Was genau passierte auf United-Airlines-Flug 3411? Der Rauswurf eines Mannes aus einem überbuchten Flugzeug in den USA sorgt weltweit für Schlagzeilen. China sieht den Fall als Beispiel von Rassismus. Doch die Airline hat eine andere Erklärung für ihr Vorgehen.
Für die US-Fluggesellschaft United Airlines wird der rabiate Rauswurf eines Passagiers aus einem überbuchten Flieger immer mehr zu einem Image-Desaster. Der Vorfall, von dem Videos kursieren, führte online weltweit zu massiven Protesten.
Der Mann behauptete laut US-Medien, er sei ausgewählt worden, weil er Chinese sei. Entsprechende Berichte wurden in China millionenfach geteilt und lösten eine Welle der Empörung aus.
Vorfall nicht genau aufgeklärt
Die genauen Hintergründe des Vorfalls bleiben aber weiter unklar. United-Vorstandschef Oscar Munoz verteidigte das Vorgehen in einer internen Mail an Beschäftigte der Fluggesellschaft, aus der US-Medien am Dienstag zitierten.
Der Mann habe Bitten, das Flugzeug zu verlassen, ignoriert. Er sei "streitlustig" geworden und wenig kooperativ gewesen. Deshalb sei es nötig gewesen, die Flughafenpolizei zu rufen. Munoz schrieb demnach, obwohl er den Vorfall bedauere, stehe er hinter den Angestellten. Sie hätten sich an die Abläufe gehalten, die etabliert worden seien, um mit solchen Situationen umzugehen.
An der Börse sank die United-Aktie im frühen Handel dennoch um vier Prozent. United Airlines gehört zu den grossen US-Fluggesellschaften und das Unternehmen ist Mitglied der Luftfahrtallianz Star Alliance, zu der unter anderem auch die Lufthansa gehört.
Munoz hatte sich zuvor in einer ersten Mitteilung vom Montag für den Vorfall vom Sonntag entschuldigt. "Das ist ein Vorfall, der uns bei United alle ärgert", sagte er demnach. Das Unternehmen werde sich an den betroffenen Passagier wenden.
Videos von dem Vorfall zeigten, wie Sicherheitsleute einen Mann über den Boden des Kabinengangs zum vorderen Ausgang des Flugzeuges ziehen. Die Airline hatte den Flug von Chicago nach Louisville (Kentucky) überbucht und Passagiere gebeten, den Flieger wieder zu verlassen. Einer der Gründe war demnach, dass eine United-Crew dringend an Bord sollte, weil sie für einen Flug am nächsten Morgen in Louisville eintreffen musste.
Vier Freiwilligen, die eine Nacht länger in Chicago bleiben sollten, habe die Fluggesellschaft eine kostenlose Hotelübernachtung sowie 400 Dollar Prämie geboten. Später habe United das Prämienangebot auf 800 Dollar verdoppelt. Da sich aber niemand gemeldet habe, seien Passagiere per Zufall von einem Computer ausgewählt worden - unter Berücksichtigung einiger Faktoren wie Anschlussflügen und möglicher Verspätungen, wie CNN berichtete.
Der dann gewaltsam hinausgezogene Passagier ging nicht auf das Angebot ein, mit der Begründung, er sei Arzt und müsse am nächsten Tag Termine mit Patienten in Louisville einhalten. Er habe sich gewehrt und geschrien, jedoch ohne Erfolg.
Sicherheitsbeamter vorerst beurlaubt
Die zuständige Behörde beurlaubte inzwischen bis zur Klärung der Vorfälle den Sicherheitsbeamten, der den Mann vor laufenden Handykameras von seinem Sitz und durch den Kabinengang gezogen hatte. "Der Vorfall auf dem United-Flug 3411 war nicht im Einklang mit unserem standardmässigen Prozedere", hiess es in einem Statement der Flugsicherheitsbehörde in Chicago. Die Behörde sei mit den Handlungen nicht einverstanden.
Das Überbuchen von Inlandsflügen ist in den USA üblich. Die Fluggesellschaften rechnen auf vielgebuchten Strecken damit, dass pro Flug einige Passagiere nicht erscheinen. Sie nehmen daher mehr Buchungen an, als Sitzplätze zur Verfügung stehen. Im vergangenen Jahr mussten nach offiziellen Angaben fast eine halbe Million Fluggäste zurückbleiben, obwohl sie einen Flug gebucht und bezahlt hatten. In den meisten Fällen nehmen sie die Angebote der Fluglinien an, die oft Gutscheine für Rabatte oder Freiflüge ausgeben. © dpa
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