Die Schweiz erschliesst nach Ansicht des abtretenden Direktors des Bundesamts für Verkehr (BAV) zu viel mit S-Bahnen. Die Finanzierung von Tramlinien oder U-Bahnen durch den Bund müsse politisch geprüft werden, sagte BAV-Vorsteher Peter Füglistaler in einem Interview.
Der Bau von neuen Tramlinien oder von U-Bahnen habe hierzulande einen zu geringen Stellenwert, sagte Füglistaler in einem am Donnerstag publizierten Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung".
Zu prüfen gelte, ob der Bund auch grössere Tramtunnel oder U-Bahnen vollständig über den Bahninfrastruktur finanzieren könnte. "Das würde ein offeneres Denken ermöglichen", sagte Füglistaler.
Eine S-Bahn brauche eine gewisse Distanz, Geschwindigkeit und Kapazität, um ihre Stärke auszuspielen. "Mit dem Bau zusätzlicher Haltestellen gehen wir in die gegenteilige Richtung", sagte der BAV-Direktor.
Umsetzung von Grossprojekten in Etappen
Füglistaler drosselte im Interview auch die Erwartung von Kantonen an nächste Ausbauprojekte im öffentlichen Verkehr. "Wir werden Geld für erste Etappen von Grossprojekten haben, aber nie im Umfang, wie es Ideen und Wünsche gibt", sagte er. Unbestritten sei, dass es in Basel und Luzern einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs brauche. "Ich bin aber skeptisch, ob es immer die perfekte Lösung braucht, die man jetzt andenkt." Deshalb würde nach Etappierungen gesucht.
Füglistaler wird Ende Juli in den Ruhestand treten. Seine Aufgabe zur Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs und des Güterverkehrs in der Schweiz übergibt er dann Christa Hostettler. (sda/fte)
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