Blick von Ko Lipe auf Ko Adang, die drittgrösste Insel im Tarutao-Nationalpark
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Dicht an den Sandstrand reicht der schier undurchdringliche Dschungel. Im Reich aus meterhohen Bäumen, Lianen und Tropenpflanzen zirpt, surrt und kreischt es. Es ist das pralle Leben. Dieses Panorama können Reisende vom "Cliff View Point" der Insel aus bestaunen.
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Doch was es im Sand in der Bucht von Pante Malacca nicht zu sehen gibt: jegliche Fussabdrücke. Weit und breit keine Menschenseele. Hotelanlagen und Strandbars? Fehlanzeige! Die einzigen Begleiter: Krebse und Affen. Ko Tarutao im äussersten Südwesten Thailands ist ein Inseltraum, der es in jedes einschlägige Bilderbuch schaffen würde. Aber nach einem Tag alleine am Strand ist das so oft ersehnte Robinson-Crusoe-Feeling fast schon gespenstisch. Auf Ko Tarutao stellt sich schnell das Gefühl ein, gestrandet zu sein. Zum Sonnenuntergang gibt es keine Gin Tonics und Chillout-Musik. Für absolute Ruhe und Naturfreaks ist Ko Tarutao perfekt.
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In einer globalisierten Welt sind solche Orte selten geworden. Vor allem in Thailand, wo selbst kleinste Aussteiger-Spots schnell den Status "Geheimtipp" verlieren. Umso überraschender: Ko Tarutao liegt zwar recht abgelegen in der Andamanensee an der Grenze zu Malaysia, ist mit 150 Quadratkilometern aber alles andere als klein. Das Eiland ist 26 Kilometer lang, elf Kilometer breit und damit sogar die viertgrösste Insel des Landes. Hier sehen Sie den Blick von Ko Lipe auf Ko Adang, die drittgrösste Insel im Tarutao-Nationalpark. Warum ist selbst Thailand-Fans Ko Tarutao oft kein Begriff und ein solches Naturidyll geblieben?
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Die Antwort liegt 50 Jahre zurück. Am 19. April 1974 wurde hier Thailands erster Meeresnationalpark errichtet. Er besteht aus 51 Inseln in der südlichen Andamanensee, verteilt auf einer Fläche von 1450 Quadratkilometern. Neben Ko Adang und Ko Rawi ist Ko Tarutao die grösste Insel im Park, die diesem auch den Namen gab. Bei vielen Inseln wie Ko Khai mit ihrem natürlichen Felsentor, das zum Parksymbol wurde, handelt es sich um unbewohnte kleine Eilande. Ideale Refugien zum Beispiel für Meeresschildkröten, die hier ihre Eier legen. An den Riffen mit seltenen Korallenarten leben Delfine, Wale und Seekühe. Auf den Inseln selbst sind Makaken, Warane, Reiher, Wildschweine, Tukane und Pythons heimisch.
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Die Inseln sind abgelegenen und schwer zugänglich, sodass dort auch vor 50 Jahren kaum Menschen lebten. Daher war die Tier- und Pflanzenwelt hier schon unberührter als auf anderen Inselgruppen. Dies ist der Grund, aus dem gerade hier ein Meeresnationalpark eingerichtet wurde. Zudem ist die gebirgige Insel, deren höchster Gipfel 708 Meter misst, von dichtem Regenwald und Kalksteinfelsen bedeckt, was Landwirtschaft praktisch unmöglich macht. Doch es gibt einen weiteren Grund, warum eine so grosse Insel nicht bevölkert wurde, wie etwa der südliche Inselnachbar, das malaysische Pulau Langkawi: Tarutao wurde einst zum Verbannungsort erklärt. 1939 machte die Regierung in Bangkok sie zur Gefängnisinsel.
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Die Gefangenen kamen damals an der Talo Wao-Bucht an der Ostküste an. Hier ist der neue Pier an der Talo Wao-Bucht zu sehen. Strafkolonien wurden auch in der Talo Udang-Bucht am südlichen Zipfel der Insel errichtet. Inzwischen sind die Holzbaracken und vieles andere aus dieser Zeit längst vom Dschungel überwuchert und zerstört. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs kümmerte sich die Regierung nicht mehr um Tarutao.
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Der Lebensmittelnachschub vom Festland wurde eingestellt. Gefangene wie Wächter haben dadurch Hunger gelitten und wurden schliesslich zu Piraten, die in der viel befahrenen Meerstrasse von Malakka Handelsschiffe angriffen und plünderten. Damit provozierten sie die See- und Handelsmacht Grossbritannien. Doch die unwegsame Dschungelinsel diente als gutes Versteck. Erst 1964 konnte die britische Royal Navy der Piraterie ein Ende setzen.
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Die Nationalparkverwaltung vermietet auf Ko Tarutao heute einige idyllisch am Strand gelegene einfache Steinbungalows. Der Bau von Hotels ist verboten. Das tagsüber von Affenhorden belagerte Restaurant serviert nur Frühstück und Abendessen. Mit Strom ist die Insel lediglich zwischen 18 und 24 Uhr versorgt. Fernsehen und Internet gibt es nicht, ebenso wenig Taxis oder Tuk Tuks oder eine touristische Infrastruktur wie auf Ko Samui oder Phuket. Da viele Thailand-Urlauber lieber mehr Service, Komfort und Party haben wollen, ist hier wenig los.
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Eine der wenigen Spuren menschlicher Zivilisation auf Tarutao: der gepflegte Parkeingangsbereich. Denn ein paar wenige Besucher lockt die Insel dennoch an. Diese leihen sich Fahrräder, um durch den Dschungel zu einsamen Buchten und Wasserfällen im Inselinneren zu gelangen, manche wandern und werden dabei nicht selten skeptisch von Nashornvögeln beobachtet. Herausforderungen sind die Steigungen der gebirgigen Insel und die tropischen Temperaturen.
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Die meisten Dschungelwanderwege enden an Traumstränden wie an dem rund vier Kilometer langen Ao-Son-Strand, ebenfalls an Einsamkeit kaum zu toppen. Doch menschliche Spuren entdeckt man dann doch: An vielen Stränden Ko Tarutaos wird Müll von den Touristeninseln angespült. Dagegen können auch die Ranger nicht ankämpfen.
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Dafür aber gerät alles, das man auf der Nationalparkinsel unternimmt, zum kleinen Abenteuer: etwa die kleine Dschungelwanderung zum "Cliff View Point" mit seiner Buddha-Statue und dem tollen Panorama des nördlichen Inselteils oder eine Kajaktour auf einem Fluss ins Inselinnere zur Krokodilhöhle. Am Pier des Nationalparks verleihen die Ranger Kajaks und Stirnlampen. Dann geht's los ...
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Mit der Ebbe und ausreichend Trinkwasser kann man starten. Gute zwei Stunden dauert die Tour zur Höhle durch ein Labyrinth aus Mangrovenwäldern. Kein Boot kreuzt den Weg. Reiher fliegen übers Wasser. Das Gefühl, alleine durch dieses Naturparadies zu paddeln, sei unbeschreiblich, berichten Reisende.
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Nach einiger Zeit taucht dann ein Anleger auf. Ein Pfad von zirka 200 Metern führt zum Eingang. Stalagmiten und Stalaktiten kommen dann im Lichtstrahl der Stirnlampe zum Vorschein. Auf einer Art Plastiksteg geht es über den sich unterirdisch fortsetzenden Fluss tiefer in die Höhle. Man muss gebückt gehen, so niedrig ist die Decke, an der Tausende von Fledermäusen hängen, heisst es. Aber keine Sorge, laut den Rangern, seien hier seit Jahrzehnten keine Krokodile mehr gesichtet worden.
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Mit Anbruch der Nacht erwacht dann der Urwald richtig zum Leben. Übernachtungsgäste können Affen lauschen, die unter anderem auf den Dächern ihrer Bungalows sitzen, was abenteuerlich sein kann. Ranger berichten über Ko Tarutao, die Insel sei aus der Zeit gefallen. So wie hier habe es wohl vor 100 Jahren noch auf anderen Inseln Thailands ausgesehen. Taruato bedeutet übrigens die "Geheimnisvolle". Es könnte unpassendere Namen geben. (Redaktioneller Hinweis: Diese Bildergalerie wurde mit Material der dpa erstellt.)