Mallorca platzt im Sommer aus allen Nähten. Die stetig in die Höhe schiessenden Besucherzahlen lösen Sorgen und Unmut bei den Einheimischen aus. Sie wehren sich mit immer neuen Regeln und Massnahmen. Wir zeigen, was Mallorca-Urlauber erwartet - und wie sie ihre Ferien trotzdem geniessen können.
Die Mallorquiner sind im Allgemeinen für ihre Gastfreundschaft bekannt. Doch mittlerweile platzt ihnen der Kragen. 14 Millionen Touristen überrannten 2017 ihre Insel. Es war das dritte Rekordjahr in Folge. Knapp die Hälfte aller Urlauber kommt aus Deutschland.
Mallorca, die beliebteste Urlaubsinsel der Deutschen, boomt, und ein Ende ist nicht in Sicht. Mit weniger vollen Stränden können Urlauber auch im bevorstehenden Sommer nicht rechnen.
Der "Übertourismus" ist ein heiss diskutiertes Thema auf Mallorca. Im vergangenen Jahr gingen viele Einheimische auf die Strassen und protestierten gegen Missstände durch den überhandnehmenden Mallorca-Tourismus und steigende Mieten in Palma. Auch die Verkehrsbehinderungen durch Mietwagen sind ein Problem - und natürlich die Ausschweifungen der Party-Urlauber.
Mallorca-Tourismus: Urlauber müssen mit Teuerungen und Einschränkungen rechnen
Seit Juli 2016 müssen fast alle Reisenden auf Mallorca und den anderen Baleareninseln pro Übernachtung eine Touristensteuer entrichten. Die Touristenabgabe, die den Balearen bereits rund 100 Millionen Euro eingebracht hat und vornehmlich für den Umweltschutz eingesetzt wird, ist ein Versuch, den Massenandrang zu regulieren.
Die Touristensteuer wurde 2018 nochmals verdoppelt, und viele Hoteliers haben die Preise erhöht. Reisende auf die Balearen müssen für ihre Unterbringung ab diesem Sommer demnach tiefer in die Tasche greifen.
Weitere Massnahmen sind für die Hochsaison geplant. So soll etwa die Panoramastrasse zum Kap Formentor im Sommer zeitweise für private Autos gesperrt werden, wie die "Mallorca Zeitung" berichtete. Shuttlebusse sollen Urlauber in der Hauptreisezeit zum Leuchtturm am Kap bringen.
Generell wird der öffentliche Verkehr mit Bussen ausgebaut. Vom Flughafen Palma sollen zum Beispiel Shuttles nach Cala Ratjada fahren. Weitere Linien sind in Planung.
Mallorca will die Vermietung von Privatunterkünften eindämmen
Viele Urlauber ziehen die Übernachtung in Ferienwohnungen dem Hotel vor. In der ausufernden Vermittlung privater Unterkünfte sehen Kritiker einen Hauptgrund dafür, dass die Insel immer voller wird. Wie das Touristikunternehmen Thomas Cook erklärt, sei dagegen die Zahl der Hotelbetten auf Mallorca seit Mitte der 1980er Jahre nur um rund zwei Prozent gestiegen.
Der Inselrat will neben der Reglementierung der Vermittlung von Privatunterkünften die Insel künftig in Zonen einteilen, in denen genau festgelegt ist, ob und wie viele Wohnungen touristisch vermietet werden dürfen.
Mallorcas Kampfansage an den Plastikmüll
Massnahmen gegen das Müllproblem auf Mallorca werden Touristen erst 2019 zu spüren bekommen. Dann soll es in allen Hotels und Gaststätten der Insel keine Einwegflaschen mehr geben. Stattdessen soll laut einem neuen Müllgesetz kostenlos Leitungswasser angeboten werden.
Einwegplastiktüten und Plastikgeschirr sollen ganz verschwinden. Und Urlauber müssen unter Umständen mit höheren Bussgeldern rechnen, wenn sie Abfälle am Strand liegen lassen.
Ein Regelkatalog für das friedliche Miteinander von Touristen und Einheimischen
In Bezug auf Bussgelder hat die spanische Regierung bereits 2014 die "Verordnung für Bürgersinn" erlassen. Auf 52 Seiten hielt die Stadtverwaltung von Palma fest, dass sich die Urlauber der Insel an Regeln halten müssen, die dafür sorgen sollten, dass alle Bürger und Urlauber entspannter zusammenleben können.
Zu Beginn galt die Verordnung nur für den Playa de Palma, den Stadtstrand von Palma, denn hier sahen die Tourismusbeauftragten den grössten Handlungsbedarf. Erst später wurde sie dann auf die gesamte Insel ausgeweitet.
Geregelt sind in dem Schriftstück diverse Verhaltensregeln - beispielsweise zur Strandkleidung und zu angemessenem Verhalten in der Öffentlichkeit - sowie die Eindämmung von Trinkgelagen und Unterbindung der Strassenprostitution. Für Vergehen sind Strafen und Geldbussen festgelegt.
Keine Beeinträchtigung für die meisten Mallorca-Touristen
Wer sich an die einfachen, oft selbstverständlichen Verhaltensregeln hält, für den dürfte die Verordnung das Urlaubsvergnügen kaum trüben - die meisten Touristen werden sich mit den Bestimmungen problemlos arrangieren können.
Und wer darüber hinaus noch das ein oder andere Wort spanisch einstudiert - auch wenn auf Mallorca vielerorts deutsch gesprochen wird -, dem ist die bekannte Gastfreundschaft der Mallorquiner sicher.
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