Wer einige Jahre im Ausland gelebt hat, reibt sich bei einer Rückkehr in die Schweiz mitunter die Augen: Manche Orte, Gebäude oder Plätze haben sich derart verändert, dass sie kaum wiederzuerkennen sind.

Mehr zum Thema Reise

Das Landesmuseum Zürich wurde 1898 im Stil einer mittelalterlichen Burg gebaut. Der Märchenschloss-Stil gefiel nicht allen, und so war das Museumsgebäude seit jeher umstritten.

Ähnlich widerspenstig gestaltete sich der Erweiterungsbau, der aus Platznot anfangs des 21. Jahrhunderts geplant wurde.

Erst nach mehreren Volksabstimmungen konnte er realisiert werden. 2016 wurden die letzten Sanierungsarbeiten abgeschlossen. Seit dem Umbau ist das Märchenschloss nicht wiederzuerkennen.

Bern Brünnen: Moderner Komplex ersetzt Idylle

Während des Zweiten Weltkrieges wurden wegen der Nahrungsmittelknappheit auf der Zürcher Sechseläutenwiese vor dem Opernhaus Kartoffeln und Raps angebaut.

Im Jahr 2003 stimmte das Zürcher Stimmvolk einer Umgestaltung der Wiese zu. Es wurden Gesteinsblöcke aus Valser Quarzit verlegt und der Acker in "Sechseläutenplatz" umbenannt. Wo einst Raps wuchs, wird heute Eis gegessen.

Als Auslandschweizer oder Auslandschweizerin erinnern Sie sich vielleicht an die grünen Wiesen und idyllischen Bauernhöfe in Bern Brünnen? Das war einmal!

Im Westen der Stadt Bern ist mit dem Einkaufs- und Freizeitmekka Westside Bern Brünnen quasi ein neues Viertel entstanden. Ein moderner Komplex schmiegt sich über eine neue Autobahnbrücke, daneben ragt ein Hotel in die Höhe, und im Aussenbereich eines Erlebnisbades dreht sich eine nicht enden wollende rote Rutschbahn um die Achse.

Neben der Mall mit Läden, Restaurants, Kino, Konferenzzentrum und Seniorenresidenz wurde eine neue S-Bahnhaltestelle (Bern Brünnen Westside) sowie eine neue Tramstrecke gebaut.

Es war übrigens ein langer Weg, bis diese Grossüberbauung realisiert werden konnte: Ein erstes Projekt scheiterte 1972 wegen der "Ölkrise", ein zweites wurde 1978 vom Volk an der Urne abgelehnt.

Wankdorfstadion wird zum Stade de Suisse

Im Jahr 2000 stimmten die Berner Stimmbürgerinnen und Stimmbürger dem heutigen Projekt zu, das 2008 schliesslich eröffnet wurde.

Das "Wunder von Bern" machte das Wankdorfstadion 1954 weltberühmt! Das Fussballereignis wurde 2003 sogar verfilmt. Dabei gab es aber ein kleines Problem: Das Stadion steht nicht mehr. Es wurde zwei Jahre zuvor abgerissen. Einige Szenen mussten daher computeranimiert werden.

Wo einst das Wankdorfstadion Fussballgeschichte schrieb, steht heute das Stade de Suisse. Dieses hat mit dem Wankdorfstadion nicht mehr viel gemeinsam.

Der Bahnhof Bern wurde in den letzten 15 bis 20 Jahren umfassend umgestaltet – und weitere Umbauten stehen bereits an. Wer längere Zeit weg war, wird Mühe haben, sich zurechtzufinden.

Beispielsweise wurde 2004 bei der Schanzenbrücke ein Glasdach in Wellenform über die verlängerten Bahnsteige gebaut. Seither wird der Westzugang "die Welle" genannt.

Der ehemalige Postbahnhof gleich nebenan wurde abgerissen und durch den riesigen Neubau "Postparc West" ersetzt. Neben der Welle wurde zudem das mehrstöckige Einkaufs- und Freizeitzentrum "Welle7" eröffnet.

Poya-Brücke veränderte Freiburger Altstadt

2008 wurde der Bahnhofplatz umgebaut. Dabei wurden nicht nur die Tram- und Bushaltestellen neugestaltet, sondern auch ein riesiges Glasdach (Baldachin) über den ganzen Platz gebaut.

Kennen Sie den Blick auf die Freiburger Altstadt? Wunderschön, nicht? Heute würden Sie allerdings staunen: Seit 2014 ist dahinter eine auffällige Schrägseilbrücke zu sehen – die Poya-Brücke.

Wem die Brücke nicht gefällt, den tröstet vielleicht die Tatsache, dass die Brücke die Altstadt vom Verkehr befreit.

Seit 2000 steht am Ufer des Vierwaldstättersees – gleich neben dem Bahnhof Luzern – das Kultur- und Kongresszentrum Luzern. Übersehen können Sie das mehrteilige Gebäude auf keinen Fall. Das riesige Dach des Zentrums gilt als neues Wahrzeichen Luzerns.

Nicht nur die Architektur ist auffallend, angeblich soll das Zentrum auch einen der in akustischer Hinsicht besten Konzertsäle der Welt enthalten. Der Saal ist mit Ahornholz ausgekleidet. Ein akustischer Baldachin über der Bühne und drehbare Echokammertore sollen für beste Klänge sorgen.

Winterthur war einst eine blühende Industriestadt. Es zeugen davon noch prachtvolle Fabrikantenvillen, Backsteinziegelbauten, winzige Arbeiterhäuschen nach englischem Vorbild und nicht zuletzt natürlich die alten Fabrikhallen.

Winterthurer Industrie brach zusammen

Seit der Rezession der 1970er-Jahre brach die Winterthurer Industrie zusammen. Das berühmte Industrieunternehmen Sulzer musste massenweise Angestellte entlassen und das Gründungsareal in Winterthur verlassen. Seither standen die Fabrikhallen auf dem "Sulzerareal" teilweise leer.

In den 2000er-Jahren kam dann die grosse Umnutzung: Restaurants, Hochschulen, Einkaufszentren, Mieter und Eigentümer von Wohnungen und Lofts sowie Unternehmen zogen nach Umbauten in die alten Gemäuer.

Seither ist das Quartier nicht wiederzuerkennen. Ein Beispiel unter vielen: Die Sulzer-Halle 52 am Katharina-Sulzer-Platz.

Wenn Sie einige Zeit nicht mehr in Lausanne gewesen sind, werden Sie sich im Quartier du Flon vermutlich verlaufen. Mitten in der Stadt brachte die neue Metro ein völlig neues Viertel hervor: Wo früher Industrielagerhallen standen, pulsiert heute ein urbanes Unterhaltungs-, Kreativitäts- und Arbeitszentrum mit zahlreichen neuen Bauten.

Im historischen Stadtzentrum von Locarno liegt ein pittoresker Pflastersteinplatz, umgeben von alten Bürgerhäusern. Auf der so genannten Piazza Grande werden während dem Filmfestival von Locarno jeweils die Abendvorstellungen gezeigt.

Ausserhalb der Festivaltage finden auf dem Platz Konzerte und Märkte statt, oder es wird einfach flaniert und Kaffee getrunken. Der Platz war aber nicht immer so gemütlich. Früher diente er schlicht als Parkplatz.  © swissinfo.ch

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.