Nichts bleibt auf Dauer, wie es ist. Alles ist im Fluss. Faszinierend, wie sich die Welt verändert. Der Fotograf Paul Sahner hat in Archiven nach historischen Bildern von New York gestöbert und auf neuen Fotos festgehalten, wie die gleichen Orte heute aussehen. Die Manhattan Bridge hat sich kaum verändert, während Bowling Green, der älteste Park der Stadt, kaum wiederzuerkennen ist.
Manhattan Bridge erinnert an "Old Europe"
Wenn man von Manhattan aus auf die Manhattan Bridge fährt, passiert man einen wuchtigen Torbogen, der von Säulengängen flankiert wird. Ein bisschen kommt man dabei sich vor, als sei man in Europa. Und tatsächlich: Die Architekten des Bauwerks haben sich von der Porte Saint-Denis, einem Triumphbogen in Paris, und dem Petersplatz in Rom inspirieren lassen. Als das historische Bild um das Jahr 1915 entstand, war der Torbogen noch ganz neu. Über die Jahre verdeckten Schmutz und Graffitis die ursprüngliche Pracht. Wer die Stadt heute besucht, wird davon nichts mehr sehen. Denn seit der Renovierung in den 1990er Jahren erstrahlt das Gebäude in neuem Glanz.
Zukunftsweisendes Lever House an der Park Avenue
Eine der bekanntesten Strassen im Big Apple ist die Park Avenue, an der der Grand Central Terminal liegt. Auch wenn man es dem hier abgebildeten Lever House kaum ansieht: dieses Gebäude ist etwas Besonderes. Es war zusammen mit dem ebenfalls Anfang der 1950er Jahre erbauten UN-Hauptquartier Vorreiter für eine neue Art von Hochhäusern in New York. Vorher baute man Wolkenkratzer aus Stein, nun war der Startschuss für Riesen aus Stahl und Glas gefallen, die heute das Stadtbild dominieren.
Union Square verliert sein Minarett
Der Union Square verbindet den Broadway mit der Park Avenue. Hier ist der westliche Teil des Platzes zu sehen. Das historische Foto entstand um das Jahr 1894. Abgesehen von den Hochhäusern, die im Hintergrund dazu kamen, ist vor allem die Veränderung des zweiten Gebäudes von links auffällig. Das Decker Building besass früher eine Art Minarett. Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Warum es verschwand - irgendwann vor dem Zweiten Weltkrieg - ist nicht klar. In dem Gebäude wurde 1968 ein Attentat auf Andy Warhol verübt, das er nur knapp überlebte.
Bowling Green: Big Apples ältester Park
Im Süden von Manhattan beginnt der Broadway am Bowling Green. Der kleine Park mit seinem Brunnen in der Mitte ist der älteste der Stadt - fast 300 Jahre existiert er schon. Die historische Aufnahme datiert von zirka 1907. Die Bäume haben seither gewaltig gewachsen. Eines ist gleich geblieben: Nach wie vor nehmen sich die Menschen auf den Bänken rund um den Brunnen kleine, entspannende Auszeiten vom Trubel des Alltags.
Tudor City blickte schon früh in die Zukunft
Tudor City ist eine der ersten Hochhaussiedlungen der Welt. Die Idee war eine Stadt in der Stadt zu schaffen, in der die Menschen arbeiten und leben. Sie wurde Mitte der 1920er Jahre am Rand eines verrufenen Viertels erbaut und steht seit 1988 unter Denkmalschutz. Heute ist dort auch das UN-Hauptquartier zu finden. Diese Fussgängerunterführung in der Nähe ist nicht schöner geworden. Sie ist heute zur Hälfte mit einem Zaun abgeriegelt.
Tunnel Exit Street ist kaum wieder zu erkennen
Der Queens-Midtown-Tunnel verbindet Queens und Manhattan. Am Ausgang des Tunnels in Midtown, einem vornehmen Viertel südlich des Central Parks, gerät man auf die Tunnel Exit Street. Vor 72 Jahren, als der Tunnel gebaut wurde, sah es dort noch komplett anders aus. Wo 1941 ein Parkplatz und Backsteinhäuser waren, stehen heute dicht gedrängt die Hochhäuser. Von damals ist nur noch eine kleine Mauer und ein Laternenpfahl übrig.
Bryant Park: vom Schaugarten zur Touristenattraktion
Auch der Bryant Park liegt in Midtown. Er ist beliebt bei Touristen und bei New Yorkern, vor allem wegen seiner Nähe zu Sehenswürdigkeiten wie der Times Square und dem 366 Meter hohen Bank of America Tower. Die Grünanlage gibt es seit mehr als 150 Jahren. Sie hat mehrfach ihr Gesicht gewandelt. So war im Park um 1922 ein Schaugarten angelegt. Heute ist davon nichts mehr zu sehen.
Sutton Place macht steile Karriere
Sutton Place ist ein Paradebeispiel dafür, dass viele Nobelviertel früher alles andere als elegant waren. Vor 1880 war die Strasse einfach die Verlängerung der Avenue A. Nachdem sie ihren neuen Namen Sutton Place erhalten hatte, lebten dort Familien der Mittelklasse und es gab eine Brauerei. Erst 1920 entwickelte sich die Strasse zu einer exklusiven Wohngegend, als die High Society beschloss, dass es ganz hübsch sein könnte, am Ufer des East Rivers zu wohnen. Die historische Aufnahme stammt aus der Zeit um 1915.
Alle Bilderpaare und noch viele weitere faszinierende Ansichten vom Big Apple finden Sie auf dem Blog des Fotografen Paul Sahner.
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