Urlaubsfotos sind wertvolle persönliche Erinnerungen und bewahren das Feriengefühl für lange Zeit. Funktionieren Smartphone oder Kamera plötzlich nicht mehr und die Daten sind weg, bricht für viele die Welt zusammen. Der Leipziger Datenrettungs-Spezialist Jan Bindig erklärt, was im schlimmsten Fall zu tun ist, um möglichst viel wiederherstellen zu können.
Herr Bindig, was kann passiert sein, wenn das Smartphone nicht mehr funktioniert?
Jan Bindig: Die häufigsten Fälle sind Sturzschäden aus grösserer Höhe beispielsweise aus dem Fenster oder was wir auch schon hatten, aus der Tasche eines Gleitschirmfliegers. Oft werden Handys auch von Autos oder Lkw überfahren oder fallen in Toiletten, Swimmingpools und ins Meer. Hunde zerbeissen gerne Speicherkarten, manchmal fressen sie sie sogar auf und wir erhalten die Einzelteile, die wieder herausgekommen sind.
Was soll man im Worst-Case-Szenario tun - beziehungsweise unbedingt sein lassen?
Die grösste Gefahr stellt das Herumfummeln dar. Ist das Smartphone ins Wasser gefallen, dann einfach nur mit einem Handtuch oder Küchenpapier abtrocknen und ein bis zwei Tage liegen lassen. Auf keinen Fall versuchen, es gleich wieder anzuschalten oder an die Stromversorgung zu hängen. Denn dabei kann es zum Kurzschluss kommen oder es können Folgeschäden durch Auskristallisieren auf Leiterbahnen entstehen, die sich oft erst Monate später zeigen. Tipps, die im Internet kursieren wie trocken föhnen oder in Reis oder Salz einlegen, kann ich nicht unterschreiben, denn das funktioniert oft nicht. Zur professionellen Begutachtung muss man das Gerät einschicken. Bei zerbrochenen Speicherkarten können wir meist schon am Foto erkennen, auf welcher Position die Speicherchips sind und ob etwas zu retten ist.
Was kostet eine Datenrettung beim Profi?
Das hängt vom Gerät und von der Art des Schadens ab. Bei Speicherkarten geht es bei uns mit 200 Euro los. Smartphones bewegen sich zwischen 500 und 2000 Euro. iPhones und oft auch Android-Geräte kommen wegen der starken Datenverschlüsselung am teuersten, die Wiederherstellung ist ein sehr komplexer Vorgang.
Wie kann man vermeiden, dass unterwegs alle Daten weg sind?
Ganz einfach: durch fortlaufendes Sichern! Das ist auch gar nicht so kompliziert wie es klingt. Bei Mobilfunkgeräten muss man überhaupt nichts tun, wenn man die Daten über “clouds“ sichert. Das läuft im Hintergrund und heutzutage bei jedem WLAN Kontakt im Hotel. Hat man ein Notebook dabei, kann man auch ohne Kabel über WLAN oder Bluetooth sichern. Das Ausfallrisiko lässt sich ebenso minimieren, indem man die Speicherkarte im Handy oder in der digitalen Kamera einfach mal austauscht. Externe Festplatten nehmen die wenigsten Leute mit in den Urlaub. Denn die reagieren viel empfindlicher auf Stösse und Erschütterungen als Smartphones und Tablets. Auch wenn es im Stromnetz zu Überspannungen kommt, was im Ausland schon mal passiert, haben externe Festplatten schnell einen Defekt.
Gibt es für zu Hause auch eine unkomplizierte Datensicherung?
Ja, am einfachsten geht das mit einem zentralen Netzwerkspeicher, auf den alle Familienmitglieder gleichzeitig mit verschiedenen Devices zugreifen können. In Netzwerkspeichern befinden sich meist zwei bis vier Festplatten und sie funktionieren wie eine kleine private “cloud“, wo alle Daten wie auch Fotos und Videos ausgelagert werden können. In neuen Häusern sind Netzwerkkabel überall verlegt, aber auch in älteren Wohnungen lässt sich ein zentraler Speicher schnell an den WLAN-Rooter anbinden. Ein zusätzliches Back-up braucht es trotzdem.
Haben Sie noch ein paar Tipps für den Gebrauch vom Smartphones am Strand?
Sandkörner stellen für Handys kein Problem dar, für Kameras allerdings schon, da die Mechanik anfälliger ist. Die starke Sonneneinstrahlung wird gerne unterschätzt und kann irreversible Schäden am Speicher des Smartphones verursachen. Deshalb: Immer etwas übers Handy legen, um es vor Hitze zu schützen.
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