Sie sind endlich am Zielflughafen angekommen – und dann fehlt der Koffer? Dieses Szenario ist an manchen Flughäfen wahrscheinlicher als an anderen. Eine aktuelle Auswertung zeigt, wo Reisende ihr Gepäck besser gut im Auge behalten sollten und welche Flughäfen hingegen als besonders zuverlässig gelten.

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Ankunft am Flughafen, die Koffer rollen vom Gepäckband – doch der eigene kommt und kommt einfach nicht. Der Verlust oder die verspätete Ankunft von Gepäck ist nicht nur ärgerlich, sondern kann auch den gesamten Reiseverlauf durcheinanderbringen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist an einigen Flughäfen viel höher als an anderen: Eine aktuelle Auswertung von "AirAdvisor" hat die Flughäfen identifiziert, an denen Reisende besonders häufig mit Problemen bei der Gepäckausgabe rechnen müssen.

Über das Ranking

  • Für das Ranking hat "AirAdvisor" 53 Flughäfen auf der ganzen Welt miteinander verglichen und bewertet, wie zuverlässig sie beim Umgang mit aufgegebenem Gepäck sind.
  • Dabei flossen mehrere Kriterien in die Analyse ein, darunter das Passagieraufkommen am Flughafen, die Google- und Yelp-Rezensionen, die Internet-Suchanfragen nach verlorenem Gepäck in der Umgebung des Flughafens sowie die durchschnittliche Gehzeit vom Flugsteig zur Gepäckausgabe.
  • Die Ergebnisse wurden in einem Risiko-Ranking zusammengeführt – je höher der Score, desto grösser das Risiko für Gepäckprobleme.
  • Die Analyse zeigt nicht, ob der Zielflughafen tatsächlich für das verlorene Gepäck verantwortlich ist – oft passiert der Fehler auch schon beim Abflug oder Umladen.

Diese Flughäfen gelten als besonders riskant

Das Ergebnis: Je grösser und belebter der Flughafen ist, desto grösser ist die Gefahr, dass das Gepäck verloren geht oder gestohlen wird. Laut der Analyse sind die folgenden die Flughäfen, an denen das Gepäck besonders häufig verloren geht oder verspätet ankommt:

London Heathrow (LHR), Vereinigtes Königreich

Mit einem hohen Risiko-Score liegt dieser Flughafen auf Platz eins. Obwohl das Passagieraufkommen an dem Londoner Flughafen vergleichsweise gering ist, liegt er bei der Anzahl der Google-Suchanfragen nach verlorenem Gepäck vor allen anderen. Zum Vergleich: Der LHR verzeichnete 14.840 mehr Suchanfragen zu diesem Thema als der Flughafen Paris Charles de Gaulle, der in der Analyse an zweiter Stelle landet.

Paris Charles de Gaulle (CDG), Frankreich

Am meisten negative Yelp-Bewertungen erhielt der Flughafen Paris Charles de Gaulle. Damit landet der französische Flughafen auf Platz zwei des Rankings. Hinzu kommt, dass der Weg zur Gepäckausgabe mit 26 Minuten am längsten dauert.

Dubai International (DXB), Vereinigte Arabische Emirate

Von allen 53 untersuchten Flughäfen hat Dubai International mit 92,3 Millionen pro Jahr das höchste Passagieraufkommen. 5.000 von ihnen tätigten online Suchanfragen nach verlorenem Gepäck. Dazu kommen 37 schlechte Yelp-Bewertungen sowie ein 20-minütiger Fussmarsch durch den Flughafen zur Gepäckausgabe.

Auch ein deutscher Flughafen landet in den Top 10: Frankfurt am Main International (FRA). Hinter dem Flughafen in Istanbul (IST), Türkei, landet er auf Platz fünf des Rankings. Auch der Schweizer Flughafen in Zürich (ZRH) sowie der Münchner Flughafen (MUC) schneiden mit den Rängen 14 und 16 nur verhalten ab.

Das sind die Flughäfen mit besonders gutem Gepäckservice

Doch es gibt auch Flughäfen, an denen das Gepäck der Flugreisenden vergleichsweise sicher ist. Am besten schneidet der Darwin International (DRW) in Australien ab: Er ist der zweitkleinste Flughafen in der Analyse und hat nur eine negative Bewertung auf Yelp – weniger als jeder andere Flughafen. Die Google-Bewertung ist mit 4,6 die höchste und das Gepäckband ist nur fünf Minuten Fussweg vom Gate entfernt.

Auch am Cardiff Airport (CWL) in Wales und am Flughafen Tijuana International (TIJ) in Mexiko sind der Analyse zufolge Gepäckstücke besonders sicher.

Was tun, wenn das Gepäck verloren geht?

Sollte das Gepäck nicht am Zielflughafen ankommen, sollten Passagiere den Verlust zunächst am Lost-and-Found-Schalter melden. Dort füllt man einen sogenannten Property Irregularity Report (PIR) aus und bekommt eine Vorgangsnummer. Ausserdem sollten Passagiere den Verlust der Airline melden – am besten direkt vor Ort am Schalter oder online über die Website der Fluggesellschaft.

Wichtig: Wer auf Pauschalreise ist, muss nach Angaben der Verbraucherzentrale auch seinem Reiseveranstalter Bescheid geben, und zwar umgehend: Das ist die Voraussetzung, um später Minderungsansprüche geltend machen zu können.

Wer einen Koffer-Tracker zur Ortung nutzt, sieht vielleicht auf seinem Smartphone, wo der Koffer festhängt und kann das der Airline melden. Auch auf den Internetseiten der Fluggesellschaften lässt sich der Status des vermissten Koffers in der Regel verfolgen, zum Beispiel, ob er gefunden wurde und vielleicht schon auf dem Weg ans Urlaubsziel ist.

Ersatz besorgen und Kosten für Produkte zurückholen

Unterwäsche, Shampoo, Zahnbürste, frische T-Shirts: Sie darf man sich ersatzweise kaufen und das Geld dafür von der Airline zurückverlangen. Die Belege dafür müssen aufbewahrt werden. Mit dem Nachkaufen sollten Reisende es aber nicht übertreiben – sie müssen nach Angaben der Verbraucherschützer die Kosten so niedrig wie möglich halten. In der Regel kann die Kostenerstattung für diese Produkte direkt online bei der Airline beantragt werden.

Das ist zu tun, wenn der Koffer verloren bleibt

Bleibt der Koffer länger als drei Wochen verschwunden, gilt er als verloren. Dann muss die Airline den Inhalt des Koffers ersetzen. Es gibt aber eine Haftungshöchstgrenze. Sie liegt laut der Verbraucherzentrale bei aktuell rund 1.900 Euro. Ersetzt wird dabei der Zeitwert, nicht der Neuwert. Auch diese Entschädigungen kann man online geltend machen.

Achtung: Diese Airline-Haftungsregeln fürs Gepäck gelten für alle Länder, die das Montrealer Übereinkommen unterzeichnet haben – das sind mehr als 130 Staaten, darunter alle EU-Länder, die USA und Japan. Einige Reiseländer wie Thailand oder die Türkei zählen aber nicht dazu.

Wichtige Tipps vor dem Abflug

  • Wenn es um die Frage von Schadenersatz geht, müssen Urlauber im Zweifel nachweisen, was im Koffer war. Darum ist es ratsam, den Inhalt seines Koffers zu fotografieren.
  • Airlines schliessen eine Haftung für Bargeld, Schmuck und teure Elektronik im Aufgabegepäck oft aus – das sollte deshalb immer ins Handgepäck.
  • An den Koffer gehören die Kontaktdaten, damit er dem Reisenden zugeordnet werden kann. Gut ist auch, wenn er auffällig gestaltet ist.

Schadenersatz geltend machen

Kommt der Koffer später oder gar nicht am Reiseziel an, kann das Urlaubserlebnis massiv getrübt sein. Betroffene sollten prüfen, ob sie Minderungsansprüche oder Schadenersatz wegen nutzlos aufgewendeter Urlaubszeit geltend machen können. Etwa, wenn sie spezielle Ausrüstung im Gepäck hatten, die nun fehlt, sodass sie vor Ort geplante Aktivitäten nicht machen können – Kitesurfen oder Schneeschuhwandern zum Beispiel.

Pro Urlaubstag, an dem der Koffer fehlt, können je nach Einzelfall anteilig 20 bis 50 Prozent Reisepreises gemindert werden, zeigt ein Blick in die Kemptener Tabelle, die Gerichtsurteile zu Reisemängeln zusammenfasst.

Verwendete Quellen