Nach dem Willen der Basler Regierung soll das Musical Theater zu einem Hallenbad werden. Dagegen sträubt sich die Kulturszene.

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Das Basler Musical Theater ist zum politischen Streitfall geworden. Die Basler Regierung will das Theater zum Hallenbad umwandeln, Musicalfreunde wehren sich dagegen. Am (heutigen) Dienstag steht nun aber erst einmal eine Premiere auf dem Programm.

Ein Blick in das aktuelle Programm des Musical Theaters offenbart ein reges Treiben: Bis am Sonntag sorgte das britische Rhythmus-Spektakel "Stomp" für viel stampfenden Lärm, vom 30. Januar bis 4. Februar wird der Musical-Klassiker "West Side Story" für berührende Augenblicke sorgen, und ab 10. Februar wird der Schweizer Comedy-Künstler Kaya Yanar im Theater einen mehrtägigen humorbetonten Halt einlegen.

Die Februar-Termine im Musical Theater waren bis vor der Corona-Zäsur der grossen Basler Vorfasnachtsveranstaltung Drummeli vorbehalten. Diese ist aber 2023 in die wenige hundert Meter entfernte Eventhalle der Messe Basel umgezogen, die im Gegensatz zum schönen Theatersaal mit seinen roten Plüschsesseln eine eher kalte und abweisende Atmosphäre verströmt.

Der Wegzug des Drummeli war nicht Folge einer aufgekündigten Liebe zum Aufführungsort, sondern eine Reaktion auf eine Mitteilung der Basler Regierung vom 26. April 2022, in der sie das Ende des Theaters ankündigte. Der Mietvertrag mit der Betreiberin des Musical Theaters, der Freddy Burger Management (FBM), werde auf Ende 2024 aufgelöst, hiess es.

Theater zum Hallenbad umbauen: Zwei Fliegen mit einer Klappe?

In einem Anflug von Euphorie verkündete die Regierung, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können: nämlich das ungeliebte Musical Theater loszuwerden, das der Kanton von der finanziell arg angeschlagenen Messebetreiberin MCH Group übernommen hatte, und endlich einen Standort für das seit Jahrzehnten geforderte Hallenbad mit 50-Meter- und "Attraktions-Becken" gefunden zu haben.

Das Musical Theater Basel bietet 1.557 Zuschauerinnen und Zuschauern Platz. © Musical Theater Basel

Dagegen regte sich aber zunehmend Widerstand. Zuerst von Künstlerinnen und Künstlern, von Veranstalterseite und schliesslich aus Politkreisen und seitens der Bevölkerung. Im September 2023 reichte ein Komitee eine Volksinitiative für den Erhalt des Theaters ein. Über 3.000 Unterschriften waren dafür innert kurzer Zeit gesammelt worden.

So stellt sich die Basler Regierung das Hallenbad im Theaterbau vor. © bs.ch

Nutzungsvertrag vorerst verlängert

Abgestimmt wird aber nicht in nächster Zeit. Der Grosse Rat erteilte der Regierung letzten Dezember die Erlaubnis, sich zum Hallenbadprojekt mit einem gesonderten Bericht vernehmen zu lassen, bevor über die Initiative abgestimmt wird. Das hatte aber zur Folge, dass ein allfälliger Umbaubeginn zum Termin der Vertragsauflösung Ende 2024 undenkbar wurde und das Szenario eines für viele Monate leerstehenden Theaters drohte.

Die Regierung nahm deshalb eine Anregung aus dem Grossen Rat auf und verlängerte den Nutzungsvertrag mit FBM bis Ende 2026. Die Betreiberin freut sich über die Verlängerung, wie sie auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Man werde alles daran setzen, eine möglichst gute Auslastung zu erreichen, so die Worte aus der PR-Abteilung. Aber: "Weitere Auskünfte möchten wir nicht erteilen."

Basler Grossveranstalter: "Der Entscheid kommt zu spät"

Weniger wortkarg gibt sich Thomas Dürr vom Basler Grossveranstalter Act Entertainment, der immer wieder Events ins Theater gebracht hat. "Der Verlängerungsentscheid kommt ein gutes Jahr zu spät", sagt er. Konzert- und Musicalproduktionen der entsprechenden Grössenordnung hätten lange Vorlaufzeiten, weshalb viele für 2025 bereits fix verplant seien.

Dürr ist nicht sonderlich gut auf die Regierung zu sprechen. Nur schon die Idee, das Theater durch ein Hallenbad zu ersetzen, bezeichnet er als "einer Kulturstadt nicht würdig". Basel brauche eine Halle dieser Grössenordnung. Und das Theater sei, anders als dies die Regierung immer wieder betont habe, in einem guten Zustand.

Die Regierung spricht gemäss Angaben des Finanzdepartements in einer Petitionsantwort von drohenden Sanierungskosten in der Höhe von 50 bis 80 Millionen Franken. Das ist viel Geld angesichts der Tatsache, dass der Neubau des Theaters in den Mauern der ehemaligen Messehalle 1994 für 25 Millionen Franken zu haben war.

Und das sei viel Geld für den Kanton, der nicht den Auftrag habe, ein Musical Theater zu betreiben, heisst es weiter. Die Forderung nach einem Hallenbad aber sei konkret vorhanden. Wie viel eine solche Badeanstalt kosten dürfte, will die Regierung in ihrem für Frühling angekündigten Bericht bekanntgeben. (SDA/tas)

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