Die Kanarischen Inseln leben zu einem grossen Teil vom Tourismus. Doch gerade der macht die Inseln für manche Einheimische weniger lebenswert. Schriftzüge auf Teneriffa machen auf das Problem aufmerksam. Auch eine Umweltorganisation fordert ein Umdenken.
Teneriffa, Gran Canaria, Lanzarote und Fuerteventura: Die Kanarischen Inseln sind ein beliebtes Urlaubsziel. Immer angenehme Temperaturen, wilde Landschaften und naturbelassene Strände, die spanische Küche und bezahlbare Preise machen die Inseln attraktiv für Urlauber.
Gerade rund um Ostern zählen die Kanaren zu den beliebtesten Reisezielen der Deutschen, wie Zahlen des Deutschen Reiseverbands (DRV) zeigen. Bei Touristen aus Österreich und der Schweiz sind die Inseln ähnlich beliebt. Auf den kanarischen Flughäfen landeten vergangenes Jahr mehr als 48 Millionen Passagiere – ein neuer Rekord.
Während viele Inselbewohner davon profitieren, ist der stetig wachsende Tourismus anderen ein Dorn im Auge. Ihrem Unmut machen manche von ihnen jetzt Luft. Vor allem im Süden der beliebten Insel Teneriffa verbreiten sich Schriftzüge wie "Tourists go home" (Zu Deutsch: "Touristen, geht heim"), "My misery, your paradise" ("Mein Elend, dein Paradies") oder "Average salary in Canary Islands is 1.200 €" ("Das durchschnittliche Gehalt auf den Kanarischen Inseln beträgt 1.200 €.").
Unter anderem sind die Schriftzüge auf Bänken in öffentlichen Parks oder Mauern von Promenaden im Urlaubsort Pal-Mar zu finden, wie Bilder der Zeitung "Canarian Weekly" zeigen.
Kritik: Tourismus schränkt Einheimische ein
Die steigenden Besucherzahlen auf den Kanarischen Inseln sind zwar positiv für den Tourismus, für einige Menschen stellen sie allerdings ein grosses Problem dar. Unter anderem vermieten Besitzer ihre Wohnungen lieber an Touristen als an Einheimische. Damit lässt sich mehr Geld machen.
So schlage etwa die Stadtplanung auf den Kanarischen Inseln einen ähnlichen Weg ein wie in Barcelona, zitiert das spanische Verkehrs- und Reiseportal "SE12" Eugenio Reyes, Sprecher der Umweltschutzgruppe Ben Magec. Die lokale Bevölkerung werde zugunsten des Tourismus vertrieben, bemängelt er.
Ein weiterer Kritikpunkt an den Touristenmassen: Das Verkehrsaufkommen steige und käme teilweise in Städten fast zum Erliegen, da viele Urlauber die Inseln mit dem Mietwagen erkunden. "Wir alle leiden unter den Zusammenbrüchen der Autobahn auf Teneriffa und Gran Canaria, und Fuerteventura ist auf dem gleichen Weg", sagt Reyes.
Forderungen nach Besuchergrenze und Touristensteuer
Unter dem Motto "Die Kanarischen Inseln haben eine Grenze" zogen dort bereits vergangenes Jahr Demonstranten durch die Strassen. Im Januar dieses Jahres rief die Umweltorganisation Ben Magec-Ecologistas en Acción dazu auf, das Tourismusmodell auf den Kanaren zu ändern. Sie sprach sich unter anderem dafür aus, die Besucherzahlen zu begrenzen, um Naturräume und die Lebensqualität zu erhalten, wie mehrere spanische Medien berichten.
Dass es bislang keine Begrenzung gebe, habe zu "völlig überfüllten Inseln geführt, auf denen die Erzeugung von Abfällen und die Ausbeutung von Ressourcen zu einer fast unumkehrbaren Zerstörung ihrer natürlichen Ökosysteme führen", kritisiert die Organisation laut der Zeitung "El Diario".
Neben einer Begrenzung der Besucherzahlen schlägt die spanische Umweltgruppe eine Touristensteuer vor. Diese könnte ein wirtschaftlicher Beitrag sein, "den die Besucher an das Reiseziel leisten, um die natürliche und kulturelle Umwelt des Ortes zu erhalten und zu schützen".
Verwendete Quellen
- Pressemitteilung des DRV: "Reisetrends zu Ostern: Ägypten, Spanien und die Türkei ganz vorn"
- ecologistasenaccion.org: "Exigen medidas para la desturisficación de Canarias"
- cararianweekly.com: "‘Tourists go home‘ slogans spread across the south of tenerife"
- eldiario.es: "Ben Magec-Ecologistas en Acción urge a cambiar el modelo turístico en Canarias y a limitar sus visitantes"
- cadenaser.com: "Especialistas en urbanismo advierten: "El territorio canario se colapsa ante la sobreocupación de infraestructuras turísticas"
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