Venedig - Eine Stadt wie keine Zweite. Flächenmässig klein, aber so verwinkelt und einzigartig, dass man immer wieder Überraschungen erlebt. Thomas Mann bemerkte in seinem Roman "Der Tod in Venedig" sehr treffend: "Venedig, die schmeichlerische und verdächtige Schöne - diese Stadt, halb Märchen, halb Fremdenfalle".

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"La Serenissima" (Auf Deutsch "Die Allerdurchlauchteste") zieht jährlich rund zehn Millionen Besucher an und ist damit eine der meistbesuchten Metropolen der Welt – und das bei nur rund 60.000 Einwohnern in der Altstadt.

Venedig steht auf der UNESCO-Liste der schützenswerten Kulturdenkmäler auf Platz 1. Doch immer wieder hört man Besorgnis erregende Hochwassermeldungen aus Venedig. Die Stadt liegt nach neuesten Messungen inzwischen 23 Zentimeter tiefer im Wasser als noch vor 100 Jahren. Wird sie etwa bald untergehen? Das zumindest sehen einige Schwarzseher voraus.

Venedig
Blick von der Ponte dell'Accademia auf den Canale Grande. Der Palazzo Franchetti (links im Bild) wird heute als Museum genutzt. © dpa

Glaubt man den Prognosen, sollte man sich vielleicht beeilen, die Lagunenstadt noch zu besichtigen. Die Venezianer selbst sehen das eher gelassen: Immerhin kämpfen sie schon seit hunderten von Jahren mit dem Hochwasser. Trotzdem arbeitet die Stadt seit einigen Jahren am umstrittenen Projekt "Mose", das die Stadt vor dem Versinken retten soll.

Eigentlich kann man nie genug Zeit einplanen, um die Lagunenstadt zu erkunden. Welche fünf Sehenswürdigkeiten auf jeden Fall zum Pflichtprogramm gehören, erfahren Sie auf den nächsten Seiten.

Venedig
Der Ca' d'Oro ("Das goldene Haus") am Canale Grande. © Sherlock

Paläste am Canale Grande

Die breite Wasserstrasse führt mitten durch das Herz Venedigs. Sie ist die Hauptverkehrsader und wird von zahlreichen Wasserbussen, "Vaporetti" genannt, befahren. Auf der Fahrt sollte man unbedingt die Augen offenhalten und die traumhaften Fassaden der "Palazzi" am Ufer bewundern.

Die Oberschicht, hat seit jeher versucht, mit ihren Bauwerken zu protzen. Um anzugeben ist der beste Ort natürlich der, der am meisten passiert wird: der Canale Grande. So reihen sich hier reich verzierte Prachtbauten aneinander, mal mehr, mal weniger vom Wasser angegriffen oder restauriert. Der Baustil reicht von kitschigem Barock über filigrane Gotik bis hin zum typisch veneto-byzantinischen Stil.

Wegen der exorbitanten Instandhaltungskosten sind die meisten der Palazzi heute nicht mehr in Familienbesitz, sondern werden als Museen, Hotels oder Amtsgebäude genutzt.

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Freier Blick auf den Dogenpalast und die Säule mit dem Markuslöwen: Der Markusplatz. © Sylvia Schreiber

Als schönster Palast Venedigs gilt der spätgotische Ca D'Oro. Die Fassade wirkt mit all ihren Spitzbögen und Rosetten aus weissem Marmor märchenhaft und dank seiner vergoldeten Steinmetzarbeiten äusserst edel.

Auch Kirchengebäude sind am Kanal zu sehen. So wirkt zum Beispiel San Simeone Piccolo wie eine Miniaturausgabe des römischen Pantheons. Die Zweifassadenkirche San Geremia hingegen vereint einen der ältesten Türme Venedigs mit einem seiner jüngsten Kirchenbauten.

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Die Seufzerbrücke führt vom Dogenpalast auf direktem Weg zum Kerker. © Bernard Bll

Piazetta und Markusplatz

Die Piazzetta mit der dahinter liegenden Piazza San Marco, wie der Markusplatz auf italienisch heisst, ist nicht nur die touristische Hochburg der Altstadt, sondern war auch seit jeher der Ort, an dem Venedig seine Besucher in voller Pracht begrüsste.

Die beiden monolithischen Säulen am Ufer wirken wie ein gigantisches Eingangstor zur Lagunenstadt. Auf einer der beiden thront ein bronzener Löwe mit Flügeln - der Markuslöwe, das Wappentier der Stadt. Übrigens sollten ursprünglich drei solcher Säulen den Platz schmücken – die dritte stürzte allerdings bei ihrer Errichtung ins Wasser.

Die Piazza San Marco ist der meistfotografierte Platz der Welt. Kein Wunder, denn er wird von genauso sehenswerten Gebäuden umringt. Auf der einen Seite der Dogenpalast und die Basilica San Marco mit ihren zahlreichen Säulen, Türmchen und Bögen, auf der anderen deren Glockenturm, der Campanile di San Marco, und die Libreria Vecchia, die Bibliothek im Renaissance-Stil.

Wenn man heute über den gepflasterten und oft von Touristen und Tauben übersäten Platz schlendert, kann man kaum glauben, dass hier einst die Gemüsegärtchen eines Klosters lagen. Wo heute ein modern anmutendes Muster auf den Boden gepflastert ist, standen einmal Obstbäume und floss ein Kanal.

Dogenpalast in Venedig
Blick in den Innenhof des Dogenpalastes. Viele der Steinmetzarbeiten wurden inzwischen durch Kopien ersetzt, damit die Orginale nicht mehr der Witterung ausgesetzt sind. © Emes2k

Palazzo Ducale

Direkt am Piazza San Marco, vom Wasser und vom Land aus zugänglich, liegt der Dogenpalast. Er war tausend Jahre lang Machtzentrum der Lagunenstadt und wurde vom Dogen, das war sozusagen der Oberbürgermeister, bewohnt.
Der prachtvolle Bau besticht von aussen vor allem durch seine reich verzierten Arkadengänge. Jede der Säulen ist ein Kunstwerk für sich, ganz zu schweigen von den fantasievollen Skulpturen an den Gebäudeecken.

Wer sich für venezianische Kunst interessiert, kann für die Besichtigung des Palazzo Ducales bedenkenlos einen ganzen Tag einplanen. Neben der grossartigen Baukunst gibt es zahlreiche, teils gigantische und detailgetreue Gemälde zu bewundern. Auch das grösste Leinwandbild der Welt hängt im Dogenpalast: Tintorettos berühmtes "Paradies" von 1588 schmückt den Sitzungssaal del Maggior Consiglio. Ein weiteres Highlight ist die Scala d’Oro, die "goldene Treppe": Über und über sind Decke und Wände der Scala mit vergoldeten Stuckkunstwerken bedeckt.

Direkt neben dem Palazzo Ducale liegt der Kerker. Obwohl er wenig spektakulär ist, wird er oft aufgesucht, denn der Weg führt durch die berühmte "Ponte di Sospiri", die Seufzerbrücke. Über sie gelangten die im Dogenpalast Verurteilten, darunter übrigens auch der berühmte Casanova, auf direktem Weg ins Gefängnis. Die traurige Vergangenheit der Brücke kann man nur noch erahnen, denn inzwischen wirkt alles hell und freundlich.

Rialtobrücke in Venedig
Die Rialtobrücke ist gleichzeitig Verbindungsstück zwischen zwei Stadtteilen und Einkaufsmeile. © Emes2k

Rialtobrücke

Rialto ist das Zentrum des Handels in Venedig und war lange Zeit der Zweit- beziehungsweise Beiname der Stadt. Hier reihen sich Märkte, Souvenierläden und Restaurants aneinander, und zwar nicht nur in den Gassen, sondern auch auf dem Wasser.

Mitten durch den Stadtteil fliesst der Canale Grande, den man an dieser Stelle bis 1591 nur auf aneinandergereihten Booten oder einer kleinen Holzbrücke überqueren konnte. Dann erst wurde die Rialtobrücke, wie wir sie heute kennen, fertig gestellt.

Die Ponte di Rialto besteht aus weissem Marmor, ist 22 Meter breit und 48 Meter lang. In ihrem edlen Weiss sieht sie aus wie ein filigranes Knochengerüst, das sich über die Wasserader streckt. Von vorneherein wurden zwei Ladenzeilen auf der Brücke eingeplant. Das war äusserst wirtschaftlich, denn durch die Mieteinnahmen der Geschäfte waren die Baukosten für die Brücke bald wieder eingenommen.

Den schönsten Blick auf den Kanal hat man von ganz oben an der offenen Balustrade. Hier eröffnet sich, vor allem abends, wenn der Trubel etwas nachgelassen hat und die Lichter der Palazzi sich im Wasser spiegeln, der Canale Grande in seiner vollen Pracht.

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Die Kirche San Giorgio Maggiore von Innen. © Sylvia Schreiber

Isola San Giorgio Maggiore

Von der Piazzetta San Marco aus hat man einen herrlichen Blick auf die Isola di San Giorgio Maggiore. Das Klosterensemble liegt direkt neben der Insel La Guidecca und hat sich fest ins Bild der Lagunenstadt integriert.

Besonders die gleichnamige Kirche San Giorgio Maggiore bereichert mit ihrer strahlend weissen Fassade und der auf einem roten Ziegelbau aufgesetzten Kuppel die Aussicht vom Markusplatz.

Von innen ist der Renaissance-Bau eher schlicht, dafür aber sehr hell und weitläufig gestaltet. Das Kloster wurde bereits 982 nach Christus gegründet, die heutige Ansicht entstand allerdings erst im 16. Jahrhundert.

Wer sich bereits gefragt hat, warum man auf Fotos von Venedig fast immer den roten Turm mit weissgrüner Spitze sieht, dem sei hier gesagt: Es gibt zwei davon! Auf den ersten Blick sind der Campanile San Marco am Markusplatz und der gegenüberliegende Glockenturm der San Giorgio Maggiore kaum voneinander zu unterscheiden, obwohl es natürlich bauliche Unterschiede gibt. Eines haben sie auf jeden Fall gemein: Sie bieten eine hervorragende Aussicht über "La Serenissima".

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