Saalbach-Hinterglemm/Flims - Am Berg ist nie Stillstand: Wenn die Wintergäste abgereist und der Schnee getaut ist, rücken in vielen Gebieten Bautrupps an und errichten neuen Lifte und Bahnen. Es geht um mehr Komfort, Kapazität und Schnelligkeit im Kampf um die Gunst der Skifahrer und Snowboarderinnen - sie zahlen schliesslich hohe Preise für die Tickets.

Mehr zum Thema Reise

Weltweit mehr als 200 neue Anlagen listet das Portal Skiresort.de aktuell auf. Alle aufzuzählen, würde ein Buch füllen. Doch einige Highlights stechen hervor - in den Alpenländern und Skandinavien und auch in Übersee. Der Überblick.

Drei Neuheiten aus Österreich:

1. Crowdfunding für die Bergbahn

Gleich zwei neue Bahnen öffnen im Skicircus Saalbach-Hinterglemm, dem Verbundskigebiet, das sich über zwei Bundesländer erstreckt: Tirol und Salzburg. In Hinterglemm wird die 12er-Nord - eine Einseil-Umlaufbahn mit je zehn Sitzplätzen pro Gondel - die 35 Jahre alte Stehgondelbahn ersetzen.

In Fieberbrunn, das ebenfalls zum Skicircus zählt, wird die neue Streubödenbahn eröffnet, eine weitere Einseil-Umlaufbahn. Sie befördert Wintersportler schneller hinauf zum Lärchfilzkogel und ersetzt laut Österreich Werbung die 33 Jahre alten Bahnen Streuböden und Lärchfilzkogel. Künftig geht es demnach ohne Zwischenstopp zur Bergstation. Eine Besonderheit der neuen Streubödenbahn sei ihre Finanzierung: Ihm Rahmen eines Crowdfundings konnten sich Einheimische und Gäste beteiligen.

2. Panoramabahn statt Panoramastrasse

Im Salzkammergut hat im Skigebiet Loser eine neue Kabinenbahn eröffnet. Sie ist seit September in Betrieb, geht in ihre erste Wintersaison und ersetzt zwei Sessellifte.

Das bedeutet mehr Komfort im Winter, aber auch im Sommer: Nicht nur Wintersportgeräte steigen mit auf, sondern auch Kinderwagen und Mountainbikes. Und sie erspart Autofahrten auf der Panoramastrasse zum Hochplateau – so hofft man zumindest vor Ort auf ungefähr 30.000 Autofahrten weniger pro Sommer dank der neuen Bahn.

Die neue Streubödenbahn
Zusammen zum Gipfel: Die neue Streubödenbahn wurde im Rahmen eines Crowdfundings finanziert. © dpa / Sebastian Astl/Fieberbrunn.com/dpa-tmn

3. Mit Skiern in die Gondel

Das grösste Skigebiet der Steiermark rüstet auf: Eine neue Kabinenbahn verbindet Schladming mit dem Anfängergelände im Rohrmoos-Areal und soll auch die Anbindung an das Gebiet Planai/Hochwurzen verbessern.

Die Rohrmoos-I-Bahn mit 30 Panoramagondeln ersetzt einen Zweier-Sessellift. Die Ski müssen in den Innenraum der Gondeln mitgenommen werden, was das Zu- und Aussteigen beschleunigen soll. Die Talstation der neuen Bahn liegt in Gehweite vom Schladminger Bahnhof.

Eine weitere Neuheit im Schladming-Dachstein-Gebiet ist ein Achter-Sessellift am Hauser Kaibling, der am Kaiblinggrat eine Vierer-Sesselbahn ablöst und deutlich mehr Menschen den Berg hinaufbringt.

Drei Neuheiten aus der Schweiz:

1. Steilste Seilbahn der Welt

Im Wintersportgebiet Mürren-Schilthorn in der Jungfrau-Skiregion im Berner Oberland eröffnet die laut Schweiz Tourismus steilste Seilbahn der Welt: Sie fährt ab Mitte Dezember zwischen Stechelberg im Tal und dem Bergdorf Mürren und bringt es auf 159,4 Prozent Steigung. Zeitgleich werde ausserdem eine der zwei Luftseilbahnen von Mürren zur Mittelstation Birg auf 2.677 Meter eröffnet.

Geschlossen bleibt bis zum Frühjahr die Luftseilbahn zwischen Birg und der Bergstation am Schilthorn auf knapp 3.000 Meter. Sie wird renoviert und soll Mitte März wieder eröffnen. Für Skifahrer in dem Gebiet wohl verschmerzbar: Vom Schilthorn führt im Winter nur eine Piste bergab. Die anderen Pisten des Gebiets sind erreichbar.

2. Neue Stationen für das Gondeltaxi

Nachdem in Flims Laax Falera in Graubünden vergangenen Winter eine Gondelbahn mit "Ropetaxi"-Technologie Premiere hatte, wird das Streckennetz des "vollautomatischen Gondeltaxis" in dieser Saison erweitert: Laut Schweiz-Tourismus kommen zwei neue Sektionen, von Startgels nach Segnes und von Segnes nach Nagens Sura, hinzu.

Das System sorgt dafür, dass sich die Gondeln in der Station mit einem eigenen Elektroantrieb autonom bewegen und individuell je nach Fahrgastaufkommen fahren können. Nachdem die Fahrgäste ihr Ziel per Knopfdruck gewählt haben, geht es ohne Umsteigen zu der gewünschten Bergstation.

Schilthornbahn
Steile Sache: Im Wintersportgebiet Mürren-Schilthorn im Berner Oberland eröffnet die laut Schweiz Tourismus steilste Seilbahn der Welt. © dpa / Schilthornbahn AG/dpa-tmn

3. Bergauf in der Glaskabine

Die Kabinenbahn Alpine Top im Wallis geht in ihre erste Wintersaison, nachdem sie im Sommer eröffnet wurde. Die komplett verglaste Panoramabahn fährt von Grimentz hinauf ins Skigebiet Grimentz-Zinal. Am Berg auf 2.700 Meter wartet ein Panoramarestaurant. Blickfang ist das Weisshorn (4.505 Meter), einer der markantesten Alpengipfel.

Drei Neuheiten aus Italien:

1. Minutenzählerei in Livigno

Zeit ist auch im Skigebiet Geld: Schliesslich sind die Ticketpreise oft gesalzen, und so ist man für jede zusätzliche Abfahrt dankbar. Entsprechend stellen Bergbahnbetreiber immer heraus, wenn eine neue Bahn mehr Menschen befördern kann, und das bestenfalls auch schneller.

So wie in Livigno: Dort nimmt die neue Mottolino-Bahn den Betrieb auf. Gegenüber der gleichnamigen Vorgängerin bietet sie eine höhere Kapazität und fährt statt 9 nur noch 5 Minuten und 20 Sekunden. Komfortmerkmal: Die Gondeln haben Sitzheizung.

Ebenfalls neu ist die Liftanlage am Monte Sponda: Der ebenfalls beheizte Achter-Sessellift sei der erste "Achter" in der Lombardei-Region, so der Tourismusverband von Livigno.

2. Bergbahn statt Zweier-Sessel

Das Skigebiet von San Martino di Castrozza markiert die Südspitze des Riesenverbunds Dolomiti Superski. Auch dort werden diesen Winter die Beförderungskapazitäten ausgebaut: Die Gondelbahn Valcigolera ersetzt einen Zweier-Sessellift. Und mehr Tempo bringt sie auch: Dreieinhalb Minuten braucht sie, die alte Sesselbahn benötigte zehn Minuten.

3. Grossinvestitionen bei Dolomiti Superski

Überhaupt wurde im Verbund für diesen Winter viel investiert: Nach Angaben von Dolomiti Superski flossen mehr als 95 Millionen Euro in die Erneuerung von neun Anlagen.

Gondelbahn Valcigolera
Mehr Komfort und mehr Tempo: Die Gondelbahn Valcigolera im Skigebiet von San Martino di Castrozza ersetzt einen Zweier-Sessellift und braucht nur noch rund ein Drittel der Zeit. © dpa / S. Martino Di Castrozza/dpa-tmn

So gibt es unter anderem am Kronplatz einen neuen Achter-Sessellift namens Plateau, der den gleichnamigen Sechser ersetzt. Im Skigebiet Drei Zinnen fährt der neue Sechser-Sessellift Porzen, wodurch auch die dazugehörige Piste auf dem Rotwand-Berg erweitert wird.

Drei Neuheiten aus Frankreich

1. Im Expresstempo zum Gletscher

Schwarz-rote Sitze, Metalloptik: Die Kabinen des neuen Jandri Express 3S im Grossskigebiet Les 2 Alpes erinnern optisch an ein riesiges Rennwagen-Cockpit. 32 Personen passen in eine Kabine, insgesamt bis zu 3.000 Personen pro Stunde kommen mit der Bahn auf den Berg.

Auch hier kommt der Faktor Zeit ins Spiel: Der alte Jandri Express überwand seit 1985 die gut 1.500 Höhenmeter zur Bergstation am Fuss des Gletschers in rund 40 Minuten. Die neue Anlage senkt die Fahrzeit um mehr als die Hälfte auf nur noch 17 Minuten.

2. Bergrenaturierung und mehr Kapazität

Aus Alt mach Neu gilt auch in Val-d´Isère: Dort wurde die Vallon-Bahn auf Vordermann gebracht. Die Gondeln, die zum Pisaillas-Gletscher fahren, fassen zukünftig maximal zehn statt sechs Personen. Schneller geht der Transport auch. In sechseinhalb statt zuvor 13 Minuten ist die Bergstation erreicht.

Laut dem Fachmagazin Seilbahnen International (online) wird die neue Bahn auf der bestehenden Trasse verkehren. 30 überflüssige Stützen der alten Bahn würden aber entfernt, sodass ein Teil des Berghangs in seinen ursprünglichen Zustand zurückgesetzt werden könne.

3. Neuer Sessellift über die Grenze

Am kleinen Sankt-Bernard-Pass wird die grenzüberschreitende Skigebietsverbindung zwischen Frankreich und Italien 40 Jahre alt, so der Tourismusverband France Montagnes. Das werde mit der Erneuerung des Chardonnet-Lifts gefeiert, der künftig ein Sechser- und kein Dreier-Sessellift mehr ist. Er ist die Verbindungsstelle der beiden Gebiete La Rosière (Frankreich) und La Thuile (Italien).

Skifahrer in Sälen in Schweden
Die meditative Einsamkeit des Skifahrers: Solche Bilder dürften indes in stark touristisch erschlossenen Gebieten die Ausnahme sein - dort wiederum bieten sich moderne und komfortable Seilbahnen. © dpa / SkiStar/dpa-tmn

Blick nach Skandinavien: Ab in den Trollwald

  • Auch im hohen Norden wird in die Pflege der Skigebiete investiert. Im finnischen Levi etwa, wo ein neuer Sechser-Lift den alten Taalo-Lift ersetzt.
  • Im schwedischen Sälen wird im Hundfjället-Resort nahe der norwegischen Grenze der Knopflift eingeweiht, der den alten Vinkellift ersetzt und verlängert, sodass man den Trollwald (Trollskogen) bequemer auf Ski erreichen kann, wie der Betreiber Skistar mitteilt.
  • Auf der anderen Seite der Grenze liegt das norwegische Gebiet Trysil. Dort entsteht ein neuer Snowpark samt 1.000 Meter langem Schlepplift.

Blick nach Übersee: Lift me up

  • Allein für die USA listet Skiresort.de 50 Anlagen auf, die in naher bis mittlerer Zukunft in Betrieb gehen. Eine davon öffnet diesen Winter im Luxus-Skigebiet Aspen Snowmass in Colorado, wo der Vierer-Sessellift Coney Express den Coney Glade Chair ersetzt.
  • In Jackson Hole (Wyoming) ist laut der Marketing-Organisation Brand USA der Sublette-Lift die wichtigste Neuerung. Er löst seinen 37 Jahre alten Vorgänger ab und schafft nach Angaben der Betreiber die knapp 500 Höhenmeter in vier Minuten – vorher waren es mehr als zehn Minuten.
  • Auch in Kanada tut sich stetig etwas in den Resorts – ein Beispiel ist Banff Sunshine. Hier eröffnet ein neuer Sessellift mit dem schönen Namen Super Angel Luxury. Das bedeutet: "Beheizte Schalensitze, bequeme Fussstützen und eine schicke gelbe Wetterschutzhaube", schreibt Destination Canada. Mit der speziellen Antriebstechnologie soll die Fahrt auch besonders "sanft, schnell und leise" sein.

  © Deutsche Presse-Agentur

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.