Zu früh gefreut: Mit niedrigen Preisen werben die Airlines für billige Flug-Buchungen im Internet, doch auf dem Weg zum Reise-Schnäppchen warten zahlreiche Kostenfallen auf den Verbraucher. Die versteckten Kosten fallen allerdings häufig erst nach dem Klick auf den Bezahl-Button auf.

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Laut einer "TNS Infratest"-Studie aus dem vergangen Jahr haben 71 Prozent der Deutschen ihren letzten Flug online gebucht. Verständlicherweise wittern Airlines und Reiseanbieter im Internet das grosse Geschäft und zeigen wenig Interesse, ihre Preise transparent zu gestalten. Dabei beziehen sich die fantastischen Angebote aus dem Web oft nur auf den reinen Flug, ohne zusätzlichen Service und Gebühren.

Zahlungsmethoden kosten extra

Je nach Zahlungsart kann sich der Ticket-Preis schlagartig um mehr als 20 Euro erhöhen. © Screenshot billigfluege.de

Das Flugticket kostenfrei mit dem gewünschten Zahlungsmittel begleichen? Utopisch: Im Vergleich zur Mehrheit der Online-Shops sind die meisten Airlines nicht bereit, die Gebühren für den Geldtransfer zu übernehmen. Je nach gewählter Bezahlart schlagen die Anbieter zwanzig Euro und mehr auf den ursprünglichen Ticketpreis auf. Dass die meisten Billig-Airlines immerhin eine kostenfreie Zahlungsvariante anbieten, ist dabei nur ein schwacher Trost. Dabei handelt es sich oft um Online-Bezahldienste, die eine zusätzliche Registrierung erfordern oder besondere Kreditkarten, die kaum verbreitet sind.

Koffergebühren: Jedes Kilo zählt

Mit jedem zusätzlichen Kilogramm nimmt der Kerosinverbrauch zu, weshalb die Airlines ihre Mehrkosten als Koffergebühren an die Kunden weitergeben. Schliesslich macht alleine das Flugzeugbenzin - dessen Verbrauch mit steigendem Ladegewicht zunimmt - ein Viertel der Gesamtkosten im Luftverkehr aus. Ein paar prominente Beispiele:

  • Ryanair: Ein 15 Kilogramm schwerer Koffer kostet in der Nebensaison bei Anmeldung im Internet je nach Flug 15 bis 20 Euro. Wer sich erst am Schalter dazu entschliesst, zahlt 30 bis 40 Euro.
  • Easyjet: Online werden zwischen 14 und 27 Euro für Gepäckstücke bis 20 Kilogramm fällig, am Schalter 35 Euro, am Gate sind es mit 55 Euro noch einmal mehr.
  • KLM: Die holländische Fluggesellschaft verlangt in der Economy-Klasse auf innereuropäischen Flügen für Koffer bis 23 Kilogramm 15 Euro bei Voranmeldung, 30 Euro am Flughafen.
  • Air Berlin: In allen Tarifen von Air Berlin ist ein Gepäckstück bis 23 Kilogramm inklusive. Der Just-Fly-Tarif, bei dem dafür Zusatzgebühren angefallen sind, wird nicht mehr angeboten.

Ziel-Flughäfen liegen abseits des Stadtzentrums

Um sich die höheren Flughafengebühren für einen grossen Airport zu sparen, steuern viele Billig-Airlines kleinere Flughäfen ausserhalb der Metropolen an. Was auf der einen Seite die Kosten reduziert, sorgt im Umkehrschluss für zusätzliche Transfergebühren beim Fluggast.

Beispiel: 60 Kilometer ins Zentrum Londons

Reisende, die sich für einen günstigen Flug nach London entschieden haben, müssen damit rechnen auf dem Stansted Airport, einem Flughafen etwa 60 Kilometer ausserhalb des Zentrums, zu landen.

Dadurch entstehen zusätzliche Transfergebühren für Hin- und Rückfahrt, die sich auf die ursprünglichen Kosten aufsummieren und lässt die Reisekasse schrumpfen lassen.

Die Hin- und Rückfahrt mit der Zug-Gesellschaft "Standstedexpress" nach London und zurück zum Airport kostet umgerechnet um die 40 Euro. Für die Fahrtstrecke ins Zentrum müssen London-Fans ausserdem etwa 50 Minuten einplanen. Tipp: Buchen Sie per Internet bereits im Voraus das Zugticket, um von den günstigen Frühbucher-Preisen zu profitieren.

Heimtückische Kostenfalle

Auf dem Weg zum günstigsten Flug begegnen dem Reisewilligen gleich mehrere Stolperfallen. Um den Kunden zum Abschluss einer kostenpflichtigen Sitzplatzreservierung oder der Reiserücktrittsversicherung zu drängen, locken einige Fluggesellschaften den Verbraucher mit einem perfiden Trick in die Falle: Auf der Bestellwebseite haben sie das Optionskästchen mit Zusatzleistungen bereits aktiviert, obwohl Richter diese dubiose Praxis den Fluggesellschaften bereits Jahr 2012 verboten haben.

Um den Verbraucher vor untergeschobenen Mehrausgaben zu schützen, muss der Endpreis - inklusive aller Extrakosten - laut einer EU-Verordnung während des gesamten Buchungsvorgangs ersichtlich sein.

Im Preis enthaltene KostenErlaubte Zusatzkosten
SteuernKreditkartenzahlung
Gebühren (Flughafen)Sitzplatzreservierung
ZuschlägeGepäck
EntgelteVersicherungen (z.B. Reiserücktritt)

Tipp: Um bei einer derartigen Situation nicht mit leeren Händen dazu stehen, empfehlen Experten ein Bildschirmfoto von der Buchungsseite zu machen, um nicht auf den guten Willen des Anbieters angewiesen zu sein.

Teure Telefon-Hotlines

Bei einem ungeplanten Zwischenfall vor der Flugreise sind die Airlines der erste Ansprechpartner und stehen dem Kunden per Hotline zur Verfügung. Doch während eines Auslandsaufenthalts sind die dafür anfallenden Telefon-Gebühren häufig extrem hoch.

An dieser Stelle setzen die Flug-Anbieter mit ihren Twitter-Profilen an und helfen über das Soziale Netzwerk etwa bei Fragen zur Buchung kostenfrei weiter. In 140 Zeichen wendet sich der Kunde mit seinem Problem an das jeweilige Twitter-Konto (Beispiel: @Ryanair) und erhält nach kurzer Zeit eine Antwort. Bei folgenden Airlines fallen diese Gebühren an:

  • Ryanair: https://twitter.com/RyanairHotline: 0180 5566200 – 0,14 Euro pro Minute für Anrufe aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunktarif 0,42 Euro pro Minute.
  • KLM: https://twitter.com/KLMHotline: 069 867 98 106 - 0,20 Euro pro Minute aus dem Festnetz; Mobilfunk 0,60 Euro pro Anruf
  • Germanwings: https://twitter.com/germanwingsHotline: 0180 6 320 320 - 0,20 Euro pro Minute aus dem Festnetz; Mobilfunk 0,60 Euro pro Anruf

Verpflegung an Board

Bei Lowcost-Flügen bleibt die Küche oft kalt, zumindest dann wenn der Passagier den günstigsten Flug-Tarif gebucht hat. Als Alternativ zum Essens-Verzicht können zum Beispiel an Bord von Ryanair zu Preisen Snacks wie ein Hotdog für fünf Euro, ein Sandwich für 4,50 Euro und der Kaffee für 2,50 Euro gekauft werden. Auch für den grossen Hunger ihrer Gäste haben die Airlines das passende Angebot geschaffen. So stehen etwa bei der niederländischen Fluggesellschaft KLM mehrere Menüs auf dem Speiseplan, die die Fluggäste bereits bei der Buchung kostenpflichtig ordern können. Preise von über zehn Euro für das Gericht treffen allerdings nicht überall auf Gegenliebe, wie kritische Kommentare in einem Internet-Reiseforum zeigen.

Tipp: Viele Billig-Airlines erlauben die Mitnahme und den Verzehr von eigenem Essen auf dem Flug. Sogar Getränke aus dem Transitbereich - die nach der Sicherheitskontrolle gekauft wurden - sind häufig gestattet. Eigene Getränke von Zuhause dürfen Passagiere aber nicht mitbringen.

Tipps:

  • Nehmen Sie sich ausreichend Zeit bei der Buchung und achten Sie auf mögliche Kostenfallen (bereits aktivierte Services etc.).
  • Nutzen Sie wenn möglich die kostenfreie Zahlungsvariante.
  • Informieren Sie sich im Vorfeld über die Gepäck-Zuschläge der Airline.
  • Zahlreiche Airlines bieten die Mitnahme von Essen an, hier ist Einsparpotenzial vorhanden.
  • Lassen Sie sich von dem günstigen "Ab-Preis" nicht blenden, sondern kalkulieren Sie die Zusatzkosten (Transfer vom Flughafen zur Metropole und Verpflegung) sorgfältig.

Wenn es zu Ungereimtheiten mit der Airline kommt, sollten Sie zunächst den persönlichen Kontakt mit der Fluggesellschaft suchen. Ist die Frage, wer etwa die Kosten nach einer Stornierung trägt weiterhin ungeklärt, erteilt der Verbraucherservice der EU im Web oder telefonisch Auskunft: 07851 99148-0 (Dienstag bis Donnerstag, 9:00-12:00 und 13:00-17:00 Uhr).

(mit Material der dpa /dr)

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