München (dpa/tmn) - Sie können den schönsten Tag auf der Piste vermiesen: Passen die Schuhe nicht, bekommt man Blasen an den Füssen, und die Abfahrt macht keinen Spass mehr.
Gleiches gilt, wenn die Schuhe so schwer sind, dass einen am nächsten Tag Muskelkater auf der Piste plagt. Oder wenn der Gang auf die Almhütte zur Rutschpartie wird. Die Hersteller versuchen, an diesen drei Stellschrauben zu drehen: Skischuhe sollen besser passen, leichter sein und sicheres Gehen ermöglichen. Das zeigt die Fachmesse Ispo in München (bis 27. Januar). Ein Überblick:
Gewicht: An der Gewichtsreduzierung kommt kein Hersteller vorbei. Die Schuhe sollen leichter, aber trotzdem stabil genug sein. Für diesen Zweck wird nun häufig Carbon eingesetzt, erklärt Alexander Dillig vom Skilehrerverband (DSLV). Atomic hat mit dem neuen Hawx Ultra zum Beispiel einen All-Mountain-Schuh entwickelt, der nach eigenen Angaben der leichteste Alpin-Schuh des Herstellers bislang ist. Hierbei wurde gefragt: Wo brauchen wir Material, wo nicht, erklärt Jason Roe von Atomic. Einige Bereiche wurden verstärkt, die allgemeine Wandstärke aber verringert.
Walkability: Dieser Aspekt sei schon länger ein Thema, werde im Zuge der wachsenden Beliebtheit von Pistensteigen und Touring aber noch einmal wichtiger, sagt Christoph Ebert vom Kompetenzzentrum Sport, Gesundheit und Technologie. Dadurch entwickle sich der Skisport von einem Abwärtssport zu einem Auf- und Abwärtssport - und die Schuhe müssen eben mehr leisten, nämlich sicheres Gehen erlauben. Das sollen etwa Gummisohlen leisten. Gleichzeitig müssen die Schuhe aber auch in die Bindung passen und optimal auslösen, betont Andreas König vom Deutschen Skiverband (DSV).
Marker hat für die Walkability den Grip Walk entwickelt. Die profilierten Sohlen bestehen aus Gummi und gehärteten Zonen, um die Touren- und Alpinsohle in einem zu kombinieren. Diese kommen zum Beispiel als zusätzliche und austauschbare Sohlen in der "Built For Comfort"-Skischuh-Kollektion von K2 zum Einsatz, die in der nächsten Saison ebenfalls neu ist. Der Nachteil: "Die ist nicht mit jeder Bindung kompatibel", erklärt Lisa Kapuscinski von K2. Zu den Schuhen mit Grip Walk-Sohlen braucht es eine Marker-Bindung. "Das sind jetzt die Anfänge", schätzt König vom DSV die Entwicklung bei den hybriden Sohlen ein.
Salomon bringt mit dem QST Pro-Schuh ein Modell heraus, das an einen normalen Laufschuh angelehnt ist. Er sei ein Hybrid für Freerider wie Pistenfahrer, so der Hersteller. Eine Extra-Spange auf der Rückseite zwischen Innenschuh und Schale soll die natürliche Vorwärtsbewegung beim Gehen erleichtern.
Passform: Die Hersteller gehen dazu über, für Kunden mehr Auswahl anzubieten. So waren in der Vergangenheit schmalere Schuhe den Rennfahrern vorbehalten, erzählt Dillig. Mittlerweile gibt es auch für normale Skifahrer unterschiedliche Breiten bei den Schuhen. Der Hawx Ultra etwa ist ein Schuh für schmalere Füsse - er hat 98 Millimeter breite Leisten. Und die neue Damenskischuh-Linie Pure von Rossignol enthält Modelle in gleich drei verschiedenen Leistenbreiten.
Ausserdem wird laut Dillig nun häufiger versucht, den Innenschuh durch Wärmebehandlung anzupassen: Komfort ist hier ein wichtiges Stichwort. Bei der Speedmachine 130 von Nordica lässt sich der Innenschuh durch Einsätze aus thermoverformbarem Korkgranulat am Knöchel anpassen. Die Aussenschale kann ausserdem über Infrarotwellen punktuell verändert werden. Dafür wird der Schuh zunächst einige Minuten mit einer Infrarotlampe erwärmt, dann kommt ein Saugnapf auf die Stelle und weitet sie dort.
Dalbello bietet mit dem My-Fit-System eine Anpassung an: Hierbei werde der Innenschuh einige Minuten erwärmt, dann schlüpft der Käufer hinein, und der Innenschuh passe sich dem Fuss an, erklärt Bert Lemmel, Marketing Manager Marker Völkl International. Auch der Aussenschuh könne angepasst werden.
Pin-Bindungen nehmen im Skitourenbereich zu
Pin-Bindungen sind im Skitourenbereich auf dem Vormarsch. Die Hersteller setzten nun verstärkt auf diese Art der Bindungen und bieten entsprechend kompatible Schuhe an, hat Andreas König vom Deutschen Skiverband (DSV) auf der Sportmesse Ispo (noch bis 27. Januar) beobachtet. Bei dieser Art der Bindung wird der Schuh vorne mithilfe zweier Pins fixiert. Beim Tourengehen ist so der Vorteil, dass der Drehpunkt angenehmer liegt: nämlich nicht wie bei einer regulären Rahmenbindung ganz vorne an den Zehen, sondern eher am Ballen, erklärt Christoph Ebert vom Kompetenzzentrum Sport, Gesundheit und Technologie. Das erleichtere das Gehen. © dpa
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