Auf Mallorca kursiert derzeit eine ausgeklügelte Betrugsmasche: Mehrere deutsche Touristen erhielten nach ihrer Mietwagenreise täuschend echt aussehende Bussgeldbescheide – inklusive korrekter Daten. Doch die angeblichen Strafzettel entpuppten sich als Fälschung. Was Betroffene wissen sollten und wie man den Betrug erkennt.
Tempolimits auf Mallorcas Strassen sind ernst zu nehmen. Die spanische Verkehrsbehörde DGT kontrolliert regelmässig, Verstösse können schnell mehrere Hundert Euro kosten.
Doch aktuell sorgt ein raffinierter Betrugsfall mit angeblichen Verstössen im Strassenverkehr für Aufsehen: Mehrere deutsche Urlauber und ehemalige Inselbewohner berichten von falschen Strafzetteln, die sie nach der Nutzung eines Mietwagens von Goldcar erhalten haben. Davon berichtet die "Mallorca Zeitung".
So erging es dem Bericht nach auch der deutschen Familie Welzel. Sie lebte rund drei Jahre auf der Baleareninsel und ist inzwischen wieder zurück in Deutschland. Kurz nach ihrer Rückkehr erhielt die Familie angeblich von der DGT einen Strafzettel wegen eines Geschwindigkeitsverstosses. Sie sollen mit ihrem Mietwagen, den sie bei Goldcar geliehen hatten, mit 76 Kilometern pro Stunde in einer 50er-Zone geblitzt worden sein. Die Forderung: 200 Euro Bussgeld.
So erkennt man den Betrug
Auf dem Schreiben waren alle Angaben korrekt: der Name, die Adresse, das Kennzeichen des Mietwagens – und sogar die Ausweis- und Führerscheinnummern. Einige Details liessen Nicole Welzel, die Empfängerin des Schreibens, allerdings aufhorchen. "Wir haben uns sehr gewundert, weil wir an diesem Tag das Auto gar nicht benutzt hatten", sagte sie zur "Mallorca Zeitung".
Nach und nach kamen weitere Unstimmigkeiten hinzu: Die Strasse, auf der es zu dem Verstoss gekommen sein soll, existiert auf Mallorca gar nicht – sie liegt südlich von Madrid. Auch das Beweisfoto war auffallend unscharf, das Kennzeichen nicht eindeutig erkennbar, was für offizielle Strafzettel der spanischen DGT untypisch wäre.
Auf einen Blick: Tipps zur Erkennung dieser Betrugsmasche
- Überprüfen Sie, ob alle Angaben zur Person und zum Wagen korrekt sind.
- Legen Sie besonderes Augenmerk auf Zeitpunkt und Ort des angeblichen Verkehrsverstosses: Waren Sie zu dieser Zeit auf der besagten Strasse unterwegs?
- Prüfen Sie den Strassennamen: Strassennamen auf Mallorca beginnen meist mit "Ma" oder "PM".
- Achten Sie auf die Option, die Strafe bei schneller Zahlung halbieren zu können.
- Auch verschwommene Fotos könnten ein Hinweis auf einen Betrug sein.
Betroffene vermuten Datenleck bei Goldcar – Polizei ermittelt
Doch nicht nur Familie Welzel ist von diesem Betrug betroffen: In Foren auf Reddit schilderten etwa einige Goldcar-Kunden ähnliche Vorfälle – stets mit identischem Muster. Offenbar haben Betrüger systematisch Daten abgegriffen und verwendet, um falsche Bussgeldbescheide zu erstellen.
Die Betroffenen vermuten daher ein Datenleck bei Goldcar, da die gefälschten Strafzettel nur Kunden dieses Anbieters betreffen. Goldcar selbst bestreitet eine Datenweitergabe. "Wir sind uns des Problems bewusst, was lediglich eine sehr kleine Zahl von Kunden auf Mallorca betroffen hat", schrieb ein Sprecher des Unternehmens an die "Mallorca Zeitung". Wie es zur Weitergabe der Daten kommen konnte, werde derzeit von der Polizei untersucht.
Was können Betroffene tun?
Die DGT bestätigte den Betrug mittlerweile. Die spanische Verkehrsbehörde und die Ortspolizei in Palma rieten den Betroffenen, das angebliche Bussgeld nicht zu zahlen und die deutsche Polizei einzuschalten. Goldcar versprach, denjenigen, die bereits gezahlt hatten, das Geld zurückzuerstatten.