Viele Vögel bleiben im Winter in Deutschland und ziehen nicht in wärmere Gebiete. Welche Arten überwintern und wie du ihnen am besten hilfst, erklären wir dir hier.

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Wenn die Tage kürzer werden und Frost die Landschaft überzieht, wird in deutschen Gärten eine Tradition gepflegt, die ebenso beliebt wie umstritten ist: das Füttern von Vögeln in der Winterzeit. Die Vogelhäuschen werden mit Kernen gefüllt, Meisenknödel aufgehängt – und schon tummeln sich Spatzen, Amseln und Co. vor dem Fenster.

So romantisch die vermeintliche Vogelschar auch wirken mag, Fachleute aus Naturschutz, Ornithologie und Medizin warnen: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

Im Winter füttern viele Menschen Vögel im Garten, doch Expert:innen weisen auf die möglichen Risiken hin und betonen die Bedeutung naturnaher Lebensräume für den Artenschutz.

Vögel im Winter: Diese Arten bleiben

Viele Vogelarten in Deutschland gehören zu den Zugvögeln und verbringen die kalten Wintermonate in wärmeren, südlichen Gebieten der Erde. Jedoch gibt es auch die sogenannten Stand- und Wintervögel. Diese Vögel ziehen im Winter nicht in den Süden. Standvögel verbringen das ganze Jahr in einem Gebiet. Zu den sogenannten Invasionsvögeln zählen dagegen diejenigen Vogelarten, die aus den kälteren nördlichen und östlichen Gebieten herziehen, um den Winter in Deutschland zu verbringen.

Der NABU stellt die 35 häufigsten Wintervogelarten vor:

  • Singvögel: Amsel, Bergfink, Buchfink, Erlenzeisig, Feldsperling, Grünfink, Haussperling, Gimpel (Dompfaff), Goldammer, Hausrotschwanz, Heckenbraunelle, Kernbeisser, Mönchsgrasmücke, Rotkehlchen, Seidenschwanz, Star, Stieglitz, Zaunkönig
  • Meisenarten: Blaumeise, Haubenmeise, Kohlmeise, Schwanzmeise, Sumpfmeise, Tannenmeise
  • Spechte und Kleiber: Buntspecht, Kleiber
  • Rabenvögel: Dohle, Elster, Nebelkrähe, Rabenkrähe, Saatkrähe, Eichelhäher
  • Taubenarten: Ringeltaube, Türkentaube
  • Greifvögel: Sperber

Auch andere Greifvogelarten, Eulen oder Wasservögel zählen zu den Vögeln, die im Winter in mitteleuropäischen Gebieten zu finden sind.

Inzwischen überwintern ausserdem Vogelarten in Deutschland, die vor einigen Jahren noch zu den typischen Zugvögeln gehörten. Dazu zählen zum Beispiel die Mönchsgrasmücke oder der Hausrotschwanz. Dass Vögel im Winter ihr Verhalten ändern, ist vor allem auf die milderen Temperaturen der letzten Jahre zurückzuführen.

So hilfst du Vögeln im Winter am besten

Vögel ernähren sich im Winter hauptsächlich von Baum- und Wildkräutersamen, da sie aufgrund der niedrigen Temperaturen keine Insekten mehr fangen können. Einige Vögel wie der Eichelhäher oder der Buchfink legen schon im Herbst einen Nahrungsvorrat an.

Wenn die Temperaturen jedoch in den Frostbereich sinken und sich eine dicke Schneedecke über alle Pflanzen legt, fällt es vielen Vögeln schwer, ausreichend Nahrung zu finden. Ausserdem werden die natürlichen Futtervorräte im Verlauf des Winters immer geringer. Deshalb sieht der Deutsche Tierschutzbund die Fütterung als sinnvolle Unterstützung – vor allem, wenn Frost und Schnee die Nahrungsquelle erschweren. "Unsere Vögel haben es schwer, wenn natürliche Ressourcen durch intensive Landwirtschaft und den Rückgang der Artenvielfalt immer knapper werden", schreibt James Brückner, Wildtierexperte des Verbandes, und rät zu gut durchdachten Futterstellen: Hygienisch sauber, vor Witterung geschützt und mit einem Angebot, das auf unterschiedliche Vogelarten zugeschnitten ist – von Sonnenblumenkernen für Spatzen bis zu getrockneten Insektenlarven für Rotkehlchen.

Ein Beispiel für eine durchdachte Konstruktion ist ein Silofutterhäuschen. Hier sind die Körner besser vor Vogelkot, Wind und Regen geschützt, und auch die Hygiene lässt sich einfacher wahren. Langfristig löse es allerdings nicht alle Probleme der heimischen Vogelwelt.

Nistkästen zum Ausruhen für Vögel im Winter

Nistkästen bieten Vögeln im Winter einen geschützten Rückzugsort vor Kälte und Raubtieren. Sie sind eine einfache Möglichkeit, heimische Vogelarten zu unterstützen und ihren Lebensraum zu erhalten:

  • Nistkästen im Garten sind nicht nur im Frühjahr eine Bruthilfe, sondern können Vögeln (aber auch Eichhörnchen oder Schmetterlingen) genau so über den Winter helfen. Sie bieten den Tieren einen warmen Unterschlupf und sichern ihnen so in kalten Wintern das Überleben, wie Expert:innen des NABU erklären.
  • Du solltest Nistkästen zweimal im Jahr säubern – nach der Brutsaison im Spätsommer und nach dem Winter im Februar/März. So verhinderst du, dass sich Krankheiten ausbreiten.
  • Am besten eignen sich Nistkästen ohne Ansitzstange, damit Katzen oder Marder nicht an die Einfluglöcher herankommen.

Natürliche Gärten zum Schutz der Vögel im Winter

Naturnah gestaltete Gärten bieten das beste Vogelfutter. Wer Füttern und Gartenpflege geschickt kombiniert, sorgt dafür, dass die heimische Tierwelt auch im Winter gut über die Runden kommt. Auch der NABU unterstützt diese Idee und hebt hervor, wie wichtig vielfältige Lebensräume für Vögel und andere Arten sind.

"Unsere heimischen Vögel sind genau an die Pflanzen unserer Umgebung angepasst", erklärt Janna Einöder, Referentin für Stadtgrün beim NABU Berlin. Dazu zählen Sträucher wie Weissdorn oder Holunder sowie Stauden wie die Wilde Karde, deren Samen und Beeren Vögeln auch im Winter Nahrung bieten. In einem naturnahen Garten oder Stadtpark finden sie auch im tiefsten Winter noch Beeren, Samen, Insektenlarven oder andere Nahrung – und davon profitieren nicht nur häufige, sondern auch seltene Arten.

Wie du deinen Garten möglichst naturnah gestaltest, zeigen wir dir in unserer Bildergalerie Gartengestaltung naturnah: 10 Tipps für Biogarten & Naturgarten.

So fütterst du Vögel im Winter richtig:

Verschiedene Vogelarten haben auch verschiedene Vorlieben, wenn es um das Futter geht. Bei den heimischen Wintervögeln wird zwischen den sogenannten Weichfutterfressern und den Körnerfutterfressern unterschieden.

  • Als Basisfutter für Vögel im Winter sind Sonnenblumenkerne sehr gut geeignet. Auch sogenannte Freiland-Futtermischungen enthalten Samen, die viele Vogelarten gern fressen.

Für Körnerfutterfresser wie Meisen, Finken und Sperlinge eignen sich:

Körnerfutter kannst du Vögeln im Winter in Futterspendern bereitstellen. Hier rutschen Körner automatisch nach – ausserdem sind die Spender hygienischer als Futterhäuschen. Falls du das Futter in einem Futterhäuschen auslegst, solltest du es regelmässig reinigen, um Bakterienbildung zu vermeiden.

Weichfutterfresser wie Rotkehlchen, Heckenbraunellen, Amseln, Wacholderdrosseln oder Zaunkönige mögen:

Weichfutterfresser nehmen ihre Nahrung gern vom Boden auf. Es reicht daher, wenn du das Futter täglich auf den Boden streust. Achte dabei jedoch darauf, die Reste regelmässig zu beseitigen, wenn du Vögel im Winter fütterst. Sie können sonst Ratten oder andere Tiere anlocken.

Vögel füttern, ohne dabei Ratten anzulocken: 3 einfache Tricks, die helfen

Einige Vögel, wie Meisen, mögen Gemische aus Fett und Samen, besser bekannt als "Meisenknödel". Beim Kauf solltest du darauf achten, Meisenknödel ohne Plastiknetz zu wählen. Die Vögel können sich in den Netzen verfangen und verletzen. Das Plastik zersetzt sich ausserdem zu Mikroplastik und schadet so der Umwelt.

Hinweis: Generell solltest du auch beim Vogelfutter auf gute Qualität und bei Fertigfutter am besten auf ein Bio-Siegel achten. Am umweltfreundlichsten ist es, wenn du dein Vogelfutter selber machst – aus heimischen Zutaten.

Häufige und seltene Gäste

Von wenigen Ausnahmen abgesehen erreiche das Füttern rund ums Haus nicht diejenigen Vögel, die im Mittelpunkt notwendiger Schutzbemühungen stehen oder stehen sollten, erklärt der NABU Berlin. Dadurch könne die Winterfütterung zum Artenschutz letztlich nur einen kleinen Beitrag leisten.

Untersuchungen zeigen, dass Vogelfütterungen in Städten und Dörfern etwa 10 bis 15 Vogelarten zugutekommen. Die klassischen Profiteure sind meist Singvogelarten, die im Winter einen hohen Körneranteil in ihrer Nahrung haben wie Finken, Spatzen oder Meisen – ausserdem Arten, die die Bestandteile der Fettknödel nutzen können wie Drosseln und Rotkehlchen.

Auch seltenere Arten wie Mönchsgrasmücken und Hausrotschwänze können dank Fettbestandteilen in Futtermischungen in Deutschland überwintern, obwohl sie meist ins Mittelmeergebiet ziehen. Immer mehr von ihnen bleiben jedoch in Europa.

Ein negativer Effekt des Fütterns: der dadurch veränderte Konkurrenzdruck. "Häufige Arten profitieren von der Fütterung, spezialisierte, daher oft seltenere Arten, profitieren weniger bis gar nicht", betont Einöder. Die häufigen Arten könnten dann einen Vorteil haben, wenn im Frühjahr alle Vögel um Ressourcen wie Lebensraum oder Nistplatz konkurrieren. Dazu käme das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern, was an einer Futterstelle erhöht sei.

Gefahren durch Übertragung von Krankheiten

Bei niedrigen Temperaturen sind zwar weniger Krankheitserreger zu erwarten als im Sommer, doch Salmonellen können auch im Winter aktiv sein. So erhöhen mildere Winter das Infektionsrisiko an Futterstellen.

"Die meisten Krankheitserreger, die bei Vögeln eine offensichtliche Rolle auch im Hinblick auf die Populationsentwicklung spielen, werden besonders leicht dort weitergegeben, wo Vögel sich konzentrieren", erklärt Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie. Das gelte auch für Häuschen, an denen zahlreiche Vögel nacheinander oder gleichzeitig Nahrung aufnehmen.

Die Übertragung erfolge häufig durch Schmierinfektionen, wie Kot oder Sekrete, die das Futter oder Sitzstangen verunreinigen. Auch verschmutztes Trinkwasser könne ein Problem sein. Daher rät der Ornithologe, Futterhäuschen regelmässig zu reinigen, mindestens einmal pro Woche mit heissem Wasser. So könne man zwar das Risiko "nicht ganz beseitigen, aber erheblich reduzieren."

Auch betont Angelika Nelson vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV), wie wichtig Hygienemassnahmen bei der Vogelfütterung sind. Sie empfiehlt, Futterschalen regelmässig auszubürsten und Futtersilos zu verwenden, die verhindern, dass Vögel in das Futter koten. Solche Futtersilos findest du beispielsweise im Online-Shop Vivara. Achte beim Kauf auf das Logo "Empfohlen vom NABU" – viele der dort angebotenen Futtersäulen tragen dieses Siegel. Zusätzlich sollte das Futter stets frisch und trocken sein. Diese Massnahmen reduzieren laut Nelson die Ausbreitung von Krankheiten und gewährleisten eine sichere Nahrungsergänzung für Wildvögel.

Natürliche Futterquellen als langfristige Lösung

An vielen Orten fehlen Sträucher, Stauden oder andere Pflanzen, wo Vögel auf natürliche Art ihre Nahrung finden. Da kann eine Vogelfütterung ergänzend sinnvoll sein. Die Futtermischungen sind laut dem Deutschen Tierschutzbund jedoch sehr unausgewogen.

"Das kann man ein bisschen vergleichen wie mit Fast-Food und einer von Ärzten empfohlenen ausgewogenen Ernährung", sagt Stadtgrünreferentin Einöder. "Es ist immer besser, sich ausgewogener, also vielfältiger, zu ernähren." Das heisst vor allem natürliche Futterquellen für Vögel zu fördern.

"Es überrascht mich jedes Jahr aufs Neue, wie motiviert die Menschen ihren Vögeln ein winterliches Buffet bieten", betont Einöder. Dort ende das Engagement für Naturschutz meist. Der Naturschutzbund wünsche sich ebenso viel Engagement für vogelfreundliche Gärten und Gebäude. Winterfütterung bleibt somit eine gute Ergänzung – aber langfristig sind es naturnahe Umgebungen, die das Überleben vieler Vogelarten sichern.

Mit Material der dpa.

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