Ihlow (dpa) - Uwe und Marita Steinkamp haben ein Händchen für das Gärtnern - das sieht der Besucher auf den ersten Blick. Durch ein verwittertes Holztor, das von einem Mauerbogen aus roten Backsteinen begrenzt wird, betritt er den Zachariashof in Ihlow (Märkisch Oderland).
Man steht unvermittelt inmitten eines verwunschen anmutenden Ensembles. Die den Innenraum begrenzenden Gebäude sind von Grün umrankt, aus kleinen steinernen Brunnen plätschert Wasser, hinter Blättern und aus üppigen Stauden scheinen hölzerne Skulpturen zu wachsen.
Was auf den ersten Blick so aussieht wie zufällig von der Natur so geschaffen, war in Wirklichkeit harte, jahrelange Arbeit. Denn als der gebürtige Bonner Uwe Steinkamp das Anwesen 1994 zufällig entdeckte, war es von ländlicher Schönheit weit entfernt. Das namensgebende Wohnhaus des einstigen Kolonialwarenhändlers Arthur Zachariasstand nicht mehr, war während des Zweiten Weltkriegs zerstört worden. Im alten Stallgebäude stand Vieh, die Scheune war zur Autowerkstatt umfunktioniert. "Ich suchte schon eine neue Bleibe auf dem Lande, bin schliesslich in der ebenfalls ländlichen Eifel aufgewachsen", erzählt der 53-jährige studierte Landschafts- und Gartenarchitekt, der bis dahin 15 Jahre lang in Berlin gelebt hatte.
Er kaufte das ruinöse Gehöft, verwirklichte seine Vision eines geschlossenen Hofensembles und einer natürlich wirkenden, aber ausgeklügelten Gartengestaltung. Den grünen Daumen hat seine Frau Marita, die er in der Ostbrandenburger Provinz kennen gelernt hatte. Ihr obliegt die eigentliche Pflege - ohne chemische Keule, dafür mit Naturdünger und Pflanzenjauchen.
Die 1600 Quadratmeter Garten sind gewissermassen die grüne Visitenkarte von Familie Steinkamp, die seit Jahren ihren Zachariashof in der warmen Saison für Besucher öffnet. "In erster Linie natürlich, um die Gestaltung auf sich wirken zu lassen, bestimmte Grundregeln zur Anordnung von Pflanzen zu erklären", sagt der Hausherr, der im Auftrag von Kunden - ob Privatleute, Firmen oder Wohnungsbaugesellschaften - Gärten entwirft.
Das Bewusstsein dafür wachse allmählich. "Ich will den Leuten das Gärtnern nicht weg nehmen, nur etwas Struktur ins grüne Zuhause bringen, es so auch pflegeleichter machen", stellt Steinkamp klar. "Gartengestaltung liegt absolut im Trend und ist längst nicht mehr nur etwas für alten Damen. Leute finden es spannend, auch mal in Gärten zu schauen, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind", bestätigt Brigitte Faber-Schmidt vom Verein Gartenland Brandenburg.
"Wir wollen das breite Spektrum und die Bandbreite widerspiegeln. Ich finde, Brandenburg ist ein Gartenland", sagt Faber-Schmidt. Das sehen auch Steinkamps so, die ihre neun Themengärten - von Rosen- über Zen-, Küchenkräuter- bis hin zum Waldgarten - ständig umgestalten. "Der Garten hat heute eine andere Funktion, als früher. Es geht nicht mehr in erster Linie um Obst- und Gemüseanbau, sondern um einen Ruhepol, einen Ausgleich zum stressigen Alltag", sagt Steinkamp, der seit 2008 auch Ortsvorsteher von Ihlow ist.
Neun Ferienwohnungen gibt es inzwischen in dem 180-Seelen-Örtchen, das vor allem als Drehort der RBB-Fernsehreihe um Polizeihauptmeister Horst Krause bekannt geworden ist. Die Region zwischen Strausberg und Neuhardenberg sei kein touristischer Geheimtipp mehr, wie noch vor ein paar Jahren.
Daran haben nicht zuletzt Steinkamps ihren Anteil, deren zweite Liebe der Kunst gilt. In der Ausstellungs-Scheune ist eine kleine Bühne für Lesungen und Musik entstanden, im Waldgarten ein hölzerner Pavillon für ähnliche Zwecke. Zudem gibt es eine überdachte Sommerküche für das Gourmet-Kochen mit Besuchern. "Wir ernten gemeinsam, bereiten zu und essen", erklärt Marita Steinkamp das Konzept. Aus alten, abgeholzten Alleebäumen fertigt ihr Mann seit Jahren Skulpturen, die im Zachariashof, aber auch am neuen Radweg "Tour Brandenburg" stehen. © dpa
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