Die Invalidenversicherung zahlt ab dem kommenden Jahr an Epilepsiewarnhunde für Kinder und Erwachsene. Die Hunde spüren und riechen die ersten Anzeichen, bevor ein Anfall auftritt.
Sie heissen Oskar, Amy oder Travis, lassen sich von ihren Kindern streicheln, springen umher oder sitzen vor einem Rollstuhl: Hunde, die für das Erkennen eines drohenden epileptischen Anfalls ausgebildet sind. Epilepsiewarnhunde, auch Epidogs genannt. Die Bildergalerie des Vereins "Epidogs for Kids" zeigt Alltagssituationen von betroffenen Kindern mit ihren Hunden. "Rund 90 Prozent der Hunde sind Labrador Retriever", sagte Vereinspräsidentin Madlaina Blapp zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Es gibt aber auch Golden Retriever und weitere Rassen.
Der Alltag für Menschen mit der neurologischen Erkrankung Epilepsie ist anspruchsvoll. Erst recht für betroffene Kinder und ihre Eltern: Wann kommt der nächste Anfall? Wo wird er geschehen? Wie schwer wird er sein? Wird er im Spital enden?
Chemie Kind und Hund muss stimmen
Die ersten Anzeichen eines Anfalls frühzeitig wahrnehmen können Hunde dank ihres Spürsinns. Zu speziellen Warnhunden ausgebildet, können sie Kinder und Erwachsene im Alltag begleiten und für mehr Sicherheit und Bewegungsfreiheit sorgen. Die Wissenschaft geht derzeit davon aus, dass Hunde mit ihrem Geruchssinn auf einen Sauerstoffabfall im Blut reagieren - wie dies bei einem epileptischen Anfall vorkommt. Auch können sie minimale Veränderungen im Verhalten der Menschen wahrnehmen.
In solchen Situationen hat der Hund je nach Ausbildung verschiedene Möglichkeiten zu reagieren, wie "Epidogs for Kids" beschreibt: Er kann beispielsweise das Kind am Weitergehen hindern, durch Lecken des Kindes Erwachsene auf die Situation aufmerksam machen oder gar Notfallmedikamente bringen. "Die Chemie zwischen Kind und Hund muss stimmen", sagte Blapp. So werden die Kinder zur Wahl des richtigen Hundes zu einem Welpenrudel gebracht. Ausgewählt wird möglichst der Hund, der sich am stärksten für das Kind interessiert.
Für Kauf, Futter und Tierarzt
Rund 20'000 Minderjährige sind schätzungsweise in der Schweiz von Epilepsie betroffen. Diese Zahl nannte der Luzerner FDP-Ständerat Damian Müller im Parlament. Müller hat mit seiner Motion erreicht, dass die Invalidenversicherung (IV) künftig Epilepsiewarnhunde für Kinder und für Erwachsene finanziert. Die neue Regelung gilt ab Anfang 2024. Sowohl der Bundesrat als auch die beiden Parlamentskammern hatten dem Vorstoss oppositionslos zugestimmt.
Gemäss der entsprechenden Verordnung des Bundes vergütet die IV einen Pauschalbetrag von 14'280 Franken pro Hund. Er setzt sich zusammen aus 9000 Franken für die Anschaffungskosten und 5280 Franken für Futter und Tierarzt. Diese Leistung kann höchstens alle acht Jahre eingefordert werden - für jeden Hund jedoch nur einmal.
Hunde auch bei Autismus
Die Ausbildung der Hunde dauert laut "Epidogs for Kids" rund drei Jahre und kostet etwa die von der IV vergüteten 15'000 Franken. Idealerweise komme ein Hund bereits als Welpe in die Familie und werde so ein fester Bestandteil der neuen sozialen Gemeinschaft, schreibt der Verein. Dabei wird die Familie von Hundetrainern und Epilepsie-Kundigen begleitet.
"Epidogs for Kids" wird allerdings nicht von der neuen Finanzierung profitieren, wie Präsidentin Madlaina Blapp sagte. Dies weil der Verein nicht Mitglied der Organisation Assistance Dogs International (ADI) ist. Der Verein will nun die Entwicklung beobachten und allenfalls später eine Mitgliedschaft in Betracht ziehen.
Neben den Epilepsiewarnhunden finanziert die IV zudem ab 2024 auch Autismusbegleithunde für Kinder bis zum neunten Lebensjahr. © Keystone-SDA
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