Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben: Klar, dass man nicht umhin kommt, Touristenattraktionen wie den Louvre in Paris, den Petersdom in Rom oder die Freiheitsstatue in New York zu besichtigen. Wer sich ein bisschen umsieht, findet aber an allen Ecken verrückte und ausgefallene Dinge, die viel spannender sind als die altbekannten Top-Sehenswürdigkeiten - so wie das "Museum Of Bad Art" (MOBA) in Boston. In unserer neuen Serie stellen wir Ihnen solche Reise-Schmankerl rund um den Globus vor.
Museen und insbesondere Gemäldesammlungen wirken auf viele Menschen angestaubt, viel zu gediegen und öde. Für so etwas wertvolle Urlaubszeit opfern? Nein, danke! Das MOBA in Boston ist jedoch alles andere als eine langweilige Ansammlung elitärer Kunst. Das Kredo der skurrilen Sammlung lautet: "Wir zeigen Kunst, die zu scheusslich ist, um ignoriert zu werden." Jedes dieser grotesken Bilder ist mit einem Kommentar versehen - zur weiteren Belustigung ist dieser im charakteristisch abgehobenen Stil der Kunstkritiker gehalten.
Im Herbst 1993 fing alles mit dem Bild "Lucy in the Field with Flowers" an, einem riesigen Ölgemälde, das eine alte Dame mit Hängebusen zeigt, die über einem Blumenfeld zu schweben scheint. Der Antiquitätenhändler Scott Wilson hatte das Bild in einem Stapel Müll entdeckt, der an der Bordsteinkante für die Müllabfuhr aufgeschichtet worden war. Sein Freund Jerry Reilly fand das Werk so atemberaubend mies, dass er es aus Jux in seinem Keller aufhängte. Schnell gesellten sich weitere Scheusslichkeiten dazu, sodass sich die beiden Freunde im März 1994 entschieden, die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Hier finden Sie eine Kostprobe von Bildern samt übersetzten Original-Kommentaren:
Reillys Keller war bald ein heisser Geheimtipp und wurde viel zu klein für die vielen Menschen, die die Bilder sehen wollten. So präsentierte man die Sammlung, die heute mehr als 700 Werke umfasst, bald im "Dedham Community Theatre".
Leider ist das Kino momentan wegen Renovierung geschlossen und die Kuratorin Louise Reilly Sacco glaubt nicht, dass das MOBA dort wieder ausstellen wird. Dafür gibt es mitterlweile drei andere Ausstellungsorte. Seit 2008 hängen ungefähr 25 wechselnde Kostproben aus der Sammlung im Keller des "Somerville Theatre" - direkt neben den Toiletten. Die dort ausgestellten Bilder kann man nur besichtigen, wenn gerade eine Vorführung läuft.
Wer tagsüber in den Genuss von besonders misslungener Kunst kommen will, sollte beim lokalen Fernsehsender "Brookline Access Television" vorbeischauen. Auch dort sind ungefähr 20 Bilder ausgestellt. Dritter Anlaufpunkt ist - erst einmal die nächsten Monate - das "Brookline Pop-Up Village" (Adresse: 2 Brookline Place, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 14 bis 19 Uhr, Samstag 12 bis 17 Uhr), wo nochmal 20 der besten Werke ausgestellt sind. Dazu kann man dort auch Bilder kaufen, die dem Museum geschenkt wurden, die die Kuratoren aber nicht hässlich genug finden, um sie in ihre Sammlung aufzunehmen. Eintritt kostet das MOBA übrigens an keinem der Ausstellungsorte.
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