Die Netflix-Serie "Emily in Paris" feiert weltweit Erfolge. Fans warten gespannt auf die vierte Staffel – ganz im Gegensatz zu den Parisern. Die regen sich nämlich mächtig über die Serie und die Touristen, die nur deswegen in die französische Hauptstadt reisen, auf und machen ihrem Ärger auch in Form von Graffitis Luft.
In der Erfolgsserie zieht die junge Amerikanerin Emily, gespielt von Lilly Collins, jobbedingt nach Paris. Obwohl sie kein Französisch spricht und zu Beginn mit der doch sehr anderen Kultur zurechtkommen muss, gewinnt sie die Pariser mit der Zeit für sich. Die Serie, die in knapp 20 Sprachen übersetzt wurde, ist ein weltweiter Erfolg und kann auf eine grosse Fangemeinde blicken. Kaum verwunderlich also, dass Tausende jährlich nach Paris reisen, um die Drehorte ihrer Lieblingsserie zu besuchen.
In den sozialen Medien finden sich viele Fotos und Videos von begeisterten Touristen. Manche von ihnen machen für andere Fans sogar Zusammenschnitte, in denen sie Orte aus der Serie zeigen.
Pariser heissen Emily nicht willkommen
Weniger begeistert von dem Erfolg der Serie und besonders von den "Emily in Paris"-Touristen sind die Pariser selbst, wie unter anderem die "Daily Mail" berichtete. An vielen Drehorten finden sich Graffitis, die sich gegen die Serie aussprechen und deutlich machen, dass Emily hier nicht willkommen sei. So beispielsweise an der Fassade des Wohnhauses, in dem die fiktive Figur Emily Cooper lebt.
Und noch weitere Fotos zeigen den Ärger der Franzosen. Viele Touristen posieren, neben dem Wohnhaus von Emily, auch gerne vor dem Restaurant am Place de l'Estrapade, in dem die Figur Gabriel Lucas Bravo arbeitet. In der Serie heisst das Restaurant "Les Deux Comperes", während es in Wirklichkeit "Terra Nera" heisst. Schräg gegenüber auf der anderen Strassenseite wurden die Rollläden von Emilys Lieblingscafé, dem "Café de la Nouvelle Mairie" beschmiert.
Ebenso hat eine benachbarte Schusterei ein Graffiti mit deutlichen Worten erhalten: "Emily, casse toi, Paris sud n’est pas à toi" bedeutet so viel wie "Emily, verzieh dich, Süd-Paris gehört dir nicht".
Die französischen Klischees, mit denen die Serie spiele
Zwar stören sich einerseits viele Pariser an der "Invasion der Idioten", wie eine junge Frau die Fangemeinde der Serie in einem Gespräch mit "NBC-News" betitelte, andererseits profitieren auch manche von ihnen. Allen voran die Besitzer der Cafés und Restaurants, die Emily gerne besucht.
Aus einer Kritik der Zeitung "Le Monde" sowie aus dem NBC-Artikel und weiteren, geht allerdings eine deutliche Haltung der Franzosen gegenüber der Serie hervor: Sie sind unzufrieden mit der Darstellung Paris' sowie mit den französischen Klischees, mit denen die Serie spielt.
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"Le Monde" findet, dass Paris in der Serie wie ein "Vergnügungspark für amerikanische Touristen" dargestellt wird. Und auch die junge Französin beschwert sich gegenüber "NBC-News" über die Art und Weise, wie der Culture-Clash gezeigt werden soll: "Es war schlimmer als ein Klischee, es fühlte sich an, als ob die Amerikaner sich über die Franzosen lustig machten." Damit spielt sie wohl auch darauf an, dass veraltete französische Stereotypen für die Geschichte genutzt wurden - wie, dass Franzosen arbeitsscheu wären.
Zum Teil ist es also nachvollziehbar, dass die Pariser keine grosse Lust auf Touristen haben, die nur wegen der Serie in die Hauptstadt Frankreichs kommen. Zum anderen muss jedoch klar sein, dass es sich bei "Emily in Paris" um eine fiktive, romantische Comedyserie und um keine Dokumentation über Paris oder seine Einwohner handelt.
Verwendete Quellen
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