Berlin (dpa/tmn) - Im Jahr 1891 startete die erste Kreuzfahrt im heutigen Sinne: Die "Augusta Victoria" von Hapag legte in Cuxhaven ab. 125 Jahre später hat sich der Urlaub auf dem Schiff zu einer der beliebtesten Reiseformen entwickelt.
Auf der Reisemesse ITB (Publikumstage 12. und 13. März) haben die Branchenverbände Clia Deutschland (Hochseekreuzfahrten) und IG River Cruise (Flusskreuzfahrten) sowie der Deutsche Reiseverband (DRV) die aktuellen Zahlen und Fakten vorgestellt.
Auf dem Weg zu 2 Millionen Passagieren: Seit 2005 hat sich die Zahl der deutschen Kreuzfahrturlauber mehr als verdreifacht. 1,81 Millionen waren es 2015. Das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr lag aber nur bei 2,3 Prozent. Helge Grammerstorf, National Director von Clia Deutschland, erklärt das vor allem mit den Kapazitäten der Anbieter. Im vergangenen Jahr sind mit der MS "Deutschland" und der MS "Azores" von Ambiente Kreuzfahrten zwei Schiffe aus dem deutschem Markt verschwunden, mit der "Mein Schiff 4" kam nur eines dazu. "Die Schiffe auf dem Markt sind hochausgelastet", so Grammerstorf, durch die bestehende Flotte sei fast kein Wachstum mehr möglich. In diesem Jahr kommen mit "Aida Prima" und "Mein Schiff 5" aber zwei Schiffe neu auf den deutschen Markt. Grammerstorf rechnet deshalb mit einem Wachstum im zweistelligen Bereich. "Aufgrund dessen werden wir in diesem Jahr die Zwei-Millionen-Marke überschreiten können."
Deutschland bleibt Europameister: Im Jahr 2014 wurde Deutschland in Sachen Kreuzfahrt zum ersten Mal Europameister - nur aus den USA stammten damals noch mehr Kreuzfahrt-Touristen. An dieser Reihenfolge hat sich laut Clia Deutschland auch 2015 wahrscheinlich nichts geändert. Dicht auf den Fersen ist Deutschland jedoch China, wo der Urlaub auf dem Wasser derzeit ein enormes Wachstum erfährt.
Kreuzfahrten werden teurer: Der durchschnittliche Reisepreis pro Passagier auf einem Hochseekreuzfahrtschiff stieg 2015 um 3,3 Prozent auf 1580 Euro. Bei den Reedereien aus Deutschland lag er mit 1709 Euro über dem Durchschnitt, bei den internationale Reedereien mit 1331 Euro darunter.
Deutsche Schiffe am beliebtesten: Insgesamt 296 hochseetaugliche Kreuzfahrtschiffe waren im vergangenen Jahr auf den Weltmeeren unterwegs, 28 davon gehören zu den deutschen Anbietern. Von den 1,81 Millionen Kreuzfahrt-Touristen waren 1,23 Millionen auf einem deutschen Schiff unterwegs, 582 000 entschieden sich für ein Schiff eines internationalen Anbieters.
Kürzer auf dem Schiff:Die durchschnittliche Dauer einer Kreuzfahrt ging leicht zurück: 2015 waren es 8,69 Nächte (2014: 8,83 Nächte). Am beliebtesten bei deutschen Passagieren ist weiterhin die einwöchige Kreuzfahrt: Mehr als die Hälfte der Passagiere war so lang unterwegs.
Etwas jüngere Passagiere: Das Durchschnittsalter der Kreuzfahrtgäste sank ganz leicht von 50,4 auf 50,1 Jahre. Auf Schiffen deutscher Reedereien lag es bei den Reisenden aus Deutschland bei 49,2 Jahren und damit deutlich niedriger als das der deutschen Reisenden auf den internationalen Schiffen (52,2 Jahre).
Barcelona oder Bergen? Bei den beliebtesten Fahrtgebieten gab es nur leichte Verschiebungen. Das Mittelmeer kam auf 31,2 Prozent und ist damit weiterhin mit Abstand das beliebteste Kreuzfahrtziel. Dahinter folgen die Britischen Inseln (12,5 Prozent), Norwegen/Arktis (12 Prozent), Atlantik/Kanaren (11,4 Prozent), Nordamerika (11,3 Prozent), Ostsee (9,1 Prozent) und der Arabische Golf (5,3 Prozent). Fast 1,55 Millionen Passagierbewegungen verzeichneten die deutschen Kreuzfahrthäfen im vergangenen Jahr. Das Gros entfiel dabei auf die drei grössten, Hamburg, Kiel und Warnemünde.
Gut gefüllte Orderbücher: In diesem Jahr kommen mit der "Mein Schiff 5" und der "Aida Prima" zwei deutsche Schiffe neu auf den Markt, voraussichtlich weitere zwei sind es 2017 und eins 2018. Die weltweite Flotte wächst bis 2018 voraussichtlich um 28 Schiffe.
Alles im Fluss: Erstmals haben im Jahr 2015 mehr US-Amerikaner als Deutsche eine Flusskreuzfahrt in Europa unternommen. Die Zahl der Urlauber aus Nordamerika wuchs um 42,9 Prozent, die der aus Deutschland nur um 0,5 Prozent. Wie schon in den Vorjahren hatten die Anbieter von Flusskreuzfahrten mit widrigen äusseren Umständen zu kämpfen. Dazu gehörte unter anderem das Niedrigwasser im Sommer auf Rhein und Donau - den beiden wichtigsten Fahrtgebieten. Hinzu kam die angespannte politische Lage in der Ukraine und Russland. In den Vorjahren hatten die Reedereien aufgrund der Probleme oft Reisen zu extrem niedrigen Preisen angeboten. Dieser Trend ist jetzt offenbar gestoppt. Der durchschnittliche Reisepreis für Flussreisen stieg um 7,9 Prozent. Erstmals löste der Rhein mit 38,2 Prozent des Passagieraufkommens die Donau (38 Prozent) als beliebtestes Ziel ab. © dpa
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