Stellen Sie sich vor, Sie gehen an Bord eines Flugzeuges und müssen sich keine Gedanken darüber machen, ob Ihr Handgepäck genug Stauraum findet oder Ihr Sitznachbar laut schnarcht. Denn Sie sind ganz allein im Flieger! Was nach einer verrückten Illusion klingt, ist gar nicht so ungewöhnlich.

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In 10.000 Metern Höhe ohne Sitznachbar

Für den Österreicher Alex Simon ging vermutlich ein Traum in Erfüllung, als er im Asienurlaub für einen Inlandsflug an Bord ging. Denn anstatt einer überfüllten Maschine erwartete ihn quasi ein Privatjet. Er war der einzige Passagier im Flugzeug. So hatte er zwar keinen Nebensitzer zum Quatschen, aber jede Menge Bildmaterial, das er in den sozialen Netzen verbreiten konnte.

Nur eine Person allein im Flieger – ist das ein Einzelfall? Mitnichten! Nur wenige Tage später ereignete sich der gleiche Vorfall in China. Auch hier postete ein Fluggast Bilder vom gespenstisch leeren Flugzeugraum.

Während Alex Simon tatsächlich der einzige Passagier war, der den Flug gebucht hatte, war es beim chinesischen Inlandsflug die Wetterlage, die für die eigenartige Situation gesorgt hatte.

Da sich dieser Flug um zehn Stunden verspätet hatten, hatten alle anderen Gäste einen früheren Flieger genommen – und der Übriggebliebene genoss einen Exklusivflug.

Auch der Redaktion ist ein Fall bekannt, bei dem ein Flugzeug mit gerade mal vier Insassen abhob und diese innerhalb Polens zum Ziel transportierte. Alle Betroffenen berichteten von ähnlichen Erlebnissen: Ein exklusiver Service des Personals, den man normalerweise nur in der Business Class erhält.

Teures Desaster oder kleiner Fauxpas?

Doch wie kann es sich eine Fluglinie leisten, quasi mit leerer Passagierkabine zu fliegen? Ist es nicht ein grosses Desaster für Lufthansa, Ryanair und Co., wenn kaum ein Fluggast am Gate einsteigt?

Das Risiko für die Airlines ist durchaus begrenzt, denn noch ein weiterer Faktor sorgt dafür, dass sich ein Flug für die Anbieter rechnet oder nicht: die Luftfracht. Passagierflugzeuge transportieren etwa die Hälfte der weltweiten Luftfracht in ihren Bäuchen. Sind Letztere vollgeladen, kann die Fluglinie auch mal einen schwach gebuchten Flug verkraften.

Aber genau diese Tatsache, dass Fracht von A nach B geflogen werden muss, setzt die Airlines unter Druck. Da die Luftfracht teurer ist als der Transport auf Boden oder Wasser, werden normalerweise nur Produkte durch die Luft geschickt, die dringend beim Empfänger ankommen müssen.

Neben Handelsgütern wie Zeitungen und verderblichen Lebensmittel zählen hierzu auch lebende Tiere oder menschliche Organe und Blutkonserven. Die müssen nun mal termingerecht am Zielflughafen ankommen, ob eine Person im Flieger sitzt oder nicht.

Ein weiterer Punkt, der Piloten ebenfalls in die Luft zwingt, sind die teuren Flughafengebühren. Stehen Boeing oder Airbus ungenutzt herum, parken, tanken oder laden ein, müssen die Airlines tief in die Tasche greifen. Die Gebühren für gewissermassen Nichtstun sind oft höher als das Kerosin, das in der Luft verbraucht wird.

Daher lohnt es sich für die Fluggesellschaften immer mehr, so schnell wie möglich den Boden zu verlassen und abzuheben. So erklären sich etwa bei Billigfliegern auch Online-Boarding und Gebühren für Gepäck, das erst noch aufgegeben und in das Flugzeug eingeladen werden muss.

Unter diesem Aspekt kam der Fall des Österreichers Alex Simon der Airline vermutlich sogar entgegen. Denn auch das Boarding geht mit einer Person deutlich flotter, der Flieger kann schneller abheben und verbraucht auch noch weniger Kerosin. Doch Vorsicht bei denen, die beim Betanken ihres Flugzeuges tatsächlich so knapp kalkulieren.

Im Jahr 2012 mussten gleich drei Ryanair-Maschinen notlanden, weil sie zu wenig Sprit an Bord hatten. Das sollte eigentlich nicht passieren, denn die Airlines rechnen normalerweise immer etwas mehr Kerosin für mögliche Schleifenflüge und Verzögerungen in der Luft mit ein. Fehlberechnungen können gravierende Folgen haben.

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