Wenn am Donnerstagnachmittag Alphörner zwischen dem Brienzer- und dem Thunersee ertönen, ist das ein untrügliches Zeichen: Das Greenfield Festival startet und damit auch die Saison der Openair Festivals. Erfolgreich werden 2024 die altbewährten Festivals sein.
Alphörner? Am Greenfield? "Die Alphornbläser passen zur Eröffnung des Greeenfield Festivals wie die Faust aufs Auge", schreibt das Festival selber auf seiner Homepage. Denn, was dann bis Sonntag folgt, klingt so ganz anders: laute Gitarren, Heavy Metal bis Punk. So etwa die britische Metalcore Band Bring Me The Horizon oder Kraftclub aus dem deutschen Chemnitz mit Garage Rock, Rap und Indie oder Feine Sahne Fischfilet, die Uptempo-Punkrocker gegen Rechts.
Klare Linie
Fans des Greenfield wissen es längst: erst Alphorn und dann geht's zur Sache. Die treuen Fans sind es auch, auf die das Festival zählt. Der Vorverkauf sei "auf dem gleichen Level wie letztes Jahr", heisst es bei den Verantwortlichen auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. 2023 hatten, wie bereits im Jahr zuvor, 84'000 Besucherinnen und Besucher das Greenfield besucht. Beide Male ein Rekord. Das Erfolgsrezept sei eine klare inhaltliche Linie, heisst es beim Festival.
Andere können derzeit von solchen Erfolgen nur träumen. So hätte eigentlich der Berner Mundart-Rocker Gölä die diesjährige Festivalsaison bereits vom 7. bis 9. Juni einläuten wollen. Er hatte ein dreitägiges Jubiläumsfestival in Buochs NW geplant, musste seine Earthbeat-Sause aber wegen zu wenig Nachfrage absagen.
Bereits 2018 geisterte die Angst vor einem Festivalsterben durch die Szene, Übersättigung war das Stichwort. Dann kamen Corona und steigende Energiepreise im Gefolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Trotzdem heisst es jetzt bei der Swiss Music Promoters Association (SMPA), dem Branchenverband der professionellen Schweizer Konzert-, Show- und Festivalveranstalter, der Zustand der Festivalbranche sei allgemein gut.
Teurere Tickets
Preissteigerungen seit Corona hätten durch effizientere Abläufe und über höhere Ticketpreise abgefangen werden können, so die SMPA. Der Branchenverband macht aber Einschränkungen. Demnach strömt das Publikum an die altbewährten Schweizer Openairs. "Neuere und teilweise auch kleinere Festivals haben derzeit eher Mühe" - wie eben Gölä.
Das Greenfield gehört jedenfalls zu den "altbewährten Schweizer Openairs", ist aber unter den grossen, gemessen am Publikum, eher ein kleines Festival. Eines der beiden ganz grossen startet dann Anfang Juli: das Montreux Jazz Festival (05.-20.07.) zieht an 16 Festivaltagen rund 250'000 Besucherinnen und Besucherinnen an. Etwa gleich viele pilgern nach Nyon ans Paléo (23.-28.07.) Letzteres vermeldete im März einen "absoluten Rekord" für seine diesjährige 47. Ausgabe: die 200'000 Tickets im Vorverkauf seien innerhalb von 21 Minuten ausverkauft gewesen. Während des Festivals werden täglich weitere 1500 Tickets für den gleichen Abend verkauft.
Im Mittelfeld der Grossen spielen mit rund 160'000 Besucherinnen und Besuchern das Openair Frauenfeld (11.-13.07.) und mit jeweils knapp 100'000 das Gurten Festival (17.-20.07.) auf dem Berner Hausberg sowie das Openair Gampel (15.-18.08.) im Wallis. Frauenfeld wie der Gurten geben auf Anfrage an, mit dem Ticketverkauf auf Kurs zu sein. "Mit dem Start des Festivalsommers und den steigenden Temperaturen werden wir unser Ziel dieses Jahr wieder erreichen können", heisst es etwa beim Openair Frauenfeld.
Grosse Vielfalt
Doch beim Gurten Festival wie beim Openair Frauenfeld ist auch die Rede von "Herausforderungen". "Post-Pandemie, Inflation, allgemeine Weltlage - das trifft alle sehr", so das Gurten Festival.
Wohl vor diesem Hintergrund geht in diesem Jahr das Zürich Openair neue Wege. Das Festival dauert nur noch vier Tage, einen Tag weniger als im Vorjahr. Und es findet an zwei Wochenenden (23. und 24.08. sowie 30. und 31.08.), nur jeweils freitags und samstags statt. Zu seinen Ticketverkäufen will sich das Festival im Vorfeld nicht äussern. Aber: "Wir sind bis anhin sehr zufrieden, das sagen wir gerne", heisst es auf Anfrage. 2022 kamen etwas mehr als 100'000 Besucherinnen und Besucher, im letzten Jahr machte ein Gewitter den Verantwortlichen einen Strich durch die Rechnung. Das Zürich Openair musste an einem Abend abgebrochen und evakuiert werden.
Von Übersättigung wegen zu vieler Festivals will man beim Zürich Openair nicht sprechen. Es gehört zu jenen, die die Openair-Festivalsaison Ende August ausklingen lassen. "Die Vielfalt und Anzahl der Festivals bietet den Musikliebhabern eine breite Auswahl, was positiv ist. So findet jeder und jede das passende Angebot." © Keystone-SDA
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.