Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Noch ruht das High-Tech-Schaltpult für die Steuerung der neuen Seilbahn zur Zugspitze auf einem Biertisch. In zehn Wochen soll die Seilbahn der Superlative auf Deutschlands höchsten Berg feierlich eingeweiht werden.

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Zwar hinken die Bauarbeiten wetterbedingt einige Wochen hinter dem ehrgeizigen Zeitplan her. "Aber die Bahn wird am 21. Dezember fahren", ist sich Betriebsleiter Martin Hurm sicher.

Vor wenigen Tagen wurde das letzte der vier Tragseile für die beiden Kabinen an der Bergstation eingezogen und gesichert. "Das war ein spannender Moment", sagt Chefmonteur Harald Raich von der Schweizer Seilbahnfirma Garaventa. 200 Meter pro Stunde war es in den Tagen zuvor mit Hilfe der Tragseile der alten Seilbahn nach oben gezogen worden. Die Talstation ist bis auf den Innenausbau fertig.

Jedes 4900 Meter lange Tragseil ist 72 Millimeter dick und wiegt 153 Tonnen. Es besteht aus 210 Drähten. Nun folgt der Einbau der beiden Zugseile. Sie sind mit 41 und 47 Millimetern Durchmesser sowie einem Gewicht von 30 und 39 Tonnen immer noch stattlich dick.

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schnee herrscht auf der Baustelle der Bergstation Hochbetrieb. Arbeiter schleppen in dicken Monturen und mit Schutzhelmen Bauteile aus Stahlblech heran, Deutschlands derzeit höchstgelegener Kran schafft Nachschub herbei. An Seilen gesicherte Monteure hantieren in schwindelerregender Höhe an einem Flaschenzug, der ein schier unentwirrbares Knäuel an Seilen Zentimeter um Zentimeter hinaufzieht. Bis zu 100 Arbeiter sind beschäftigt.

Bei der neuen Seilbahn ist Transparenz angesagt, Glas dominiert als Baustoff. Die beiden Kabinen sind bis zum Boden verglast. Davon ist noch nichts zu sehen. Die Gondeln stehen versteckt an der Talstation - in Folie eingewickelt und von einem Bauzaun umgeben. Sie werden nachts bewacht. Auch in Tal- und Bergstation wurde viel Glas verwendet. So bietet sich dem Gast beim Speisen im Gipfelrestaurant - Eröffnung dafür ist erst im Sommer 2018 - ein gigantischer Blick durch die voll verglaste Fassade.

550 000 Besucher besuchen schon jetzt jedes Jahr die Zugspitze. An schönen Tagen und in der Ferienzeit schieben sich die Gäste im Gedränge über die Aussichtsplattform, statt in Ruhe die Aussicht geniessen zu können. Nach dem Neubau der Seilbahn hofft die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG als Bauherrin auf bis zu 600 000 Gäste pro Jahr. Schliesslich soll die Investition von 50 Millionen Euro abbezahlt werden. Alleinige Gesellschafterin sind die Gemeindewerke Garmisch-Partenkirchen, die wiederum dem Ort gehören.

Der erwartete Zuwachs an Gipfelbesuchern wird nicht nur positiv gesehen. Auch wenn der künftige Wirt des vom Deutschen Alpenverein betriebenen "Münchner Hauses" die Notwendigkeit des Seilbahn-Neubaus nicht anzweifelt, so runzelt er doch die Stirn. Toni Zwinger fragt sich, wie die vom Tourismus geprägte Region den Ansturm bewältigen soll. Das Probleme sieht er dabei mehr im Tal als auf dem Gipfel. Staus durch Oberau am Ende der Autobahn 95 aus München und in Garmisch-Partenkirchen selbst sind an der Tagesordnung. "Die beiden Tunnel zur Verkehrsentlastung der beiden Orte sind aber noch lange nicht fertig", sagt der 31-Jährige.

Die neue Seilbahn auf den 2962 Meter hohen Berg löst nach drei Jahren Bauzeit auf fast derselben Trasse die 1963 eröffnete Seilbahn ab. Auch sie war schon eine technische Meisterleistung, überwindet sie doch auf einer Länge von 4,5 Kilometern mit knapp 2000 Metern den weltweit grössten Höhenunterschied einer Seilbahn.

Die neue wartet mit zwei weiteren Rekorden auf: Keine andere Seilbahn überwindet mit 3213 Metern Abstand von der einzigen Stütze bis zur Bergstation eine grössere Entfernung. Und keine andere Pendelseilbahn hat eine Stahlstütze von 127 Metern Höhe. Zum Vergleich: Die Türme der Münchner Frauenkirche sind knapp 100 Meter hoch. Während die im Frühjahr stillgelegte alte Bahn maximal 240 Gäste pro Stunde befördern konnte, schafft die neue knapp 600 Gipfelstürmer. 45 Euro sind mit Beginn der Wintersaison am 18. November für das Zugspitze-Ticket zu berappen.  © dpa

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