiben würden.
Proband:innen einer Pilotstudie der Marketingforscher:innen Julian Givi von der West Virginia University und Colleen Kirk vom New York Institute of Technology gaben mehrheitlich ähnliche Erfahrungen an. Demnach erklärten drei Viertel der Befragten, schon einmal einer sozialen Aktivität zugestimmt zu haben, auf die sie lieber verzichtet hätten. Sie sagten aber dennoch zu – aus Angst vor den Konsequenzen.
Die Forschenden untersuchten daraufhin, ob die Sorgen der Befragten bezüglich möglicher negativer sozialer Folgen berechtigt sind. Oder, ob sie etwaige negative Auswirkungen überschätzen. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten die Wissenschaftler:innen jüngst im Journal of Personality and Social Psychology.
Besuch einer Museumsausstellung als Test
Hierzu führten Givi und Kirk insgesamt fünf Experimente mit 2000 Studienteilnehmer:innen durch. Eine Studie diente als Test der Hypothese, dass Eingeladene die negativen Folgen, die Einladung auszuschlagen, überbewerteten.
Einige Teilnehmer:innen stellten sich vor, die Einladung eines Freundes zum Besuch einer Museumsausstellung auszuschlagen. Und sollten dann die negativen Auswirkungen ihrer Absage angeben, die sich daraus für die Person ergeben würde, von der sie eingeladen wurden. Andere Proband:innen stellten sich vor, dass ihre eigene Einladung von einer Freundin oder einem Freund abgelehnt wird.
Dabei wurde den Studienteilnehmer:innen klar gemacht, dass die einladende Person den Museumsbesuch immer noch mit einer anderen Person unternehmen kann. So konnte in gewisser Weise ausgeschlossen werden, dass die Eingeladenen die negativen Folgen der Ablehnung überschätzen, schliesslich hätte die einladende Person eine Ausweichmöglichkeit.
Als Nächstes beantworteten die Proband:innen sechs Fragebögen, in denen sie die negativen Folgen der Absage ihrer Einladung einschätzen sollten: Wie wütend würde ihre Absage die andere Person machen? Wie sehr würde sie von der Absage enttäuscht sein? Und wie wahrscheinlich wäre es, dass das Nein der Beziehung schadet oder dass die Person das nächste Mal nicht mehr fragt? Die Skala reichte dabei von 1 ("gar nicht") bis 7 ("sehr").
Eigener Einfluss auf andere wird laut Forschenden überschätzt
In diesem wie auch in den anderen Versuchsreihen der Studie zeigte sich laut Givi und Kirk, dass die Eingeladenen unter den Versuchspersonen die negativen Auswirkungen ihrer Absage deutlich negativer einschätzten als solche, die sich vorstellten, die Absage zu erhalten.
Daran änderte sich laut Studie auch nicht, als die Teilnehmer:innen die Einladung der eigenen Partner:innen ablehnten.
Als einen Grund hierfür nennen die Forschenden, dass die Eingeladenen ihre Wichtigkeit und ihren Einfluss auf das Wohl der anderen Person überbewerteten. Sie seien zu stark auf den Akt des Neinsagens fokussiert und fürchteten zu sehr, dem Mitmenschen zu schaden.
Die Forschenden betonen: für die Gegenseite sei auch das Warum der Absage von Bedeutung. Also wie nachvollziehbar die Gründe für das Nein sind. Vielmehr appellieren die Forschenden für einen gesunden Egoismus in zwischenmenschlichen Beziehungen. Denn die Überlastung durch zu viele und ungewollte Kontakte kann zu einer Art Burnout führen.
Mehr hierzu:
Verwendete Quelle: American Psychological Association (APA)
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