Hannover (dpa/tmn) - Sprengsätze sind in thailändischen Touristenhochburgen explodiert. Betroffen sind unter anderem der Badeort Hua Hin und die beliebte Ferieninsel Phuket. Das verunsichert viele, die eine Reise dorthin gebucht haben.
Das Auswärtige Amt hat bislang aber keine Reisewarnung für das Land herausgegeben. Das bedeutet: Pauschalurlauber, die ihre geplante Reise stornieren oder umbuchen möchten, sind auf die Kulanz des Veranstalters angewiesen, erklärt der Reiserechtler Paul Degott aus Hannover. Angst und Sorge allein sind kein Grund für eine kostenlose Kündigung.
Einige Veranstalter bieten allerdings freiwillig gebührenfreie Umbuchungen und kostenlose Stornierungen an. Bei Tui, Thomas Cook, FTI und DER Touristik ist dies für alle Anreisen bis einschliesslich Montag, 15. August, möglich. Ausgenommen davon sind bei Tui sogenannte Stopover-Gäste, die auf der Weiterreise nur einen Zwischenstopp in Bangkok einlegen.
Degott rät Pauschaltouristen, auf Veranstalter zuzugehen und diese um eine Einschätzung zu bitten, ob die Reise sicher durchzuführen sei. Fragen an den Veranstalter sollten unter anderem sein: Werden weitere Bombenanschläge erwartet? Gibt es Ausgangssperren am Urlaubsort? Patrouilliert die Polizei in den Touristengebieten? "Wenn sich alle Informationen dahingehend verdichten, dass eine Reise nicht mehr sicher durchzuführen ist, sollte man kündigen." Wichtig sei auch, wie das Auswärtige Amt sich in nächster Zeit zu Reisen nach Thailand äussert.
Es rät wie schon vor den Anschlägen lediglich weiterhin dringend davon ab, in manche Landesteile an der Grenze zu Malaysia und zu Kambodscha zu reisen. Allerdings empfiehlt das Amt seit dem Morgen nach den Anschlägen Reisenden, vor Ort nun äusserste Vorsicht walten zu lassen. Weitere Anschläge könnten nicht ausgeschlossen werden, heisst es im Sicherheitshinweis der Behörde. Urlauber sollten öffentliche Plätze und Ansammlungen meiden, die Medien aufmerksam verfolgen und den Anordnungen der örtlichen Sicherheitskräfte und Behörden unbedingt Folge leisten.
Das Thailändische Fremdenverkehrsamt informiert, dass der Betrieb an den Flughäfen und im öffentlichen Nahverkehr normal weiter läuft. Touristen sollten sich beim Auswärtigen Amt informieren. Ausserdem steht ihnen eine Hotline der Polizei zur Verfügung, erreichbar unter +66 11 55.
In Thailand beginnt die Hauptreisezeit vornehmlich im Herbst. Nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes (DRV) befinden sich derzeit rund 12 000 Gäste deutscher Veranstalter in dem Land. Im vergangen Jahr waren es insgesamt 730 000 Gäste.
Wer plant, bald in das Land zu fahren, sollte die Informationen in den nächsten Wochen und Monaten verfolgen, erklärt Degott. "Und man sollte im Kontakt mit dem Veranstalter bleiben, denn er ist verpflichtet, die Lage in dem Land im Blick zu behalten."
Thailand ist Reiseziel vieler Individualtouristen, die nur Flüge buchen und keinen Reiseveranstalter haben. Ihnen hilft auch keine Reiseversicherung, wollen sie von ihrem Flug zurücktreten. Denn alle Versicherer schliessen so einen Fall in den Klauseln aus, erklärt Degott. Für Reiserücktritt oder Reiseabbruch zählten nur persönliche Ereignisse wie eine schwere Erkrankung.
Touristenmagnet Thailand
Lange Strände, freundliche Menschen, gute Küche und historische Tempelanlagen - Thailand zieht alljährlich Millionen Besucher aus aller Welt an. Der Tourismus macht fast 10 Prozent des Bruttosozialprodukts aus und ist damit eine der wichtigsten Devisenquellen. Ein noch grösserer Wirtschaftsfaktor ist die Landwirtschaft, Thailand mit seinen rund 68 Millionen Einwohnern ist einer der weltgrössten Reisproduzenten. Im vorigen Jahr war Deutschland wichtigster Handelspartner in der Europäischen Union.
Trotz enormen wirtschaftlichen Aufschwungs leben grosse Teile der Landbevölkerung aber weiterhin in Armut. Politische Unruhen und Anschläge machen der Entwicklung zu schaffen. Nach Schätzungen haben sich in dem Land mindestens 30 000 Deutsche sowie mehrere Tausend Schweizer und Österreicher niedergelassen. Staatsoberhaupt ist seit 1946 König Bhumibol Adulyadej (88). © dpa
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