Die Dreharbeiten für die erste Gemeinschaftsproduktion der SRG mit Netflix stehen vor dem Abschluss. "Winter Palace", eine Serie über die Entstehung der Luxushotellerie in den Alpen Ende des 19. Jahrhunderts, soll ab Ende Jahr zu sehen sein.
Das Filmteam, angeführt von Regisseur Pierre Monnard, arbeitet seit Montag im Château Mercier in Siders VS. Am 12. März sollen die Dreharbeiten abgeschlossen werden.
Die Zuschauer des Westschweizer Fernsehens RTS und von Play Suisse sollen die acht 45-minütigen Episoden ab Ende des Jahres sieben Wochen lang vorab sehen können, bevor sie international über Netflix ausgestrahlt werden. Die Serie wurde in englischer und französischer Sprache gedreht.
Die erste Gemeinschaftsproduktion der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) und Netflix erhielt vom Westschweizer Fernsehen RTS sieben Millionen Franken, Netflix gab keine Zahlen bekannt. 18 Wochen Dreharbeiten, fast 60 Schauspielerinnen und Schauspieler sowie 950 Statisten, etwa 80 in der Schweiz angestellte Techniker, 6000 Kostümteile, ein Dutzend Pferdekutschen und Schlitten waren für die Produktion der Serie nötig.
Einsatz von KI
Die Co-Produktion wurde von der Walliser Filmkommission unterstützt. Dafür sind maximal Beiträge von 100'000 Franken pro Projekt möglich. Im Wallis wurden zwischen 2020 und 2023 insgesamt 113 Tage für die Produktion gefilmt. Zürich verzeichnete 274 Drehtage, die Waadt 95, Graubünden 90 und das Tessin 72.
Im Château Mercier, wo derzeit gedreht wird, wurde jedes Zimmer für eine Figur aus der Serie eingerichtet, wie die Verantwortliche für die Ausstattung, Marion Schramm, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. In einem der Zimmer befinde sich eine Bettdecke aus Fuchsfellen - "das kann man sich nur auf einem Filmset leisten" - und ein von Künstlicher Intelligenz (KI) generiertes Bild an der Wand: ein Aufeinandertreffen zweier Welten.
KI wurde auch für den Palast eingesetzt, der auf der Leinwand zu sehen sein wird: Eine digitale Kreation, so der Produzent Xavier Derigo, mit realen Elementen aus dem Caux-Palace oberhalb von Montreux, dem Righi vaudois in Glion VD und dem Château Mercier.
Die meisten Aussenaufnahmen wurden am Simplon gedreht, im Schnee auf über 2000 Metern Höhe, und im Binntal im Wallis. Das seien Landschaften, die normalerweise nicht im Fernsehen zu sehen seien.
Die Anfänge der Luxushotellerie
Die Serie erzählt von den Anfängen der Luxushotellerie in den Schweizer Alpen Ende des 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht André Morel, ein "etwas verrückter" Hotelier und Unternehmer, der diesen ersten "Winterpalast" mit den Finanzen eines englischen Lords eröffnen konnte.
"Die Geschichte der Hotellerie ist eines der interessantesten Epen, die man über die Schweiz Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts erzählen kann", sagte Regisseur Monnard. Für die Figur von Morel habe sich die Serie von César Ritz inspirieren lassen, "einem Pionier, der sich den gängigen Vorstellungen seiner Zeit widersetzte".
Die Figur von Morel wird vom 29-jährigen französisch-schweizerischen Schauspieler Cyril Metzger verkörpert, der bereits mit Pierre Monnard in der Serie "Hors saison" gedreht und in "La voie royale" von Frédéric Mermoud gespielt hat, der für den Schweizer Filmpreis Quartz nominiert ist.
Der Schauspieler, der zwischen Genf und Paris lebt, freut sich, in der Schweiz zu spielen: "Wir haben oberhalb von Montreux gedreht, wo mein Vater wohnt. Dann im Wallis, wo ich viel Zeit verbracht habe", sagte der Darsteller. Er wird von rund zwanzig Schauspielern aus der Romandie sowie mehreren französischen Schauspielern wie Manon Clavel begleitet, die Rose, die Ehefrau von Morel, spielt.
Ein Held aus der Serie "Vikings"
Zu den englischen Schauspielern gehören Simon Ludders als Lord Fairfax, Henry Pettigrew als Conan Doyle, der Autor von Sherlock Holmes, ein Stammgast in den Schweizer Hotelpalästen der damaligen Zeit, und Clive Standen, ein Held der Serie "Vikings", als Lance Raney.
Bisher sieht Monnard keinen Unterschied in der Zusammenarbeit mit der grossen Streaming-Plattform: "Abgesehen von den zur Verfügung gestellten Mitteln", schränkte Cyril Metzger ein: "Mehr als 70 Drehtage in der Schweiz für eine Serie sind selten."
"Wir arbeiten mit Netflix auf die gleiche Weise wie mit RTS und SRF", fuhr der Regisseur fort, "und wir hoffen, dass dies auch während der Schnittphase so bleibt".
Vor der Unterstützung durch Netflix entstand die Idee zu der Serie in den Köpfen der Drehbuchautorin Lindsay Shapiro und des Produzenten Jean-Marc Fröhle, der die Firma Point Prod in Genf leitet, die neben Oble (Frankreich) ein weiterer Partner des Projekts ist. © Keystone-SDA
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