Der Anschlag am Bardo-Museum in Tunis mit 21 Toten ist ein Schock für das nordafrikanische Land und löst weltweites Entsetzen aus. Wer Pläne für einen Urlaub in Tunesien hatte, wird diese jetzt gründlich überdenken. Wie steht es um die Sicherheit in dem einst beliebten Urlaubsland?
Nach dem sogenannten "arabischen Frühling" galt Tunesien als ein Hoffnungsträger unter den nordafrikanischen Ländern bei der Etablierung von Demokratie und Menschenrechten. Auch der Tourismus erholte sich nach dem Einbruch 2011. Mit dem Anschlag in Tunis kommt jetzt jedoch das böse Erwachen.
Auswärtiges Amt rät zu erhöhter Vorsicht
Die Bundesregierung hat nach dem Anschlag auf das Bardo-Museum keine explizite Reisewarnung für Tunesien ausgesprochen. In seinem Hinweis zur aktuellen Situation rät das Auswärtige Amt lediglich dazu, den Bereich um das Museum zu meiden und den Anweisungen der Sicherheitskräfte zu folgen.
In seiner allgemeinen Einschätzung zur Sicherheit in dem nordafrikanischen Land warnt das Ministerium vor allem vor Reisen in Grenzregionen zu Algerien und in Wüstengebiete. Hier komme es immer wieder zu Entführungen und Raubüberfällen. Das Auswärtige Amt rät ausserdem dazu, nach Einbruch der Dunkelheit auf Überlandfahrten zu verzichten.
Der Bürgerkrieg in Libyen ist auch in den angrenzenden Gebieten Tunesiens zu spüren. Wer in diese Regionen reisen möchte, sollte sich fortlaufend über die Sicherheitslage informieren.
Der Islamismus gedeiht
Der Terrorakt in Tunis ist Beobachtern zufolge kein Einzelfall. Die Sicherheitsorgane arbeiten demnach nur unzuverlässig und der Extremismus verfestigt sich in dem Land.
Die Stadt Kairouan gelangte kurz nach dem Sturz der Ben-Ali-Diktatur als Salafisten-Hochburg zu zweifelhafter Bekanntheit. So berichtete etwa eine "Spiegel"-Reporterin davon, wie Religionswächter Fasten-Verweigerer während des Ramadans schikanierten. Extremisten inszenierten sich dort damals schon in Videos als "Allahs Armee".
Heute stellen Tunesier eine der grössten ausländischen Gruppen unter den Kämpfern des Islamischen Staates in Syrien und dem Irak.
Menschenrechte nur auf dem Papier
Die Verabschiedung der neuen Verfassung im Januar 2014 sahen viele Staaten als einen Meilenstein. Für die Menschenrechte erhielt die Regierung in Tunis viel Lob. Das Gesetz stärkt die Rechte der Frauen in einigen Bereichen und sichert den Tunesiern die Glaubensfreiheit zu.
Menschenrechtsorganisationen kritisieren aber, dass die neuen Freiheiten im gelebten Alltag kaum eine Rolle spielen. Folter und Missbrauch stehen weiterhin auf der Tagesordnung, Frauen werden im Alltag diskriminiert und Homosexualität bleibt strafbar.
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