Was steckt eigentlich genau hinter dem Begriff "Trennkost"? Erfahre hier, welchen Hintergrund sie hat und was Fachleute heutzutage von ihr halten. Und hat die Ernährungsform überhaupt Vorteile?

Mehr Ratgeber-Themen finden Sie hier

Vor einigen Jahren war die Trennkost hoch im Kurs. Das Prinzip der Ernährungsform ist es, Kohlenhydrate und Eiweiss getrennt voneinander zu verzehren. Das soll das Gewicht reduzieren und weitere körperliche Vorteile mit sich bringen. Fachleute sprechen sich mittlerweile aber klar gegen Trennkost aus.

Was ist Trennkost?

Das Grundprinzip von Trennkost ist relativ einfach zu erklären: Während der Diät werden Kohlenhydrate und Proteine nicht zusammen gegessen.

Als Erfinder der Trennkost gilt William Howard Hay. Er war der Ansicht, dass Kohlenhydrate und Proteine vom Verdauungssystem unterschiedlich verarbeitet werden. Indem Menschen sie getrennt zu sich nehmen, geben sie den Proteinen und Kohlenhydraten laut Hay ein optimales Umfeld zum Verdauen. Das soll den Darm entlasten.

Hay war der Überzeugung: Proteine brauchen ein saures, Kohlenhydrate ein basisches Milieu. Demnach sollten Kohlenhydrate schlechter verdaut werden, wenn sie gemeinsam mit Proteinen in den Darm gelangen. Denn das saure Milieu der Proteine steht dem basischen Milieu der Kohlenhydrate gegenüber. Dies führe zu Blähungen, Völlegefühl und Gewichtszunahme. Im Umkehrschluss lautet die Lösung laut Hay: Trennkost.

Was spricht gegen Trennkost?

Fachleute raten heutzutage nicht mehr zu Trennkost. Die Berliner Diplom-Ökotrophologin Manuela Marin erklärte laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass diese Form der Diät längst widerlegt sei. Die Trennung von Kohlenhydraten und Eiweiss sei zudem in der Praxis gar nicht möglich. Laut Marin sei diese These "nicht mehr haltbar" und "stamme aus einer Zeit, in der über die Ernährung noch zu wenig Wissen vorlag".

Um Kohlenhydrate und Proteine zu verdauen, verfügt der Körper laut Marin über Regulationssysteme. Diese verhindern demnach die Bildung von schädlichen Säuren. Dass der Körper durchaus in der Lage ist, Kohlenhydrate und Proteine gleichzeitig zu verdauen, zeige sich der Ernährungsberaterin zufolge auch an Beispielen aus der Natur. So kommt in Muttermilch beides vor. "Und die kann ja wohl nicht schädlich sein", so Marin.

Bei einigen Lebensmittelkombinationen kann der Körper die enthaltene Eiweisse laut Marin sogar besonders gut aufnehmen. So zum Beispiel, wenn Bratkartoffeln und Ei oder Müsli mit Milch oder Joghurt verzehrt werden.

Abnehmen durch Trennkost?

Dass du durch Trennkost abnehmen kannst, liegt nicht an der Nahrung an sich, die dabei zugeführt wird. Denn Abnehmen hängt mit der Kalorienzufuhr zusammen. Wer weniger Kalorien zu sich nimmt, als der Körper verbraucht, nimmt ab. Dies ist der Ernährungsexpertin Marin zufolge auch mit Trennkost möglich.

Das Konzept der Trennkost von William Howard Hay sieht vor, dass Menschen mehr Obst und Gemüse zu sich nehmen sollen. Auch gilt die Empfehlung bei Trennkost: langsam essen und viel kauen. Beides sei laut Marin per se nicht schlecht und kann eine Gewichtsreduktion begünstigen.

Dennoch rät Marin von Trennkost als Dauerernährung ab. Mangelerscheinungen bei Eiweiss, Calcium, Jod, Eisen und wichtigen Fettsäuren könnten die Folge sein.

Gibt es Vorteile der Trennkost?

Auch Diätassistentin Heike Dethardt räumt gegen der dpa ein, dass nicht alles an der Trennkost schlecht sei. Die Ernährungsform sei "ballaststoffreich und überwiegend lacto-vegetarisch" und zusätzlich habe sie einen "moderaten Fett- und Energiegehalt". Auch das erkläre die Gewichtsreduktion bei einigen Menschen. Ausserdem hält die Expertin es in manchen Fällen für sinnvoll, den Kohlenhydratanteil der Nahrung zu reduzieren.

In beiden Fällen braucht es laut Dethardt aber keine Trennkost.

Mehr Inhalte von Utopia.de
News, Tipps, Rezepte und Kaufberatung für eine nachhaltigere Welt.

Weiterlesen bei Utopia:

Überarbeitet von Nora Braatz  © UTOPIA

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.