Jahrelang sind Skifahrer die Pisten hinuntergecarvt – mehr oder weniger technisch sauber, nicht immer schön anzusehen. Doch damit ist es vorbei: Die Ära des Carving ist zu Ende. Zumindest in den österreichischen Skischulen – wie am Hochzeiger im Pitztal.
Auf 2.370 Metern liegt die Bergstation der Sechszeigerbahn im Tiroler Pitztal. Direkt am Ausstieg: ein frisch verschneiter Südhang, strahlender Sonnenschein. Ein optimaler Tag, um etwas Neues zu lernen: den Skistil der Zukunft.
So jedenfalls nennt Rainer Schultes eine modernisierte Art des Skifahrens, die bis zur Wintersaison 2017/2018 alle Skilehrer Österreichs verinnerlicht haben sollen. Schultes ist Leiter der Skischule am Hochzeiger im Pitztal. Der Trend der vergangenen Jahre lautete: Carving. Dabei schwingt der Skifahrer auf den Stahlkanten.
Carving-Skier sind kurz und breit, aber in der Mitte sehr tailliert. Die Fussstellung: auch breit, die Bewegungen extrem. "Unnatürlich", sagt Schultes. Der österreichische Skilehrerverband hat einen neuen Stil zum Lehrinhalt gemacht. "Die Bewegungen nicht mehr so extrem, die Füsse etwa so weit auseinander wie beim normalen Laufen, die Skier weniger aggressiv." Starke Vertikalbewegungen soll es nicht mehr geben und auch keine Oberkörper, die sich radikal ins Tal drehen.
Rund 18.000 Skilehrer in Österreich haben noch eine Saison Zeit, die Technik zu lernen - dann soll der Stil in allen Skischulen des Landes gelehrt werden. "Die Technik zehrt weniger an den Kräften, und sie ist schneller zu erlernen", sagt Schultes. Und das sei genau das, was die Gäste haben wollten, wie rund 60 Skischulen bei Befragungen ihrer Gäste in Österreich herausgefunden haben.
"Sie wollen einen ästhetischen Stil, der elegant aussieht, sie wollen schnell Erfolge sehen und ein geringes Verletzungsrisiko haben", sagt Rudi Lapper, Ausbildungsleiter der Staatlichen Skilehrerausbildung in Österreich. Er ist der Kopf hinter dem neuen Stil - der übrigens noch gar keinen richtigen Namen hat.
Es wird nicht alles über den Haufen geworfen
Eine Revolution auf der Piste? Nicht unbedingt. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass alles bislang Gelernte nun über den Haufen geworfen wird", sagt Christoph Eisinger, Chef von Ski amadé im Salzburger Land. In dem Zusammenschluss von fünf Gebieten werden die Skilehrer ebenfalls auf das neue System geschult. Denn natürlich nimmt sich nicht jeder Skifahrer bei jedem Urlaub einen Lehrer, um die neuesten technischen Entwicklungen zu lernen. "Auf den Pisten sieht man ohnehin ein wildes Sammelsurium von Skistilen und Material." Richtig schön und technisch sauber fahren nur die wenigsten Winterurlauber.
Die Skier sind aber immer aggressiver geworden - viele Skifahrer haben sie gar nicht richtig im Griff. Wer nur eine Woche im Jahr in die Berge fährt, ist selten technisch perfekt. "Als wir das Carven gelehrt haben, sind sehr viele Skifahrer in Wirklichkeit um die Kurven gerutscht", sagt Lapper. Ist der Schnee frisch, ist das meist unproblematisch. Doch bei Eisplatten, engen Stellen oder anderen Widrigkeiten auf der Piste kann man die Kontrolle leichter verlieren.
Nun also wird alles natürlicher, der normalen Bewegung angepasst. Die Skier werden wieder länger, dadurch flattern sie beim Geradeausfahren nicht so stark. Ausserdem sind die Taillierungen nicht mehr so stark - das soll helfen, die Bretter besser unter Kontrolle zu haben. Und den Anfängern und Wiedereinsteigern, den grössten Kunden der Skischulen, fällt das Lernen leichter. So sieht das Skifahren schöner und eleganter aus. Man könnte es den Stil 2017 nennen.
Informationen: Tourismusverband Pitztal, Unterdorf 18, A-6473 Wenns, Tel.: 0043/5414/86999, E-Mail: info@pitztal.com © dpa
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