Bamberg (dpa/tmn) - Dominik Maldoner ist sichtlich stolz auf seinen Süssholz-Porter. "Schoko- und Röstnoten mit einer Spur erdigem Süssholz", sagt er, nachdem er die Nase ins Bierglas über die cappuccinofarbene Krone gehalten hat.

Mehr zum Thema Reise

Dass dieses dunkle Gebräu nicht dem bayerischen Reinheitsgebot von 1516 entspricht, kümmert den Braumeister und Biersommelier nicht. Nicht nur Maldoner hat Süssholz für sich entdeckt. Metzgermeister Michael Kalb gegenüber von Bambergs ältester bestehender Kirche St. Gangolf braucht seinen normalen mild geräucherten Rohschinken kaum noch herzustellen. So versessen sind die Kunden auf seinen Süssholzschinken, den er seit 2012 im Angebot hat. "Der Schinken ist eingeschlagen", konstatiert Kalb.

Wieso der Brauer und der Metzger aufs Süssholz kommen? Es ist eine Rückbesinnung auf ein lokales Erbe. Denn in der oberfränkischen Stadt ist Süssholz urkundlich bekannt seit 1520, wurde vielleicht auch schon früher angebaut. Eigentlich ist die Glycyrrhiza glabra, so der lateinische Name der süssen Arzneipflanze, am Mittelmeer, in Asien, Amerika und Australien zu Hause. Weil das unscheinbare Gewächs gut im sandigen Boden gedeiht, wurde es nördlich der Alpen auch in der Bamberger Gärtnerstadt heimisch.

"Auf unserem Acker gedeihen jedenfalls Stecklinge von Pflanzen des Gärtner- und Häckermuseums", sagt Biogärtnerin Gertrud Leumer. Das Museum hat die süssen Bamberger Wurzeln seit den 1960er Jahren vor dem Aussterben bewahrt. Seit 2010 bringt die damals eigens gegründete Bamberger Süssholz-Gesellschaft Setzlinge in brachliegende Flächen und Süssholz unter die Leute.

Braumeister Dominik Maldoner
Rückbesinnung auf ein lokales Erbe: Braumeister und Biersommelier Dominik Maldoner hat einen Süssholz-Porter im Angebot. © dpa / Karin Willen

Mittlerweile ist die Pflanze in Bamberg sehr präsent. Neben Bier und Schinken gibt es auch Süssholzpralinen: Die Confiserie Storath hat zugunsten der Restauration der 1000 Jahre alten Klosterkirche die Süssholzpraline "Michaelsberger Engel" im Angebot. Und der Konditor Heiner Wohlfahrt erweiterte diesen Sommer seine grosse Palette handgemachten Eises im Café Riffelmacher mit einem feinen Süssholzeis. Auch auf dem Markt wird Süssholz-Hustentee verkauft. Dessen Grundstoff kommt allerdings nicht aus Bamberg, dafür ist die Produktion noch zu klein.

Bamberger Süssholz

Verkauf: Bamberger Süssholz wird mehrheitlich in den Werkstätten der Lebenshilfe in Souvenirpäckchen gesteckt und über Traditionsgeschäfte wie das Mohrenhaus oder über die Touristeninformation an der Geyerswörthstrasse verkauft.

Brauereien: In Bamberg wird seit Jahrhunderten gebraut - nicht nur mit Süssholz. Noch heute gibt es in der Bierstadt neun Privatbrauereien. Der Tourismus & Kongress Service arrangiert Bierschmeckertouren durch die Brauereien und das Brauereimuseum.

Information: Bamberg Tourismus & Kongress Service, Geyerswörthstr. 5, D-96047 Bamberg, Tel.: 0951/29 76 200, E-Mail: info@bamberg.info, www.bamberg.info; Bamberger Süssholz-Gesellschaft GbR, c/o transform, Luitpoldstrasse 25, 96052 Bamberg, Tel.: 0951/700 43 880 E-Mail, info@bamberger-suessholz.de.  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.