Berlin (dpa) - Wegen Krankmeldungen zahlreicher Piloten hat Air Berlin Dutzende Flüge abgesagt. Grund für die Ausfälle seien "aussergewöhnlich viele Krankmeldungen im Cockpit", sagte ein Unternehmenssprecher.
Die Airline bat Passagiere, vor der Anfahrt zum Flughafen den Status ihres Fluges unter www.airberlin.com/fluginfo zu prüfen. Reisenden, die von Streichungen betroffen seien, solle die "bestmögliche Reisealternative" angeboten werden. Informationen sind auch über die Service-Hotline +49 1806 334 334 erhältlich.
"Wir bedauern die Unannehmlichkeiten für unsere Gäste", sagte eine Sprecherin. Nähere Angaben zur Zahl der gestrichenen Flüge machte die Fluggesellschaft nicht. Allein am Flughafen Berlin-Tegel fielen laut den online genannten Abflügen knapp 20 Flüge aus, etwa ebenso viele waren es am Flughafen Düsseldorf.
Die "Bild"-Zeitung hatte zuvor über eine "Piloten-Revolte" berichtet. Grund dafür soll dem Bericht zufolge eine Auseinandersetzung über den Übergang von Piloten der insolventen Airline auf den potenziellen neuen Käufer sein.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) befürchtet, dass der Langstreckenbetrieb der Air Berlin komplett eingestellt werden könnte. VC-Präsident Ilja Schulz sagte der "Rheinischen Post", es bestehe die Sorge, dass mit einer "enormen Preiserhöhung die Langstrecke so unattraktiv gemacht werden soll, dass sie noch vor der Übernahme eingestampft werden kann".
Hintergrund könnte Schulz zufolge sein, dass man insbesondere die gut bezahlten Langstreckenpiloten loswerden wolle, bevor es zu einer Übergabe von Betriebsteilen komme. "Die könnte der Insolvenzverwalter bei einer Einstellung der Langstrecke sofort entlassen wollen", sagte Schulz der Zeitung. "Die Braut wird quasi für die Hochzeit hübsch gemacht. Das ist ein Skandal, den wir uns so nicht bieten lassen."
Erst am Montag (11. September) hatte Air Berlin bekanntgegeben, ihr Karibik-Flugprogramm ab Düsseldorf zum 24. September einzustellen. Flüge auf die Niederländischen Antillen, nach Cancún in Mexiko, Havanna und Varadero in Kuba sowie in die Dominikanische Republik entfielen damit. Hintergrund sei die im Insolvenzverfahren nötige Reduzierung der Langstreckenflotte.
Die verlustreiche Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet, nachdem ihre arabische Grossaktionärin Etihad die Zahlungen an die Berliner eingestellt hatte. Noch bis zum 15. September können Kaufangebote für die Fluggesellschaft abgegeben werden.
Bei Annullierung auf Umbuchung bestehen
Passagiere der Air Berlin sollten bei einer Annullierung ihres Fluges auf eine Umbuchung bestehen. Dazu rät das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland in Kehl. Die insolvente Fluggesellschaft erstattet nämlich keine Tickets mehr. Daher ist es besser, auf eine Umbuchung zu bestehen als auf eigene Kosten einen Ersatzflug zu buchen. Auf diesen Kosten bleiben Flugreisende wahrscheinlich sitzen.
Die Verbraucherschützer raten auch dazu, wenn möglich kein Gepäck mehr bei Air Berlin aufzugeben. Denn geht ein Koffer verloren oder wird beschädigt, bleibe der Kunde wohl auf seinem Schaden sitzen.
Air Berlin hatte angekündigt, keine Tickets mehr zu erstatten, die vor dem 15. August ausgestellt wurden. An diesem Tag hatte die Fluggesellschaft Insolvenz angemeldet. Durch die Pleite zahlt die Airline auch keine Entschädigungen für Verspätungen oder Gutscheine mehr aus. Auch das Vielfliegerprogramm Topbonus musste Insolvenz anmelden, Meilen lassen sich nicht mehr einlösen. © dpa
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