Die FTI-Pleite wirkt sich auch auf das Last-Minute-Geschäft für den Sommer aus. Veranstalter locken mit Sonderkonditionen, von denen nicht nur FTI-Urlauber profitieren können.
Die Pleite des Reiseveranstalters FTI wenige Wochen vor dem Start der Sommerferienzeit hat viele Menschen kalt erwischt und schon fest geschmiedete Urlaubspläne plötzlich ins Wanken gebracht.
Und auch Kurzentschlossene, die noch keinen Urlaub gebucht haben, werden die Folgen direkt oder indirekt spüren.
Laut dem Online-Reiseportal Holidaycheck wird die Insolvenz des drittgrössten europäischen Reiseanbieters für eine steigende Nachfrage nach Last-Minute-Angeboten sorgen. Auf der Webseite sei das Buchungsvolumen am Montag, als die Insolvenz verkündet wurde, merklich gestiegen.
Unter anderem auch der Veranstalter Alltours erwartet wegen der FTI-Pleite in den kommenden Tagen und Wochen ein erhöhtes Buchungsaufkommen.
Marija Linnhoff, die Vorsitzende des Verbandes unabhängiger selbstständiger Reisebüros (VUSR), rechnet allgemein damit, dass das Last-Minute-Geschäft durch die frei werdenden Kapazitäten angekurbelt wird, wie sie "Spiegel online" sagte. Die Veranstalter würden dabei fair bleiben. "Man sieht das schon am ersten Buhlen um Kunden, indem Ermässigungen gegeben oder auf Anzahlungen verzichtet wird."
Wie wirkt sich die FTI-Pleite konkret auf die Preise und das Angebot aus? Für eine Einschätzung dazu ist es laut Holidaycheck zu früh. Einerseits würden nun Kapazitäten in Hotels und Flugzeugen frei, andererseits gingen Exklusiv-Kapazitäten wie Vollcharter-Flüge aus dem Markt.
Und durch Urlauber, deren FTI-Reise im Sommer infrage steht, wird die Nachfrage grösser. Bisher von FTI storniert sind zwar nur Reisen bis 10. Juni. Für gebuchte Pauschalreisen ab 11. Juni bemühe man sich nach Kräften, sie wie geplant durchzuführen, heisst es seitens FTI.
Das würden andere Reiseanbieter übernehmen, Gespräche dazu liefen. "Wir hoffen, eine Lösung für Reisen ab spätestens 1. Juli zu finden", sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Axel Bierbach am Mittwoch laut einer FTI-Mitteilung.
Veranstalter locken mit flexibleren Konditionen
Unsicherheiten bleiben für Betroffene damit aber: Wird die Reise storniert oder doch durchgeführt? Das Problem: Wer selbst storniert, kann auf möglichen Stornierungskosten sitzen bleiben.
Verbraucherschützer raten hier eher zum Abwarten. Andere Veranstalter versuchen, mit flexiblen Buchungskonditionen FTI-Kunden in der Schwebe abzuholen. Teilweise können davon auch alle anderen Urlaubswilligen profitieren.
- Schauinsland Reisen zum Beispiel bietet bis Ende Juni "stark reduzierte Stornobedingungen für alle Neubuchungen an", wie Geschäftsführer Gerald Kassner im Interview des Fachportal "fvw.de" sagte. Man verzichte bis dahin auch auf Anzahlungen der gebuchten Reisen.
- Bei Tui Deutschland können Flugpauschalreisen mit Charterflug ab sofort bis vier Tage vor Abreise gebührenfrei storniert werden – das Angebot gilt für den Abreisezeitzeitraum 11. bis 25. Juni.
- Dertour und ITS bieten für Neubuchungen bis 17. Juni kostenfreie Stornierungen bis drei Tage vor Reiseantritt an – für alle Trips mit Abreise bis 31. Oktober in einer Reihe beliebter Urlaubsländer; das Angebot gilt allerdings nur für FTI-Gäste, also jene, deren Urlaub aktuell infrage steht. Sie sollen so Planungssicherheit bekommen und nicht warten müssen, bis die ursprüngliche Reise stornierte werde, teilt eine Sprecherin der Dertour Group mit. Generell gilt für alle Neubuchungen bis 17. Juni, dass die sonst übliche Anzahlung entfällt. Dies wiederum solle eine unnötige finanzielle Doppelbelastung von FTI-Reisenden verhindern - ist aber auch ein Vorteil für alle anderen Urlaubsbuchenden, da auch sie nichts anzahlen müssten.
- Eurowings Holidays bietet für Neubuchungen bis 17. Juni die Option einer kostenlosen Stornierung bis vier Tage vor Abreise für FTI-Gäste – die Regelung gelte für alle Trips mit Abreisedatum bis Ende 2024.
- Auch Alltours adressiert direkt Urlauber, die bei FTI gebucht haben und deren Sommerurlaub jetzt in der Schwebe ist: Bis 15. Juni könnten Pauschalreisen mit Abreise bis 15. Juli "auf Option gebucht werden". Diese Option könne bis vier Tage vor Abreise verlängert werden – in dem Zeitraum sei keine Anzahlung fällig und damit die Stornierung problemlos möglich. Für alle Neubuchungen in der Sommersaison, also mit Anreise bis 31. Oktober, sei ab sofort ausserdem eine kostenlose Umbuchung und Stornierung bis 28 Tage vorher möglich.
Das ist der Mehrwert, den Holidaycheck aktuell beobachtet: bessere Buchungsbedingungen. Aussergewöhnliche Rabatte infolge der FTI-Pleite erwartet man bei dem Online-Reiseportal aber nicht – jedenfalls keine, die Veranstalter nicht ohnehin "im Rahmen der üblichen Marketing-Aktionen" gegeben hätten.
Das Angebot ist gross - gibt es vergünstigte Preise?
Die Auswahl an Reisezielen ist nach Angaben verschiedener Veranstalter immer noch gross, Hotel- und Flugkontingente seien erhöht worden, heisst es etwa von der Dertour Group oder von Alltours.
Laut Tui gibt es gute Angebote auf Mallorca, in Tunesien und in Bulgarien. Durch die Insolvenz der FTI werde es allerdings kurzfristig auch zu attraktiven Konditionen in der Türkei und Ägypten kommen, teilte ein Sprecher mit. "Dies waren die beiden wichtigsten Märkte der FTI und daher werden auch wir als Tui dort jetzt neue Angebote mit den Hoteliers und Airlines zusammenstellen."
Preissteigerungen im Last-Minute-Bereich wird es dem Sprecher zufolge nicht geben. Es könnte sogar sein, dass beim Wegfall aller FTI-Reisen die Gäste, die gern in die Türkei reisen oder nach Ägypten, noch das eine oder andere Schnäppchen machen könnten, teilte er weiter mit. Griechenland- oder Spanien-Urlauber sollten allerdings eher früher als später buchen, da hier schon eine grosse Nachfrage herrsche.
Holidaycheck teilte mit, dass selbst in nachgefragten Regionen wie Mallorca, Rhodos oder der Türkischen Riviera die Auswahl an Reisen aktuell noch sehr gut sei. Vergünstigte Preise gibt es laut den Daten des Portals aber nur vereinzelt.
Spartipps für kurzentschlossene Urlauber
- Flexibel sein beim Abflughafen und der Reisedauer: So lohnt es sich laut Holidaycheck, auch Reiseoptionen von Airports in anderen Bundesländern, in denen gerade keine Sommerferien sind, zu prüfen. Oder von Flughäfen im benachbarten Ausland. Sucht man nach Reisen mit sechs oder acht Tagen Länge, kommt man manchmal günstiger weg als bei siebentägigen Angeboten.
- Verschiedene Endgeräte nutzen: Wer die Zeit hat, kann ausgewählte Angebote vor der Buchung auf verschiedenen Endgeräten prüfen, rät das Reiseportal Urlaubsguru. So gebe es etwa auf mobilen Geräten häufig Rabatte. Bei der Suche nach Angeboten empfiehlt es sich demnach auch, regelmässig die Cookies im Browser zu löschen.
- All Inclusive in den Blick nehmen: Die Kosten für verschiedene Verpflegungsoptionen zu vergleichen, kann sinnvoll sein – insbesondere bei einem Strandurlaub, in dem man ohnehin die meiste Zeit in oder nahe der Hotelanlage ist. Vielleicht ist der Aufpreis für All Inclusive im Vergleich zur Halbpension nur gering – was sich im Urlaub dann dadurch bezahlt macht, dass man die Kosten fürs tägliche Mittagessen spart und auch weniger Geld für Getränke einplanen muss.
(dpa/cze)
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