Es hat einen Ruf wie Donnerhall: Das sagenumwobene Seeungeheuer Nessie lockt scharenweise Touristen an den Loch Ness in die schottischen Highlands.
90 Jahre ist es nun her, dass erstmals eine Zeitung von einem "Monster" in dem See berichtete. Aber Nessie zu finden, ist gar nicht so einfach. Eine Annäherung in fünf Schritten.
1. Urquhart Castle
Die Burg am Westufer des Sees gilt als guter Start für die Jagd auf Nessie. Rund um die Ruine gab es die meisten angeblichen Sichtungen. Das liegt nach Ansicht von Experten auch daran, dass die tiefste Stelle des Sees ganz in der Nähe liegt. Mit ihrer strategisch günstigen Position ungefähr in der Mitte des Loch Ness bietet die Burg zudem eine gute Sicht in alle Richtungen.
Einst eine mächtige Festung, um die englische Herrschaft über die schottischen Highlands zu sichern, wechselte Urquhart Castle vor allem im Mittelalter häufiger die Besitzer. 1692 wurde die Burg endgültig aufgegeben und verfiel. Für Erwachsene kostet der Eintritt 14,50 Pfund (rund 16,40 Euro).
2. Drumnadrochit
Der kleine Ort in der Nähe von Urquhart Castle ist das Zentrum des Nessie-Tourismus. Hier informieren das interaktive Loch Ness Centre, das nach Renovierung voraussichtlich Ende Mai wieder öffnet, und das Nessieland (Erwachsene zahlen 8 Pfund, Kinder 6) über die bekannteste Bewohnerin des Sees.
Letzteres bekennt sich dazu, den Mythos am Leben halten zu wollen. Wissenschaftliche Beweise, die gegen die Existenz von Nessie sprechen, darf man hier also nicht erwarten.
Im Ortsinneren können beim Infozentrum Loch Ness Hub & Travel Touren und Hotels gebucht werden. Schottische Speisen lassen sich im "Fiddlers" geniessen - das Restaurant bietet nach eigenen Angaben zudem 400 Whisky-Sorten an. Da klingen die Nessie-Geschichten gleich noch spannender.
3. Bootsfahrt
Auf der Jagd nach einem Seeungeheuer bietet sich die Suche auf dem See an. Keine Angst: Bisher ist kein Vorfall bekannt, dass jemand von Nessie in den Loch Ness gezerrt wurde.
Mehrere Anbieter fahren Touren über den See. Im Nordwesten wendet sich Jacobite Cruises an grössere Gruppen und bietet bis zu 300 Nessie-Fans Platz. Ganz im Süden, in Fort Augustus, legen die mittelgrossen Schiffe von Cruise Loch Ness ab.
Wer es etwas ruhiger will, meldet sich in Drumnadrochit bei Mike Bell. Auf der "Nessie Hunter" (Nessie-Jäger) nimmt er mehrmals täglich bis zu 12 Personen mit.
4. Ein echter "Nessie-Jäger"
Wer Nessie gesehen hat oder einfach nur aus erster Hand Geschichten über das "Monster" erfahren will, besucht Steve Feltham. Der 60-Jährige hält den Guinness-Weltrekord für die längste ununterbrochene Suche nach Nessie: Vor 32 Jahren zog Feltham aus Südengland an den Strand von Dores an der Nordost-Ecke des Sees. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit dem Verkauf von selbst gekneteten Nessie-Figuren (ab 9 Pfund).
Gleich nebenan kann man auf der Terrasse des Dores Inn bei einem kühlen Pint die Abendsonne über dem See geniessen - und vielleicht noch einen letzten Blick auf Nessie erhaschen.
5. Wanderungen
Der Loch Ness ist vielerorts nur schwer zugänglich, auch weil die Ufer steil abfallen. Eine gute Übersicht bieten "walks", das sind ausgeschilderte Wanderungen. Manche, wie die Ersteigung des Meall Fuar–mhonaidh auf der Westseite, mit 699 Metern der höchste Berg am See, sind anstrengender.
Auf der Ostseite des Loch Ness gelangt man über steile Stufen zum Wasserfall von Foyers und kann von dort aus weiter absteigen zum Ufer. Deutlich erholsamer ist ein Spaziergang von Dores über den Kiesstrand zum Wald des Aldourie Estate mit seiner malerisch am See gelegenen Burg.
Wer darüber nur lachen kann, sollte den 360-Grad-Trail wandern: Einmal um den See herum. Bei rund 130 Kilometern sollte man aber etwas Zeit einplanen.
Tipps für die Anreise
Ausgangspunkt für die meisten Nessie-Suchen ist die Stadt Inverness. Aus Deutschland gibt es keine Direktflüge, allerdings fliegen Easyjet und British Airways mehrmals am Tag von London und Bristol. Von Inverness gibt es Busverbindungen nach Drumnadrochit und Fort Augustus. Mit dem Zug sind es etwa zehn Stunden von der britischen Hauptstadt bis in die Nähe des Loch Ness.
Eine besondere Empfehlung für Bahnenthusiasten ist der - ziemlich teure - Nachtzug "Caledonian Sleeper" aus London.
Wer lieber mit dem Auto reist, benötigt von Inverness etwa eine halbe Stunde nach Drumnadrochit, von Glasgow und Edinburgh aus sind es jeweils etwa dreieinhalb Stunden - durch die atemberaubende Landschaft der Highlands.
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