Frankfurt(dpa/tmn) - Beim Reiseveranstalter DER Touristik zeichnet sich bei den Sommerbuchungen ein deutlicher Trend ab: Die Urlauber bevorzugen Deutschland, Spanien, Italien und Portugal - und meiden die Türkei und Nordafrika.
Was der Grund für diese Entwicklung ist und was draus folgt, erklärt der Sprecher der Geschäftsführung der DER Touristik, René Herzog, im Interview.
Urlaub in Deutschland, Spanien und Italien statt in der Türkei und Nordafrika: Was hat diese Verschiebung ausgelöst?
René Herzog: Der Auslöser waren die Anschläge von Paris. Danach war die Buchungssituation eine andere. Wenige Tage danach lagen die nordafrikanischen Länder und auch die Türkei deutlich unter den Vorjahreswerten. Der Anschlag in Istanbul hat den Trend klar verstärkt und die Buchungszahlen noch einmal sinken lassen.
Buchen die Menschen jetzt insgesamt weniger Urlaub?
Herzog: Nordafrika und die Türkei sind so grosse Destinationen, dass der dortige Rückgang die Gesamtnachfrage beeinflusst. Aber es gibt keine allgemeine Buchungszurückhaltung. Die Menschen wollen reisen.
Wenn so viele Urlauber umschwenken - wo wird es im Sommer jetzt so richtig voll?
Herzog: Die Nord- und Ostsee in der Hauptsaison waren immer schon gut gebucht, genauso wie Mallorca in Strandlage. Die derzeit hohe Nachfrage wird nicht dazu führen, dass diese Ziele noch voller werden. Aber es wird dort früher voll. Die grosse Frage wird sein: Was passiert dann?
Entscheiden sich Urlauber dann doch wieder für die Türkei oder Ägypten?
Herzog: Ich hoffe, dass wir noch viele Kunden von diesen Ländern überzeugen können. Wir haben eine emotionale Zurückhaltung. Die Türkei ist nach unseren Informationen genauso sicher wie unser Nachbarland Frankreich.
Wann erwarten Sie wieder einen Buchungsanstieg?
Herzog: Nach der Fussball-Europameisterschaft. Wir werden sicher eine Last-Minute-Saison haben. Ich hoffe aber, dass der derzeitige Buchungsdämpfer nicht zu lange anhält.
Bislang ist es so, dass Urlauber nach einem Anschlag recht bald in ein Land zurückkehren, wenn es dort ruhig bleibt. Glauben Sie noch daran?
Herzog: Das ist die Erfahrung. Ob das immer noch so ist, kann ich nicht sagen. Wir haben nach den Vorfällen an Silvester in Köln eine innenpolitische Gemengelage, eine Verunsicherung - das ist nicht mehr nur die Krise eines Zielgebiets. Aber es ist offen, ob hier mehrere Faktoren zusammenkommen.
Zur Person: René Herzog ist Sprecher der Geschäftsführung bei DER Touristik. Zur DER Touristik gehören die Bausteinreisemarken Dertour, Meier's Weltreisen und ADAC Reisen sowie die Pauschalreisemarken ITS, Jahn Reisen und Travelix. © dpa
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