Paris (dpa) - Warteschlangen vor dem Louvre-Museum oder dem Schloss Fontainebleau: Viele Touristen, die Paris und das Umland nach den Terroranschlägen im vergangenen Jahr noch gemieden hatten, kommen zurück.
Obwohl die Sicherheitslage angespannt bleibt, verzeichnet die Tourismus-Branche im laufenden Jahr deutliche Zuwächse. Zum wiedergefundenen Optimismus trägt bei, dass die französische Hauptstadt die Olympischen Spiele 2024 de facto in der Tasche hat. Die offizielle Entscheidung soll im September fallen.
Auf den Strassen und in Cafés der französischen Hauptstadt ist es unübersehbar: Die Übersee-Gäste sind wieder da, aus den USA, aus Japan oder China. Auch Touristen aus Köln, Berlin oder Hamburg sind wieder verstärkt zwischen Eiffelturm und der Kathedrale Notre-Dame unterwegs. 507 000 Besucher aus Deutschland kamen im ersten Halbjahr in die Hotels der Region, das war ein Plus von rund 20 Prozent.
Von Januar bis Juni wurden in den Herbergen zusammen 16,4 Millionen Gäste gezählt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Plus von 10,2 Prozent. Dabei sind Geschäftsreisende und Kongressbesucher eingerechnet. So gut seien die Zahlen seit rund zehn Jahren nicht gewesen, rechnet der Tourismus-Ausschuss der Region Paris vor. Die Zeiten, zu denen in Luxusherbergen Rabatte von 25 bis 45 Prozent eingeräumt wurden und ganze Etagen leer standen, seien vorbei.
Auch die Ausgaben der Besucher steigen wieder an. 2017 könnte der zwei Jahre alte Rekord von rund 21 Milliarden Euro gebrochen werden, lautet die Erwartung.
Der Zuwachs mag verwundern, denn in Frankreich gilt weiter der terrorbedingte Ausnahmezustand, immer wieder gibt es Zwischenfälle, auch mit terroristischem Hintergrund. Auf der Prachtstrasse Champs-Élysées wurden im laufenden Jahr bereits zwei Mal Sicherheitskräfte angegriffen, im April starb dabei ein Polizist.
Die Region reagierte auf das angekratzte Image: Nach den Terroranschlägen von Paris und Nizza, die das Geschäft im vergangenen Jahr deutlich belasteten, legten die Verantwortlichen einen acht Millionen Euro schweren Tourismus-Plan auf. Verbraucher profitieren beispielsweise von Billig-Fahrkarten bei den Bahngesellschaft SNCF. "Wir haben ein gutes Jahr gebraucht, um die Folgen des Terrorismus zu überwinden", bilanziert Ausschuss-Chef Frédéric Valletoux.
Es gibt Anstrengungen, verstärkt auf Wünsche der Besucher zu reagieren. Briten werden umworben, denn ihre Zahl unter den Touristen schrumpft wegen der Brexit-bedingten Unsicherheit. Italiener und Spanier sind statistisch weniger zufrieden mit der Verpflegung als andere Besucher. Die Deutschen seien mehr als andere am Nachtleben der Millionenmetropole interessiert, haben die Tourismusexperten herausgefunden. Sie empfehlen generell einen besseren Empfang der Gäste in deutscher Sprache.
Frankreich hat mit Emmanuel Macron einen neuen, jungen Präsidenten. Hilft das beim Fremdenverkehr? Für eine Antwort sei es früh, meint Tourismusmanager Valletoux. Sicher sei: "Frankreich verkauft sich besser mit Emmanuel Macron als die USA mit Donald Trump." Laut Tageszeitung "Le Monde" hielt Frankreich im vergangenen Jahr mit 82,6 Millionen ausländischen Besuchern seinen Rang als Tourismusweltmeister. Es folgen die USA und Spanien. Für das laufende Jahr peilt Frankreichs Regierung bis zu 89 Millionen Gäste an. © dpa
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